Letztens zog es mich nach Feierabend in den Coop, denn ich brauchte pronto was zu essen. Bei den Fertigprodukten fiel mein Blick auf die Gemüse-Spätzli. Ich wollte schon nach der Packung greifen, da stach mir das Preisschild ins Auge: Ganze 7.20 Franken! Schockiert und mitteilungsbedürftig erklärte ich dem Fremden neben mir ausführlich, dass mir in diesem Moment anhand der Gemüse-Spätzlis richtig bewusst geworden ist, dass alles teurer geworden ist. «Well, you gotta eat something», meinte er nur trocken.
Spoiler: Es gab an diesem Abend keine Spätzli. Aber da wären wir schon beim Thema: Würde ich mir in einer Beziehung diese Pasta-Sorte mit jemandem teilen, hätte ich zwar portiontechnisch weniger davon, müsste mich aber nur mit knapp vier Franken an den Spätzli beteiligen – vorausgesetzt wir würden unsere Lebensmittel- und sonstigen Kosten streng zur Hälfte teilen.
Doppelt so viele Leute = doppelte Kosten?
Laut Statistiken belaufen sich die monatlichen Lebenshaltungskosten für Paare ohne Kinder in der Schweiz gemeinsam auf etwa 9‘000 Franken. Die meisten Paare in meinem Umfeld, die zusammenwohnen, teilen sich die Kosten flexibel nach der Höhe ihres Einkommens auf. In einem Punkt sind sich meine Freund:innen aber einig: Das Zusammenleben treibt insbesondere die Lebensmittelkosten in die Höhe. Das erscheint mir grundsätzlich logisch; doppelt so viele Leute am Tisch gleich doppelt so hohe Kosten, besonders wenn das Gegenüber auf lokale, saisonale und allergieverträgliche Bio-Produkte setzt.
Als Single kann man ganz nach seinem eigenen Geschmack – und in meinem Fall mit einem monatlichen Budget von etwa 250 Franken – einkaufen. Auf die Essensmenge hat man jedoch nur bedingt Einfluss: Ich denke dabei an das Kilo Karotten, welches zwar spottbillig war, aber schon verdächtig lange das Innere meines Kühlschranks schmückt. Ganz zu schweigen von der Gonfi, die ich trotz Gonfibrot zum Abendessen nicht schaffe, innert Wochen aufzubrauchen und die deswegen im Müll landet. Apropos: Besonders schmerzt mich das 20er-Nötli, das für die neuerdings blauen Zürich-Säcke über die Theke wandert. Mit dem Geld könnte ich schliesslich die Kassen von Starbucks oder Zalando beglücken. Deshalb hier mein Aufruf: Will sich jemand an den Kosten meines Abfallsackes beteiligen? DU, männlich, Ende 20, bist bestenfalls nicht trashy.
Wenn ich mich im Supermarkt genug über zu teure Produkte oder zu grosse Portionen ausgelassen habe, kehre ich in meine Einzimmerwohnung zurück. Laut dem Bundesamt für Statistik leben in der Schweiz ein Drittel der Personen in den rund 3.9 Mio. Privathaushalten wie ich alleine. Dass der Wohnraum in der Stadt Zürich knapp und selten erschwinglich ist, ist kein Geheimnis – bei solchen Diskussionen halte ich mich mit meiner ultragünstigen Genossenschaftswohnung aber immer dezent zurück. Für die Miete und Unterhaltskosten aufzukommen, war selbst zu Studienzeiten absolut machbar, und auch die Wohnungseinrichtung von knapp 4’000 Franken ging in Ordnung. Einzig als damals die ersten Radio- und Fernsehgebühren anfielen, musste ich, wie viele Single-Haushalte (20 Min berichtete), schwer schlucken.
Was die Wohnungseinrichtung angeht, bin ich unschlüssig, ob man zu zweit besser dran wäre. Grössere Anschaffungen wie ein Staubsauger würden mich dann vermutlich nur halb so viel kosten, aber die Wohnung müsste schlimmstenfalls an geschmackvoller Einrichtung einbüssen: Das könnte ich meinem petrolblauen Sofa, das ich im perfekten Zustand auf der Strasse gefunden habe, nicht antun! Ich denke, meine Wohnung ist der Sechser im Lotto. Ich frage mich jedoch, wie die Wohnungssuche wohl wird, wenn ich allein mehr als ein Studio beanspruchen will.
Beim gemeinsamen Einkauf hören die Kosten nicht auf
Die Suche nach der richtigen Wohnung ist mindestens genauso anspruchsvoll (und teuer) wie das Finden der einen Person im modernen Dating-Dschungel. Schon in meiner letzten Kolumne kam ich zum Schluss, dass Dating etwas kostet. Bis jetzt beschränkten sich meine Ausgaben auf Kaffee, Kulturbesuche, Abendessen und Abos bei Meditations-Apps, um meine Nerven zu beruhigen. Sollte aus der Kennenlernphase eine Beziehung werden, würden noch mehr Events wie oben erwähnt anstehen – das kann ins Geld gehen. Die Kosten für Jahres-, Geburts- oder Valentinstage sind da noch gar nicht eingerechnet. Ehe man sich's versieht, lässt man in einem Wellness-Urlaub kostspielig die Seele baumeln oder tut für ein Vermögen auf einem Weingut so, als hätte man Ahnung von den edlen Tropfen.
Und falls die frische Beziehung zwar das Buchen des ersten gemeinsamen Trips übersteht, aber nicht dessen Durchführung, bleibt man auf seinen schicken Reservationen sitzen – nein, danke! Wenn wir schon bei Reservationen sind: Solange ich nicht mit einem leidenschaftlichen Hobbykoch oder einem sehr spendablen Grossverdiener zusammen bin, glaube ich auch nicht, dass sich der Rechnungsbetrag von knapp 100 Franken bei meinen wöchentlichen Restaurantbesuchen oder kochfaulen Take-Away-Bestellungen verringert.
Es ist gar nicht so leicht, abzuwägen, bei welchem Lebensmodell ich schlussendlich weniger tief in die Tasche greifen müsste. Bis jetzt konnte ich mir meinen relativ sparsamen Lifestyle noch immer selbst finanzieren. Sollte ich eines Tages zu Mr. X finden und sogar mit ihm zusammen wohnen, werde ich wissen, was mich günstiger oder teurer zu stehen kommt. Was die Gemüse-Spätzli angeht: Ich habe im Verlauf der Woche dann doch noch eine Packung für 3.50 Franken gefunden!