Was für Gefühle löst Geld bei dir aus?
Als ich jünger war, war ich Geld gegenüber sehr sorglos. Ich hatte keine Ahnung von Finanzen und Geld. Seit neun Jahren kümmere ich mich um langfristige Vermögensbildung und bin selbstbewusster geworden. Das schulde ich besonders meiner 11-jährigen Tochter. Ich habe mich selbst weitergebildet.
Warum die Weiterbildung?
Die Vermögensberater nahmen mich nie ernst. Sie haben sich gar nie für mich interessiert und nur mit meinem Mann gesprochen, wenn wir sie trafen. Sogar beim Lunch wurde ich ignoriert.
Aber sie haben doch gesehen, dass du Unternehmerin bist und selber Geld verdienst?
Ja, ich berate Unternehmen bei der Digitalisierung, das reicht von Robotik bis hin zu Blockchain-Projekten. Die Banker haben meinen Kontostand gesehen und mich dennoch als Kundin ignoriert. Zudem liessen sie ausser Acht, dass mein Mann finanzielle Entscheidungen nie ohne mich trifft. Wie so viele Frauen bestimme ich wohl den Grossteil der Kaufentscheidungen im Haushalt. Also habe ich beschlossen, das Heft selbst in die Hand zu nehmen.
Wer hat mit dir zu Hause über Geld gesprochen?
Ich wuchs in einem einfachen Haushalt in Malaysia auf und wurde sehr traditionell erzogen. Meine Eltern waren bescheidene Beamte. Meine Mutter hatte die Familienfinanzen im Griff, aber niemand sprach über Geld. Ich habe auch kein Taschengeld erhalten.
Dein Bruder auch nicht?
Mein Bruder wurde ganz anders erzogen als ich und erhielt auch mehr finanzielle Mittel. Er war älter, genoss Privilegien und wurde schliesslich Arzt. Die Pläne für mich waren dagegen weit weniger ehrgeizig. Ich war hübsch, also konnte ich gut verheiratet werden – in diesem Stil etwa.
Uff, und wie bist du dennoch Programmiererin geworden?
Ich war immer ehrgeizig. Ich hatte stets das Gefühl, dass ich viel mehr erreichen könnte, und träumte von einem Job in der Wirtschaftswelt. An der Universität wusste ich zu Beginn nicht viel über Technik, aber ich hatte ein Talent dafür. Programmieren faszinierte mich. Ich liebe strukturiertes Denken, analytisches Problemlösen und die Logik hinter der Entwicklung von Lösungen. Und Unabhängigkeit war mir wichtig, was mich schliesslich für ein MBA-Studium nach Grossbritannien führte. Dort lernte ich meinen Schweizer Ehemann kennen und beschloss, in Europa zu bleiben, was für meine Familie schwierig war. Doch heute hat sich auch ihre Einstellung deutlich geändert, sie sind stolz auf meinen Erfolg.
Was hat dich angetrieben?
Ich bin sehr motiviert, und meine Leidenschaft für Technologie gibt mir Energie. Wenn ich mich niedergeschlagen oder entmutigt fühle, erinnere ich mich an mein Lieblingsgedicht von Maya Angelou, «Still I rise», das mich antreibt und mich auf dem richtigen Weg hält. Ich möchte ein gutes Vorbild für meine Tochter sein und ihr zeigen, dass man seinen eigenen Weg im Leben gehen kann.
Warum fällt es uns so schwer, über Geld zu sprechen?
Das hat wohl vor allem mit fehlendem Selbstbewusstsein zu tun. Frauen sollen schön bescheiden bleiben, zurückhaltend, sich nicht brüsten und ja nicht zu forsch oder gar arrogant auftreten. Dazu gesellt sich natürlich auch Angst vor Eifersucht und Neid.
Sinnvoll vorsorgen? Aber mit Rendite. Das geht. Wir sind überzeugt, dass ein verantwortungsbewusster Einsatz deines Geldes langfristig Wert schafft, ganz nach unserer Vision «Close the Gaps». Wenn du erwerbstätig bist, kannst du dich mit der elleXX 3a zusätzlich finanziell absichern, langfristig investieren und damit Steuern sparen.
Du beschäftigst dich auch viel mit digitalem Geld. Sind Kryptowährungen ein Fluch oder Segen?
Beides. Schauen wir uns die Ukraine an, deren Digitalministerium die bisher grösste Spendenaktion via Krypto ins Leben gerufen hat und gegen digitales Geld auch digitale Kunst zum Krieg verkauft, sogenannte NFT. Das Land hat in Zusammenarbeit mit Krypto-Börsen wie Binance mittlerweile mehr als 100 Millionen Dollar eingenommen, um sich gegen einen übermächtigen Angreifer zu verteidigen. Auch in Afrika, in Nigeria beispielsweise, erhalten Menschenrechtsaktivist:innen und Frauenrechtler:innen ihr Geld via Krypto. In ärmeren, ländlichen Gebieten in Indien werden Frauen nicht bezahlt, sondern die männlichen Verwandten sammeln ihre Löhne ein. Wenn sie Wallets auf ihren Handys haben, dann können nur sie über dieses Geld verfügen. Das macht sie unabhängiger. Kryptogeld ist auch für Menschen, die in Diktaturen leben, enorm wertvoll.
Und die dunklen Seiten?
Krypto wird auch missbraucht für kriminelle Machenschaften wie Lösegelderpressungen im Darknet. Der Krieg in der Ukraine wurde in der Kryptowelt auch missbraucht, und viele Fake Accounts haben Spenden erhalten. Es gibt Schlechtes und Gutes, wie bei jeder Technologie.
Was ist mit dem enormen Energieverbrauch?
Ja, das ist gerade bei Bitcoin ein grosses Thema. Es gibt aber auch andere, energiesparendere Coins. Und sprechen wir hier nicht ein wenig von Doppelmoral? Guckt man sich das traditionelle Finanzsystem mit seinen Server-Farmen an, dann ist auch dieser Energieverbrauch sehr hoch. Sicher ist: Die Kryptowelt braucht in Zukunft mehr Regulierung, mehr Struktur und Transparenz.
Sexismus, Mobbing, Lohnungleichheit am Arbeitsplatz? Absolute No-Gos, dennoch nehmen es viele Frauen hin. Das darf nicht sein. Deshalb ist es höchste Zeit für eine Rechtsschutzversicherung von Frauen für Frauen. Wehr dich.
Wie sehr bist du selbst in Krypto investiert?
Ich beschäftige mich bereits seit acht Jahren damit, habe deshalb auch selber digitales Geld und vom Boom profitiert. Mich treibt aber in erster Linie die Neugier an. Der beste Weg, etwas zu verstehen, ist es auszuprobieren. Meine Tochter und ich haben letzthin versucht, unsere eigenen NFT zu kreieren, also digitale Bilder. Ich habe Collagen aus Waldfotografien und sie Cartoons geschaffen. Wir haben Wasserzeichen eingefügt, damit nur die Originale runtergeladen werden können. Wir haben es dann auf die Opensea.io-Plattform gestellt.
Und wart ihr erfolgreich?
Nein, es hat sich leider nicht gut verkauft. Ohne Marketing geht da kaum etwas. Aber für mich war das eher ein Experiment und eine Erkundung, um mehr über die Funktionsweise und den Prozess dahinter zu erfahren, nicht etwas, um Geld zu verdienen. Es ist wichtig, genau zu verstehen, wie diese neuen Technologien und die damit verbundenen Wirtschaftskreisläufe funktionieren. Viele Anbieterinnen machen Tauschgeschäfte, kaufen sich dann jeweils gegenseitig für 10 Ether ein Werk ab. Damit wird Nachfrage simuliert, und es zieht weitere Interessenten an. Aber man muss aufpassen, die Sicherheit rund um digitales Eigentum ist nach wie vor lückenhaft.
Was bringst du deiner Tochter über Geld bei?
Ich vermittle ihr vor allem Unternehmer:innengeist. Ich ermutige sie, zu lernen, Dinge auszuprobieren und dann auch umzusetzen. Das ist unternehmerisch. Sie hat mittlerweile rund 10’000 Followers auf TikTok und hat ihr eigenes Business gestartet: Sie hat einen Slime-Shop auf Instagram.
Ich staune. Sie ist doch erst elf, oder?
Ja, und das zeigt doch, wie sehr die Welt sich verändert hat, wie kinderleicht wir heute unsere eigenen Firmen und Ideen digital aufbauen können, wie viele aufregende Möglichkeiten die Tech-Welt heute auch bietet. Es ist wertvoll, in jungen Jahren schon zu experimentieren, Fehler zu machen und daraus zu lernen. TikTok bietet beispielsweise auch ungemein viel Finanzwissen und Erklärstücke.
Finanzwissen für alle?
Ja, wir können heute doch alle problemlos alles selber lernen, das Wissen, die Erklärvideos, die Webinars, es ist alles da und für alle zugänglich. Ich bin nicht mehr abhängig von einem Vermögensberater, der mich nicht ernst nimmt, ich kann auf Trading-Plattformen selber entscheiden und anlegen.
Wie investierst du eigentlich?
Ich lege vor allem langfristig an, in solide Unternehmen, aber auch neue Technologien. Wenn meine Tochter 21 wird, will ich ihr ein Vermögen übergeben. Ein Startkapital für ihre unternehmerischen Träume.