Wir fragen Männer, was sonst nur Frauen gefragt werden. Wir wollen damit einen Dialog über Stereotypen in Gang setzen, zum Nachdenken und Schmunzeln anregen, aber auch Toxizität entlarven.

Du bist Leiter des Institute for Digital Business der HWZ, aber vor allem sicher stolzer Vater?

Ja, sehr! Als mein Sohn auf die Welt kam, wusste ich: Mit diesem Menschen möchte ich möglichst viel Zeit verbringen. Ich habe mir immer Zeit genommen für ihn.

Du bist also zuhause geblieben und deine Partnerin ging arbeiten?

Nein, aber ich habe mein Pensum ein wenig reduziert. Ich hatte das Privileg, selbständig zu sein und mir die Zeit selbst einteilen zu können. Auch an der HWZ bin ich dann zu einem kleineren Pensum von 60 Prozent eingestiegen und arbeite auch heute noch nur 80 Prozent.

Auch weil Du später alleinerziehend warst? Wie hast Du das geschafft?

Na ja, ich war nicht ganz alleinerziehend. Wir haben uns das Sorgerecht 50:50 geteilt. Er war abwechslungsweise eine Woche bei mir, die andere bei ihr. Es war anspruchsvoll, alleine gute Entscheidungen zu treffen, quasi beide Rollen, also auch die klassische Mutterrolle auszufüllen.

Ja, überleg mal, was Männer alles erreichen könnten, wenn sie nicht so mit Kochen, Putzen, Waschen, Kinderbetreuung absorbiert wären…

(grinst) Genau. Als Alleinerziehender muss man alle Aufgaben zugleich übernehmen. Und das kann in unserer Gesellschaft sehr herausfordernd sein. Man ist beispielsweise auf eine Krippe angewiesen, welche auch mal einen zeitlichen Notfall auffängt. Man hat nicht immer jemanden, der für einen einspringt oder Back-up ist. Ich erinnere mich daran, wie ich mal fünf Minuten nach sechs Uhr bei der Kita angekommen bin, diese bereits geschlossen hat und das Kind davor gestanden ist. Grossartig.

Manuel Nappo
Als Alleinerziehender muss man alle Aufgaben zugleich übernehmen. Und das kann in unserer Gesellschaft sehr herausfordernd sein. Man ist beispielsweise auf eine Krippe angewiesen, welche auch mal einen zeitlichen Notfall auffängt.

Danach habe ich in einen italienischen Kindergarten gewechselt, den Nonnen führten. Diese hatten ein anderes Familienverständnis. Das ist wahrscheinlich etwas Kulturelles. Sie würden ein Kind niemals vor die Tür setzen. Dort waren auch viele andere Kinder, deren Eltern verschiedene Jobs gleichzeitig jonglierten. Diese Gemeinschaft war vorbereitet auf Unvorhergesehenes und hat das aufgegangen. Aber die Standard-Zürich-Kitas hatten da wenig Verständnis.

Wenn wir hier schon Klischees bedienen: Du bist Italiener, hast Du deinen Sohn zum Macho erzogen?

(Lacht laut) Das hätte ich gern, aber das geht heutzutage natürlich nicht mehr. Und ich könnte das gar nicht: Ich bin kein Macho. Der wichtigste Teil der Erziehung besteht darin, ein Vorbild zu sein. Kinder kopieren Eltern. Aber die neue Generation ist so viel politisch korrekter als wir.

Wir?

Also meine Jungs und ich sind zehn Mal politisch inkorrekter als mein Sohn.

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Manuel Nappo
Die neue Generation ist so viel politisch korrekter als wir. Also meine Freunde und ich sind zehn Mal politisch inkorrekter als mein Sohn.

Hattest du als Vater nie ein schlechtes Gewissen, etwas zu verpassen?

Nein, ich habe immer darauf geachtet, dass wir viel zusammen erlebten. Weil ich getrennt war, konnte ich allein mit ihm in die Ferien. In einer klassischen Familie ist das schwieriger zu koordinieren. Mindestens drei Wochen jährlich war ich mit ihm alleine unterwegs. Nur wir zu zweit. Meine spätere Partnerin hat dies immer unterstützt. Dafür bin ich dankbar. In fünf Monaten wird er nun schon 18. Diese 18 Jahre kommen nicht mehr zurück. Mir war immer bewusst, dass ich das nicht mehr nachholen kann. Arbeiten hingegen schon. Die Karriere kann man später immer noch pushen.

Manuel Nappo
Mir war immer bewusst, dass ich die Zeit mit meinem Sohn nicht mehr nachholen kann. Arbeiten hingegen schon.

Ich habe gerade kürzlich mit einem Kollegen und Vater in spe darüber diskutiert. Er ist erfolgreich, hat mehr als genügend Mittel, ist in einem flexiblen Job. In seiner Position würde ich für mein Kind auf 50 Prozent reduzieren. Wenn nicht er, wer dann?

Hattest Du als alleinerziehender Vater Nachteile im Job?

Ich konnte glücklicherweise an der HWZ immer sehr unternehmerisch sein. Und je besser die Dinge laufen, desto einfacher kann man mal um 17 Uhr aufhören und seinen Sohn abholen. Ich hatte viele Freiheiten und konnte mir das einteilen. Wenn es gut läuft, dann stellt niemand etwas in Frage. Vorgesetzte werden erst mühsam, wenn etwas nicht gut läuft.

Wem verdankst du dort deine Karriere? Frauen?

Sicherlich auch. Besonders verdanke ich sie aber einem Mann. Ich hatte einen ultramodernen Chef, Cyril Meier. Ein Vorgesetzter, der so offen und flexibel gegenüber arbeitenden Eltern eingestellt ist, ist ein Privileg. Das haben viele leider nicht.

Du bist Leiter des Institute for Digital Business, warum legst du deinen Fokus auf ein Frauengebiet?

The future is female: davon bin ich überzeugt. Je nachdem wie man rechnet, hatten wir nun 5000 bis 10000 Jahre lang patriarchalische Gesellschaften. Es braucht jetzt auch Frauen. Es geht um die Zukunft des Planeten, der Gesellschaft. Ich bin da sehr egoistisch, mein Sohn wird in dieser Zukunft leben. Ich möchte, dass es die bestmögliche ist. Wir benötigen die Perspektiven von allen, um die Probleme zu lösen.

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Du dozierst bestimmt auch über zahlreiche digitale Pionierinnen, hast du inspirierende Beispiele?

Leider nicht so viele, wie ich gern hätte. Aber jene Frau, welche den Code für Apollo 11 geschrieben hat, die müssten alle kennen.

Wie heisst sie?

(überlegt, legt die Stirn in Falten) Super, peinlich, der ist mir entfallen. Aber ohne ihre wertvolle Arbeit wäre das nie möglich gewesen. Sie war eine digitale Pionierin, doch nobody knows her. Sie hat diese Männer auf den Mond befördert und durfte nicht mitfliegen. Sie hat etwas Fantastisches geleistet mit diesem Computerprogramm. Aber sie blieb einfach unsichtbar. Wie viel mehr junge Frauen hätte sie seit den 70ern inspirieren können, auch einen technischen Beruf zu wählen, zu coden? Jetzt weiss ich es wieder! Margaret Hamilton heisst sie.

Auf Margaret Hamilton!

Manuel Nappo
Margaret Hamilton hat diese Männer auf den Mond befördert und durfte nicht mitfliegen. Sie hat Fantastisches geleistet mit diesem Computerprogramm. Aber sie blieb einfach unsichtbar. Wie viel mehr junge Frauen hätte sie seit den 70ern inspirieren können, auch einen technischen Beruf zu wählen?

Ist die männliche digitale Tech-Leadership eigentlich gut für die Welt?

Momentan ist die Tech-Leadership generell nicht gesund. Sie ist vom Silicon Valley dominiert. Diese Monopolstrukturen sind problematisch. Ein selbstreferenzierender Club. Und das spiegelt sich auch in einseitigen Algorithmen wider. Die Tech-Welt wirkt abgehoben und hat keinen Blick mehr für die Aussenwelt.

Männer als Professoren… was denkst du?

Es ist möglich (zwinkert). Vor acht Jahren habe ich bereits eine Frauenquote von 25 Prozent in der Faculty eingeführt. Vor zehn Jahren konnte man allenfalls noch sagen, es gäbe keine Frau, die Artificial Intelligence lehre. Aber heute kann man diese Ausrede nicht mehr bringen. 2022 gibt es für jedes Thema eine Frau.

Manuel Nappo
Vor zehn Jahren konnte man allenfalls noch sagen, es gäbe keine Frau, die Artificial Intelligence lehre. Aber heute kann man diese Ausrede nicht mehr bringen. 2022 gibt es für jedes Thema eine Frau.

Stellen deine Studentinnen  dich nie in Frage?

Probably. Habe ich mich noch nie gefragt. Ich hoffe, dass sie mich nicht immer ernst nehmen. Okay, ich weiss worauf  du hinaus willst. Ich bin leider nicht der Hüter der Wahrheit. Ich kann damit leben, wenn Teilnehmerinnen bessere Argumente haben.

Kannst du dir im Hörsaal überhaupt Respekt verschaffen?

(lächelt) Die Rolle des Educators bringt schon mal einen Grundrespekt mit sich. Als Chef muss man sich diesen viel mehr verdienen.

Du hast damals den ersten Social-Media-Lehrgang der Schweiz lanciert. Was ist Deine Lieblings-Pose auf Instagram?

Ich mache keine Fotos von mir. Ich habe mich lange nicht gern gesehen auf Fotos und habe nicht das Bedürfnis, mich abgebildet zu sehen. Ich poste lieber Mond oder Landschaften als Menschen.

Du kokettierst. Du machst bestimmt ab und an Selfies?

Eigentlich nur für meine Liebste.

Benutzt Du Facefilter?

Ja privat nutze ich die.

Eben.

Ja aber nur mit meinem Sohn, auf Snapchat und ja, da kenne ich gar nichts.

Also so Wimpern-verlängernde Schmink-Filter?

Nein, meistens die wirklich übertriebenen Filter, Gangsta-Style oder mit Ohren, so richtiger Trash. Wenn schon, dann richtig.

Manuel Nappo
Und nein, ich habe meine Haare nicht gefärbt, ich habe einfach noch keine grauen Haare. Und ja, ich würde es tun.

Du bist eben 50 geworden. Du wirkst jünger als du bist, hilfst Du nach?

(grinst, fährt sich durch die Haare) Danke für das Kompliment. Und nein, ich habe meine Haare nicht gefärbt, ich habe einfach noch keine grauen Haare. Und ja, ich würde es tun.

Sonst gar nichts?

Also botoxen würde ich mich wahrscheinlich auch, aber ich habe Angst vor Spritzen, also wird es ziemlich sicher daran scheitern. Ich esse einfach gesünder als früher.

Das kann nicht alles gewesen sein?

Okay, ich habe mir jetzt AVEA Longevity Booster bestellt.

Was ist das denn?

Der Jungbrunnen der heutigen Zeit. Die Präparate sollen die Zellen verjüngen und den Stoffwechsel verbessern. Also Mäuse werden dadurch wieder jünger. Man sollte es dann irgendwann auch äusserlich sehen

Aha, du haderst also schon mit den Wechseljahren?

Nein, ich bin ein Kindskopf, je älter ich werde, desto grösser wird mein Inneres Kind.

Wie findest Du eigentlich Männerfragen-Rubrik?

Der Seitenwechsel ist erhellend. Am schlimmsten ist doch, wie viel dies über die Fragenden aussagt. Viel mehr als über die Befragten. Was geht die das eigentlich an? Solange Du diese Interviews nicht siehst und erlebst, kannst du es auch nicht nachfühlen.