Persönlichkeit
KnauserigGrosszügig
Sparer:inInvestor:in
HaushaltsbuchBauchgefühl
CashDigital Payment
SparkontoAktien
FrankenBitcoin
Hintergrund
Alter:26
Ort:Winterthur
Beruf:Geschäftsführerin Entrepreneur Club Winterthur
Einkommen:brutto knapp 100'000 Franken jährlich aus zwei Jobs
Schulden:keine
Grösster Ausgabeposten:Miete
Vermögen:90'000 Franken inklusive Säule 3a

Welche Gefühle löst Geld bei dir aus?

Sicherheit und Freiheit, da ich in der privilegierten Lage bin, dass ich genug Geld habe. Gleichzeitig ist Geld ein Thema, das bei mir mit etwas Unentschlossenheit verbunden ist.

Inwiefern?

Ich stelle mir oft die Frage: Mache ich das Richtige mit meinem Geld? Geht mein Plan auf? Soll ich wirklich so viel in die Zukunft investieren, oder soll ich mehr für den Genuss im Hier und Jetzt ausgeben? Ist es okay, aufs Geld verdienen und Anlegen zu fokussieren, oder soll ich da ein bisschen entspannter sein?

Was machst du konkret mit deinem Geld?

Einerseits decke ich meine Fixkosten. Dann gebe ich relativ viel Geld aus fürs Reisen, hochwertige Ernährung und für Sport. Und ich zahle regelmässig in meine Säule 3a und auf ein Anlagekonto ein. Das heisst, das meiste Geld, das bei mir übrig bleibt, wird investiert. Auf meinem Sparkonto habe ich nur ganz wenig für Unvorhergesehenes. 

Ich stelle mir oft die Frage: Mache ich das Richtige mit meinem Geld? Geht mein Plan auf? Soll ich wirklich so viel in die Zukunft investieren, oder soll ich mehr für den Genuss im Hier und Jetzt ausgeben?

Wie ist es dazu gekommen, dass du investierst?

Zum Investieren bin ich gekommen, weil ich irgendwann feststellte, dass jeden Monat Geld auf meinem Konto liegen bleibt. Ich wusste: Es bringt mir nichts, dieses Geld einfach auf meinem Sparkonto anzuhäufen. Ausserdem stand keine grössere Investition an, für die ich flüssige Mittel brauchte. Also beschloss ich, mein Geld so einzusetzen, dass es sich vermehren kann. Ich habe mit ein paar Bekannten – Männern und Frauen – über das Thema Anlegen geredet und schliesslich angefangen zu investieren.

Wer hat deine Beziehung zu Geld geprägt?

Meine Mutter. Sie hatte nie viel Geld, im Gegenteil. Aber das haben wir Kinder nie gespürt. Sie hat das Geld sehr gut eingeteilt. Ich finde es wirklich bewundernswert, wie sie das geschafft hat. Und sie war es auch, die mich immer ermutigt hat, mein Geld zu investieren. Sei es in Hobbies und Reisen oder in Weiterbildungen und Anlagen.

Dann hat deine Mutter auch mit dir über Geld gesprochen?

Ja. Als ich in die Fachmittelschule kam, da war ich 15 oder 16 Jahre alt, hat meine Mutter mir gezeigt, wie man ein Budget macht. Es ging vor allem darum, zu sehen, wie viel Geld rein- und rausgeht, wo es hinfliesst und wie man Prioritäten setzt.

Machst du heute noch ein Budget? 

Ja, tatsächlich. Ich mache immer Anfang Jahr eine relativ grobe Budgetplanung, um etwas den Überblick zu haben. So weiss ich, welche grösseren Ausgabeposten anstehen und wie ich sie aufs Jahr verteilen kann, sodass ich trotzdem monatlich etwas anlegen oder in meine Säule 3a investieren kann.

Du bist beruflich in der Start-up-Welt tätig. Was fasziniert dich daran?

Dieses Zukunftsgerichtete. Man schaut nicht zurück, man schaut nach vorne. Man ist mutig, hilfsbereit, ambitioniert und agiert auf Augenhöhe. Das finde ich faszinierend. Diese Mentalität ist ansteckend. Es ist eine positive Spirale.

Wie geht es der Schweizer Start-up-Szene?

Ich würde sagen, es geht ihr sehr gut. Insbesondere im Fintech, Deeptech und Life-Science-Bereich fällt die Schweiz mit ihren Start-ups sogar international auf. Klar spricht man immer wieder darüber, dass es schwierig ist, an Geld zu kommen. Gleichzeitig sagt man aber auch, es gebe eigentlich genügend finanzielle Mittel. 

In der Start-up-Welt schaut man immer nach vorne. Man ist mutig, hilfsbereit, ambitioniert und agiert auf Augenhöhe. Das finde ich faszinierend.

Und was stimmt?

Ich vermute, beides. Es gibt in der Schweiz ausreichend finanzielle Mittel. Dass diese nicht verteilt werden, könnte entweder damit zusammenhängen, dass die Risikobereitschaft der Investor:innen nicht so hoch ist oder dass die Ideen zu wenig überzeugen. Ich habe erst vor Kurzem ein Interview mit einem Investor geführt. Er meinte, es gebe mehr Geld als gute Ideen.

Was macht eine richtig gute Idee aus?

Ihre Skalierbarkeit, die Marktgrösse und das Team, das dahinter steht. Das ist der wichtigste Faktor, damit eine Idee trägt und umgesetzt werden kann.

Wie viel Wert hat aus deiner Sicht Innovation?

Innovationen machen in der Regel die Dinge besser – effizienter, gesünder, schneller oder sicherer. Mit Innovation will man immer etwas, das jetzt nicht zufriedenstellend ist, verbessern. Darum finde ich Innovationen extrem wichtig. Sie haben das Potenzial, unsere Welt zu verbessern und grosse – oder auch weniger grosse – Probleme zu lösen. Denken wir beispielsweise an die Klimakrise oder die steigenden Gesundheitskosten: Mit Innovationen können wir diesen riesigen Problemen entgegenwirken.

Es müsste definitiv mehr in Start-ups investiert werden. Es braucht vor allem mehr Schweizer Geld.

Was treibt Gründer:innen an? Wollen sie reich werden oder etwas verbessern?

Ich bin hunderten Gründer:innen begegnet, und ich hatte nur bei ganz wenigen das Gefühl, dass es ihnen ums Geld geht. Den meisten geht es wirklich darum, etwas zu bewirken und etwas Erfüllendes zu tun. Natürlich gibt es auch viele, die ehrgeizig sind und sich und der Welt etwas beweisen wollen. Aber das meist in einem positiven Sinn. Es braucht diesen Ehrgeiz und diese Energie, um zu gründen und etwas bewegen zu können.

Fliesst aus deiner Sicht genügend Geld in Start-ups?

Da müsste definitiv mehr investiert werden. Einerseits braucht es mehr Schweizer Geld. Es gibt auch heute noch viele Start-ups, die für grössere Finanzierungsrunden ausländisches Geld holen müssen, weil sie in der Schweiz keine grossen Tickets bekommen. Early-Stage-Möglichkeiten gibt es relativ viele. Das heisst, die ersten 100'000 Franken oder auch etwas mehr bekommt man noch relativ einfach. Da gibt es viel Unterstützung von Stiftungen oder Business Angels, also privaten Investor:innen. Geht es aber um eine grössere Runde – sagen wir so 5 bis 10 Millionen und darüber – wird es mühsam. Hier ist der Aufwand sehr hoch. Die Arbeit, die Gründer:innen in solche Finanzierungsrunden stecken, lenkt oft stark vom Kerngeschäft ab. 

Warum sitzt das Geld in der Schweiz nicht so locker?

Die politische Lage mit Kriegen und Wahlen in den USA trägt sicher einen Teil dazu bei. Und dann ist es aus meiner Sicht ganz klar auch ein Kulturthema. Die kulturelle Risikobereitschaft ist hierzulande sicher tiefer als beispielsweise in den USA. Hinzu kommt, dass es ziemlich viel Geld gibt, das einfach nicht genutzt wird.

Was meinst du damit?

Wir haben viel Geld in den Pensionskassen. Die Pensionskassen dürften als institutionelle Investor:innen auch in Start-ups investieren. Denn per Gesetz dürfen sie einen gewissen Anteil ihres Geldes als Risikokapital investieren. Trotzdem investieren sie nicht in Start-ups, einfach weil sie diese Asset-Klasse nicht gut genug kennen und lieber auf Bewährtes setzen. Dabei hätten wir hier einen riesigen Hebel, den wir einfach unangetastet lassen.

Würde ich ein Start-up gründen: Wie soll ich mich finanzieren? 

Das hängt natürlich sehr davon ab, in welchem Geschäftsfeld du tätig bist. Gründest du ein Start-up, das viel Geld für die Produktentwicklung braucht und auf Gelder von Investor:innen angewiesen ist, würde ich entweder auf Institutionen zugehen, also auf Venture Capitalists (VCs) oder auf strategische Investor:innen wie Grossunternehmen, die an deinem Produkt auch ein Interesse haben. Wenn du deine Idee auch mit kleineren Beträgen umsetzen kannst, dann würde ich auf Business Angels setzen. Die sind meist einfacher zu finden, sie sind persönlicher und zudem weniger profitorientiert. Und wenn es irgendwie geht: Mach es bootstrapped, also komplett selbst finanziert. 

Die kulturelle Risikobereitschaft ist hierzulande sicher tiefer als beispielsweise in den USA.

Warum?

Ganz einfach deshalb, weil du dann viel unabhängiger bist und mehr Entscheidungsfreiheiten hast. Vielleicht geht dann zwar alles etwas langsamer voran, aber dafür bist du frei. Das sagen mir auch immer wieder Gründer:innen, die schon verschiedene Finanzierungsarten ausprobiert haben. 

Warum bekommen Frauen für ihre Ideen weniger Geld?

Das ist eine schwierige Frage. Ich habe mit Frauen gesprochen, die sagen, sie seien nie anders behandelt worden als Männer. Ich habe aber auch mit Frauen gesprochen, die sagen: Gründen ist ohnehin schon hart, und als Frau ist es noch viel härter. Man werde mehr als Risiko eingestuft, unterschätzt und gelte als weniger resilient oder stark. Ich habe aber das Gefühl, dass gerade ein Wandel stattfindet. Investor:innen achten immer mehr darauf, in diverse Teams zu investieren. Diese Entwicklung ist positiv. 

Willst du selbst mal gründen?

Zurzeit könnte ich mir eher vorstellen, ein Unternehmen im KMU-Bereich zu gründen und nicht unbedingt ein Start-up, das skalieren muss. Ich lasse das aber auch noch etwas auf mich zukommen. Je nach Idee und je nachdem, wer bei einer Gründung noch dabei wäre, kann es auch ganz anders kommen.