Ein Montagmorgen in New York. In der Schweiz ist bereits später Nachmittag. Yvonne Eisenring sitzt vor dem Laptop, denn heute stehen mehrere geschäftliche Anrufe an. Einer davon ist dieser Money Talk.
Früher stand Eisenring als Fernsehreporterin vor der Kamera von Tele Züri, heute ist sie unter anderem Bestseller-Autorin. Sie moderiert mehrere Podcasts und Fernsehshows, so bis Ende 2024 auch den SRF-Podcast «Zivadiliring». Dieses Interview wurde vor dem Aus von «Zivadiliring» geführt.
Ein Gespräch darüber, ob es sie stresst, dass sie keine Ahnung hat, wie viel Geld im nächsten Monate auf ihrem Konto landet. Und was kein Geld dieser Welt ändern kann.
Alter: 37
Ort: Zürich und New York
Beruf: Autorin und Moderatorin
Einkommen: sehr unterschiedlich
Schulden: keine
Grösster Ausgabeposten: Reisen
Vermögen: nicht gross
Was ist der Grund für das Aus des Podcasts «Zivadiliring»?*
Das musst du SRF fragen.
Mit dem Podcast «Zivadiliring» habt ihr viele junge Frauen erreicht, die dich als Vorbild sehen. Bist du dir dessen bewusst?*
Vor Kurzem schrieb mir jemand: «Ich hab dein Buch gelesen und gleich den Job hingeschmissen, weil ich so inspiriert war. Du bist mein Vorbild.» Und ich dachte so: Huiuiui, oh mein Gott. Ich hoffe, das war der richtige Entscheid. Also ich glaube nein, man ist sich dessen nicht so bewusst. Ich bekomme sehr viele Rückmeldungen auf «Life Rebel», und der Podcast wird wahnsinnig gut gehört. Aber ich möchte mir nicht zu sehr Gedanken darüber machen. Ich mache den Podcast, weil ich es lässig finde und weil ich über Themen reden kann, die mir wichtig sind.
Also du machtest den Podcast noch genau gleich wie am Anfang, als du noch nicht wusstest, ob euch irgendjemand zuhören wird?*
Ja.
Du lebst in verschiedenen Ländern. Wie unterscheidet sich der Umgang mit Geld im Vergleich zur Schweiz?
(Überlegt.) Die Schweiz ist das Land, in dem Geld das grösste Tabu ist. In anderen Ländern wird öfter darüber gesprochen, wie viel man verdient oder wie hoch die Miete ist. Ich merke das auch in meinem Podcast «Wahrheit, Wein und Eisenring». Es erstaunt mich immer wieder, dass Personen darin sehr persönliche Sachen erzählen und zum Beispiel sexuelle Fragen beantworten, aber beim Thema Geld jede Frage zu viel ist.
Wie offen gehst du selbst mit dem Thema Geld um?
Im Privatleben sehr offen. In meinem Umfeld wissen alle, wie viel Geld ich für was bekomme und wie viel Geld ich habe. In der Öffentlichkeit rede ich nicht gleich offen darüber, weil ich das Gefühl habe, dass es nicht denen nützt, denen ich helfen möchte.
Wie meinst du das?
Unter Frauen über Geld zu sprechen ist feministisch. Wenn ich beispielsweise dir sage, wie viel ich für einen bestimmten Artikel erhalten habe, kannst du damit anders in eine Verhandlung. Wenn es aber öffentlich wird, dann nützt es nicht nur dir, sondern auch der Gegenseite. Ich glaube, wenn wir Frauen untereinander mehr über Geld sprechen würden, dann hätten wir eine andere Verhandlungsbasis. Die Welt ist ungerecht, und Gender Gaps sind eine traurige Realität. Wenn ich etwas daran ändern möchte, dann indem ich Frauen zu einer besseren Ausgangslage bei Verhandlungen helfe.
Was hättest du gerne vor deiner Selbstständigkeit gewusst?
(Denkt nach.) Jetzt habe ich eine ganz andere Selbstständigkeit als früher. Ich habe Leute, die für mich verhandeln. Rückblickend würde ich mir mehr Gelassenheit wünschen. Sehr oft werde ich von jüngeren Frauen am Anfang ihrer Selbstständigkeit gefragt, was mein monatliches Budget und meine Finanzpläne waren, als ich mich selbständig machte. Sowas hatte ich nie. Ich hätte gar nicht gewusst, was ich dort hinschreiben sollte. Einmal hat über Monate nichts funktioniert, ich bekam nur Absagen, und alle Projekte scheiterten. Finanziell ging es irgendwie, weil ich noch Erspartes von meiner Zeit als Reporterin hatte. Aber ich hatte Angst, dass dies das Ende meiner Karriere sei. Da wäre ich gerne gelassener gewesen und hätte schon gewusst, dass gewisse Dinge Jahre benötigen. Heute weiss ich: Das heisst nicht, dass sie deswegen nicht kommen oder keinen Erfolg haben werden. Einige Dinge brauchen einfach sehr viel Zeit.
Gab es Momente, in denen du zurück in die Festanstellung wolltest?
(Schmunzelt.) Als einmal nichts funktionierte, dachte ich mir: Okay, das wars, ich muss wieder angestellt arbeiten. Dann googelte ich, welche Jobs in Frage kommen. Ich habe das Langzeitgymi mit Lateinmatur abgeschlossen – mit der Überlegung, dass ich damit alles studieren kann. Studiert habe ich nach der Matura dann aber nicht, weil ich direkt nach der Schule zu arbeiten begann. Das heisst, mein höchster Abschluss ist eine Lateinmatur. The end. In allen Stelleninseraten wurde aber eine höhere Ausbildung verlangt. Die einzig mögliche Stelle war Museums-Nachtwärterin. Als ich das meiner besten Freundin erzählt habe, hat sie nur gelacht: In meinem Freundeskreis wissen alle, dass ich im Dunkeln Angst habe.
Wurdest du Museums-Nachtwärterin?
Nein, bald darauf konnte ich für zwei Monate den Creative Director einer Werbeagentur ersetzen. Das finanzierte mir die nächsten Monate.
Lebst du finanziell abgesichert?
Ähm … Meinst du, ob ich Pensionskasse und so habe?
Ob du dich sicher fühlst mit dem, was du hast.
Ja. Ich fühle mich sicher, weil ich weiss, dass ich mit mega wenig durchkomme. Weil ich momentan gesund bin und weil ich keine Kinder oder Familienmitglieder habe, die ich ernähren muss. Dass ich jetzt keine Kinder habe, ist meine Entscheidung. Aber es ist ein Riesenglück, dass ich keine kranken Angehörigen unterstützen muss. Wäre das anders, ginge ich weniger Risiken ein. So kann ich mir den Luxus leisten, nicht zu wissen, wie viel Geld im nächsten Monat reinkommt.
Du hast keine Ahnung, wie viel Geld im nächsten Monat reinkommt?
Nein. Abgesehen von sich wiederholenden Dingen wie Podcasts habe ich keinen festen Lohn. Und es gab relativ viele Jahre, in denen ich nichts Fixes hatte und somit nicht wusste, ob es 0 Franken oder einige Tausend sein werden.
Stresst dich das manchmal?
Nein. Es gibt viele Lebensbereiche, in denen ich meine Kosten auf ein Minimum reduzieren kann. Ich weiss: Wenn ich überall herunterfahre, dann komme ich mit wenig durch.
Wie haben sich deine Einnahmen entwickelt?
Bei vielen Projekten musste ich viel Vorarbeit leisten, bis sie sich finanziell auszahlten. An meinem Buch «Nino» habe ich vier Jahre geschrieben. Bis zur Veröffentlichung ist nichts reingekommen. Noch heute gibt es viele Projekte mit grosser Vorlaufzeit. Beispielsweise ist ein Film, der nächstes Jahr realisiert wird, seit fünf Jahren eines meiner Projekte. Bei solchen Dingen dauert es lange, bis Geld reinkommt. Aber ich kann nicht klagen, momentan habe ich eine sehr gute Welle.
Du hast vorhin die Pensionskasse erwähnt. Wie steht’s um deine Altersvorsorge?
Ich zahle in die Pensionskasse ein und in die AHV. Und habe neu auch eine 3. Säule.
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