ETF statt Ausreden: Du und dein Geld haben ein besseres Leben verdient

Während Männer am Kapitalmarkt Renditen erzielen, bleiben Frauengelder traditionell auf Sparkonten, wo es real schrumpft. Das Resultat: strukturelle Vermögenslücken, die keinerlei biologische, aber viele kulturelle Ursachen haben.
Dabei ist die Lösung weder exotisch noch spekulativ. Sie heisst ETF (Exchange Traded Fund): ein transparentes, kostengünstiges Instrument, das langfristig verlässlich wächst. Und doch nutzen es viel zu wenige Frauen – weil niemand ihnen gezeigt hat, dass man auch mit kleinen Beträgen ganz Grosses erreichen kann.
Aber zurück zu : Das sind breit gestreute, an der Börse gehandelte Fonds, also Körbe voller verschiedener Wertpapiere, seien es Aktien, Obligationen, Rohstoffe, Immobilien oder andere Anlagen. Jede Frau kann damit mit kleinen Beträgen breit einsteigen und die Risiken streuen.
Patrizia Laeri
Es gibt ETFs mittlerweile für jede Anlageklasse. Sie sind automatisiert und deswegen kostengünstig, transparent und robust. Sie wachsen mit dem Trend, mit der gesamten Wirtschaft – und setzen nicht auf Gerüchte, Meinungen oder Gefühle. Sie bilden den Schnitt ab. Es ist also unmöglich, schlechter zu sein als der Durchschnitt. Zumal mehr als der professionellen Fondsmanager: innen den Schnitt nicht schlagen, aber dafür viel mehr Gebühren heischen. Es ist damit das fairste Finanzinstrument für den langfristigen Vermögensaufbau.
ETFs haben sich im heutigen System in einen Turbo für finanzielle Gleichstellung gewandelt – wenn Frauen ihn denn auch nutzen würden. Was aber hält immer noch viele zurück? Die Gründe sind vielschichtig (im vertieft dargelegt). Mädchen werden anders sozialisiert und erhalten eine andere Gelderziehung als Jungen. Sie werden aufs Sparen und Haushalten getrimmt. Über Aktien spricht im Elternhaus kaum jemand mit ihnen. Später werden sie von der Finanzindustrie ignoriert und nicht angesprochen.
Dabei würden Frauen gerne investieren – die Daten sind eindeutig. Eine aktuelle zeigt, dass über 50 Prozent der Kundinnen Investmentlösungen als zentral betrachten. Dennoch nutzen nur 22 Prozent der Frauen die Angebote ihrer Bank. Es liegt also nicht daran, dass Frauen sich nicht dafür interessieren würden, sondern dass sie hundsmiserabel beziehungsweise nicht angesprochen werden: zu kompliziert, zu unübersichtlich, zu wenig relevant.
Auch andere sprechen eine klare Sprache. Wenn Frauen investieren, sind sie gar die besseren Anlegerinnen. Sie zeigen, dass Frauen langfristig oft stabilere und bessere Renditen erzielen – rund 0.4 Prozentpunkte mehr pro Jahr. Auch dies hat wiederum viel mit Sozialisierung zu tun. Weil Frauen langfristig, planvoll und weniger impulsiv handeln.
Und genau diese Eigenschaften passen wiederum perfekt zu ETFs.
Patrizia Laeri
Warum ETF-Sparpläne? Die unterschätzte Finanzinnovation
Sparpläne sind die unspektakulärste und gleichzeitig mächtigste Finanzinnovation der letzten Jahrzehnte. Sie funktionieren, weil sie etwas tun, was kaum ein Mensch dauerhaft schafft: Disziplin automatisieren. Statt den «perfekten Moment» zu suchen (Spoiler: den gibt es nicht), investiert ein Sparplan regelmässig – unabhängig davon, ob die Märkte gerade zucken, schwanken oder boomen. Dieses Prinzip nennt sich Cost-Average-Effekt: Mal kauft die Anlegerin teurer, mal günstiger, langfristig entsteht ein ausgeglichener Durchschnittspreis. Genau das schützt vor emotionalen Fehlentscheidungen, die laut Milliarden vernichten.
Sparpläne mögen langweilig scheinen, sind aber genial alltagstauglich. Besonders für Frauen ist das entscheidend, denn die Realität von Teilzeit, Sorgearbeit und doppelter Belastung lässt selten Raum für tägliches «Börseln», «» oder stundenlang Wirtschaftsnews studieren. Ein Sparplan investiert weiter, selbst wenn zwischen Kinderbetreuung, Lohnverhandlungen oder Überstunden keine Minute übrig bleibt. Und er erleichtert das, was am schwersten ist: anfangen und dranbleiben. Wer langfristig Vermögen aufbauen will, braucht nicht Glück – sondern Gewohnheit. Und genau diese liefert ein Sparplan.
Achtung starker Franken!
In der Schweiz kommt ein weiterer Faktor hinzu: der starke Franken. Für Anlegerinnen bedeutet das, dass Währungsabsicherung in vielen ETF-Kategorien sinnvoll sein kann – und dass ein Schweiz-Anteil (Aktien und Obligationen Schweizer Unternehmen, Immobilienfonds) langfristig Stabilität bringt und die Kaufkraft erhält.
Und noch ein Grundsatz: Die meisten Frauen profitieren von thesaurierenden ETFs, die Dividenden wieder anlegen und so den Zinseszinseffekt verstärken. Ausschüttende Varianten sind eher für Frauen geeignet, die regelmässige Geldflüsse bevorzugen oder auch als Zusatzeinkommen darauf angewiesen sind, beispielsweise nach der Pension, oder die Übersicht über Erträge schätzen. Beide Formen haben ihre Berechtigung – entscheidend ist das eigene Leben, nicht die Theorie.
Schluss also mit den Stereotypen, Frauen seien «zu vorsichtig» und zu wenig finanzgebildet. Frauen sind klug genug, historische Renditen an den Börsen zu begreifen und Risiken einzuschätzen. Nur – der Produkteberg an ETFs wächst, welcher ETF pass also in welche Lebensphase?
ETFs für jede Lebensphase
Babies – der Zeitvorteil des Jahrhunderts

Was haben Neugeborene, was Erwachsene nicht haben? Zeit. Jahrzehnte davon.
Und damit den mächtigsten Faktor der Finanzwelt: den Zinseszins. Langfristiges, regelmässiges Investieren über ETFs kann über 18 Jahre hinweg ein Startkapital für Ausbildung, Auszug oder Träume schaffen. Hier können breit gestreute Aktien-ETFs, ergänzt durch einen guten Anteil Schweiz und währungsgesichert, enorme Wirkung entfalten.
Teens – erstes Geld, erste Verantwortung

Taschengeld, Sommerjob, erste Lehrlingslöhne. Viele Jugendliche sparen, aber sie lernen kaum, wie Geld für sie arbeiten kann. ETFs können hier zu einem einfachen, angstfreien Einstieg werden: nicht spekulativ, sondern vorsichtig. Wer für Jugendliche anlegen will, um es dem Erwachsenen dereinst zu schenken, hat nicht mehr allzu viel Zeit, also besser in ETFs verschiedener Anlageklassen investieren.
Studentinnen – wenig Geld, aber grosser Hebel

Während des Studiums sitzt das Geld oft knapper. Aber gerade kleine, regelmässige Beiträge über Jahre haben enorme Wirkung. ETFs bieten die Möglichkeit, mit sehr wenig Kapital breit gestreut zu investieren. Wichtig ist nicht die Höhe, sondern die Konstanz. Schon minimale regelmässige Beträge in weltweit ausgerichtete Aktien-ETFs, ergänzt durch etwas Schweiz-Fokus zur Frankenstabilität, können spätere Vermögenslücken verkleinern. Schwellenländer-ETFs und Zukunftsthemen wie «Wasser» bieten Wachstum.
Berufseinsteigerinnen – der Moment, der alles entscheidet

In den ersten Berufsjahren wird oft unbewusst der Grundstein gelegt, ob Frauen später Vermögen aufbauen – oder ob sie trotz Arbeit zurückfallen. Gerade in dieser Phase gilt: Früher Einstieg schlägt hohe Beiträge. ETFs erlauben einen nüchternen, transparenten Start. Ein Mix aus globalen Aktienmärkten, einem soliden Schweizer Anteil und bei Bedarf ersten weniger riskanten Bausteinen wie Obligationen- oder Immobilien-ETFs schafft Stabilität – besonders in einem Alltag voller Umbrüche. Währungsgesicherte ETFs reduzieren Frankenrisiken und machen Entwicklungen berechenbarer.
Mütter – zwischen Teilzeit, Care-Arbeit und finanzieller Realität

Mütter tragen die teuerste Last des Lebens: die Sorgearbeit. Sie verdienen weniger, arbeiten Teilzeit – und verlieren oft den Anschluss an die Vorsorge. ETFs können in dieser Phase ein stilles Sicherheitsnetz sein: regelmässig, automatisiert, planbar. Kein Zeitaufwand, keine Komplexität. Genau das, was Care-Arbeitenden fehlt. Ein ausgewogenerer Mix – Schweizer ETF-Hafen, dazu globale Chancen und stabilisierende ETF-Komponenten wie Obligationen – schafft Sicherheit.Thesaurierende ETFs nehmen Arbeit ab: reinvestieren, ohne dass man daran denken muss.
Führungsfrauen – hohes Einkommen, hohes Potenzial

Viele Frauen in Führungsfunktionen sparen zwar, investieren aber kaum. Oft aus Unsicherheit oder Zeitmangel. Dabei sind genau diese Jahre entscheidend: Die Einkommenspower erlaubt höhere Beiträge, die langfristig exponentiell wirken. Wachstumsbezogene Aktien-ETFs passen perfekt: global, kostengünstig, effizient – eine Strategie, die arbeitet, während man selbst führt. Mutige nehmen noch einen Anteil Zukunftstechnologie und Krypto mit rein.
Pensionierte – mehr Zeit als gedacht

Der Mythos, dass Pensionierte «nicht mehr investieren dürfen», hält sich hartnäckig.
Doch viele Frauen verbringen 20 bis 30 Jahre in der Pension. Ein Zeitraum, in dem Geld nicht ruhen kann, ohne an Kaufkraft zu verlieren. ETFs bieten hier eine Möglichkeit, das Vermögen ruhig, konservativ und breit weiterarbeiten zu lassen – ohne spekulative Ausschläge. Mit einem reduzierten, aber immer noch relevanten Aktienanteil, kombiniert mit Schweizer Komponenten, Gold und weniger schwankungsanfälligen Obligationen- und Immobilien-ETFs – kann helfen, Ersparnisse zu schützen. Ausschüttende ETFs bieten hier Transparenz und regelmässige Erträge.
ETFs: Der stille Motor für Frauenvermögen – in jedem Alter
In jeder Lebensphase gilt: Investieren ist keine Frage der Summe, sondern der Haltung. ETFs ermöglichen es Frauen – unabhängig von Einkommen, Alter oder Lebenslage –, Teil des Fortschritts und einer wachsenden Weltwirtschaft zu werden, nicht Zuschauerin zu bleiben.
Es gibt nicht den einen «Frauenplan». Es gibt Lebensrealitäten. Und diese Lebensrealitäten ändern sich. Eine Scheidung, ein Karrieresprung, eine Auszeit, ein Kind, eine Pflegephase – alles beeinflusst, wie viele finanzielle Risiken wir schultern können.
Bevor Frauen – und gerade Erstinvestorinnen – weitere wertvolle Zeit und Chancen an den Märkten verstreichen lassen, sollten sie besser klein und vorsichtig anfangen und später, wenn es das Leben und Einkommen zulassen, Pläne mit mehr Aktienanteil hinzufügen.
Und genau das ist der Kern finanzieller Selbstbestimmung: das eigene Leben in die Hand zu nehmen, Schritt für Schritt, Jahrzehnt für Jahrzehnt.



