Persönlichkeit
KnauserigGrosszügig
Sparer:inInvestor:in
HaushaltsbuchBauchgefühl
CashDigital Payment
SparkontoAktien
FrankenBitcoin
Hintergrund
Alter:57
Kinder:1
Ort:Zürich
Beruf:Rechtsanwältin
Einkommen:Jahreslohn im sechsstelligen Bereich
Schulden:keine
Grösster Ausgabeposten:die eigene Firma
Vermögen:keine Angaben

Streit ums Geld ist dein Alltag. Was macht das mit deiner Beziehung zu Geld?

Grundsätzlich kann ich mich gut abgrenzen. Trotzdem haben meine Arbeit und meine Erfahrungen mich schon früh in meinem Prinzip bestärkt, beruflich und finanziell immer unabhängig zu sein.

Du standest also früh auf eigenen Beinen?

Ich komme aus relativ einfachen Verhältnissen. Wir waren drei Schwestern, mein Vater war Lehrer, meine Mutter Hausfrau. Wir hatten alles, was wir brauchten, lebten aber nicht im Überfluss. Ich bin schon mit 19 Jahren von zu Hause ausgezogen, um zu studieren. Während des Studiums habe ich immer gearbeitet, auch weil ich mir einen grossen Teil meines Lebens finanzieren musste. Ich hatte wenig Geld. Als ich nach dem Studium angefangen habe, als Anwältin zu arbeiten und richtig zu verdienen, habe ich das ausgekostet und das meiste gleich wieder ausgegeben. Als ich mich ausgetobt hatte, kam die Vernunft, und ich bin mit dem Geld wieder sehr bewusst umgegangen.

Was bedeutet dir Geld?

Es gibt mir Sicherheit und ein gewisses Mass an Freiheit. Es entlastet, wenn man nicht jeden Rappen umdrehen muss.

Vielen wird oft erst im Gespräch mit mir klar, wie wenig sie sich während der Ehe um die Finanzen gekümmert haben.

Wann hast du selbst um Geld gestritten?

Noch nie. Ich hatte nie die Situation, dass mir jemand Geld geschuldet und es nicht zurückgezahlt hat oder umgekehrt.

Weil du als Rechtsanwältin immer alles geregelt hast?

Ehrlich gesagt schon. Auch mein Mann und ich haben die Finanzen klar geregelt und sind sehr unabhängig. 98 Prozent ist getrennt. Wir haben unsere eigenen Konten, Kreditkarten und Ausgaben. Über den kleinen gemeinsamen Teil der Ausgaben haben wir uns verständigt. Mir ist es wichtig, meine Finanzen selbst im Griff zu haben und über die finanziellen Verhältnisse informiert zu sein.

Die meisten Frauen sprechen lieber über ihren eigenen Tod als über Geld. Das scheint bei dir anders zu sein.

Geld ist für mich kein Tabuthema, sondern ein essenzieller Teil unseres Lebens. Es gehört einfach dazu. Wenn Geld für mich ein Tabu wäre, könnte ich auch meine Tätigkeit nicht ausüben. Ich muss ja meine Klient:innen ganz konkret über ihre finanziellen Verhältnisse ausfragen.

Was erlebst du bei deinen Klient:innen? Wie schambehaftet ist das Thema?

Ich erlebe meine Klient:innen als sehr transparent. In Gesprächen mit Frauen kommt es aber häufig vor, dass sie meine Fragen nicht beantworten können, weil sie schlicht nicht Bescheid wissen über die finanzielle Situation ihres Partners. Vielen wird oft erst im Gespräch mit mir klar, wie wenig sie sich während der Ehe um die Finanzen gekümmert haben. Viele Frauen schauen sich beispielsweise nie eine Steuererklärung an und unterschreiben sie einfach. Manche wissen nicht mal, was ihr Partner verdient.

elleXX Säule 3a
Sinnvoll vorsorgen? Aber mit Rendite. Das geht. Wir sind überzeugt, dass ein verantwortungsbewusster Einsatz deines Geldes langfristig Wert schafft, ganz nach unserer Vision «Close the Gaps». Wenn du erwerbstätig bist, kannst du dich mit der elleXX 3a zusätzlich finanziell absichern, langfristig und nachhaltig investieren.

Ärgert oder schockiert dich das?

Weder noch. Aber ich kann nicht nachvollziehen, dass man sich nicht dafür interessiert. Die Finanzen sind ein wesentlicher Teil des Lebens und einer Partnerschaft – nicht nur bei einer Scheidung. Es kann ja auch sein, dass der Partner verunfallt.

Gerade bei Scheidungen ist Geld ein grosser Streitpunkt. Warum ist das so?

Bei einer Scheidung geht es um die Frage der Existenzsicherung für beide Parteien. Ein Thema ist der Unterhalt für die Partnerin oder den Partner sowie für die Kinder. In der Tendenz ist es so: Die Person, die Unterhalt bezahlen muss, will weniger abgeben – und die Person mit Unterhaltsansprüchen will lieber mehr erhalten. Des weiteren geht es ums Güterrecht: Ist kein Ehevertrag vorhanden, muss ermittelt werden, was ein Paar oder eine Familie besitzt und wie die Verteilung aussehen soll. Hinzu kommt, dass bei einer Scheidung die Ausgaben steigen. Plötzlich muss man zwei Haushalte finanzieren. Es steht aber nicht unbedingt mehr Geld zur Verfügung. All das bietet Streitpotenzial.

Weshalb versuchen sich Paare übers Geld zu verletzen?

Eine Scheidung ist nicht nur ein juristischer Akt, sondern auch mit Emotionen verbunden. Ist eine Seite verletzt, beispielsweise durch Fremdbeziehungen des Partners oder der Partnerin, versucht die verwundete Seite, den Schmerz über Geld zu kompensieren. Das passiert vor allem dann, wenn man dem Gegenüber nicht mehr anders weh tun kann, weil es sich emotional aus der Beziehung verabschiedet hat. Nach dem Motto: Je mehr er oder sie zahlen muss, umso mehr weh tut’s. Geld ist in solchen Fällen oft der einzige Hebel.

Kann Geld Wunden heilen?

Nein. Aber Geld kann den Schmerz lindern. Eine Trennung zerstört immer auch einen Lebensentwurf. Man muss sich neu orientieren. Stimmt die finanzielle Situation, kann man einfacher einen neuen Lebensplan umsetzen. Beispielsweise in Form einer Aus- oder Weiterbildung. In solchen Fällen ist Geld hilfreich. Ist jemand aber durch eine Scheidung komplett verbittert, bringt auch die Grosszügigkeit des Partners oder der Partnerin nichts.

Ich bin der Meinung, dass man nicht von der Substanz, sondern von den Erträgen leben sollte.

Was kostet eine Scheidung?

Das lässt sich nicht so allgemein sagen. Wenn sich ein Paar einig ist und ich einfach eine Konvention schreiben kann, kostet eine Scheidung vielleicht 1000 Franken plus die Gerichtskosten.

Und wenn es nicht so leicht geht?

Wenn alles umstritten ist, vom Güterrecht über das Unterhaltsrecht bis zur Zuteilung der Kinder, kann sich ein Prozess über Jahre ziehen. Ich hatte Fälle, da dauerte es bis zum erstinstanzlichen Urteil neun Jahre. Solche rechtlich komplexen und hochstrittige Scheidungen sind sehr teuer.

Wie teuer?

In solchen langjährigen Fällen kann sich das Honorar auf 150'000 Franken oder mehr belaufen. Hinzu kommen noch die Gerichtskosten.

Wie viel kostet deine Stunde?

300 Franken.

Hattest du nie Mühe, für deine Leistung Geld zu verlangen?

Nein, das hatte ich nie. Ich versuche stets, für meine Klient:innen mein Bestes zu geben. Ich bin der Meinung, dass meine Arbeit einen Wert hat und es gerechtfertigt ist, dass sie bezahlt wird.

Wenn der Wille da ist, sich zu trennen, dann sind die Finanzen kein Hindernis.

Hast du schon erlebt, dass sich Paare eine Scheidung nicht leisten konnten oder wollten?

Bisher nicht. Wenn der Wille da ist, sich zu trennen, dann sind die Finanzen kein Hindernis. Man muss dazu auch sagen, dass es für mittellose Personen die Möglichkeit gibt, eine unentgeltliche Prozessführung und Rechtsverbeiständung zu beantragen. Das heisst, der Staat trägt die Kosten. Allerdings muss man diese zurückzahlen, sobald man wieder zu Geld kommt.

Die Pandemie war für viele Familien eine Herausforderung. Inwiefern hat das deinen Geschäftsgang beeinflusst?

Einerseits gibt es viele Trennungen. Andererseits haben die Leute eine deutlich kürzere Zündschnur. Die Belastung und der Stress in den Verfahren sind dadurch gestiegen. Die Stimmung ist unversöhnlicher geworden.

Wer hat mit dir zu Hause über Geld gesprochen?

Meine Mutter. Sie hat zwar nicht gearbeitet, aber sie hat das Geld der Familie verwaltet.

Welche Werte hat sie dir mitgegeben?

Wir waren sehr kostenbewusst. Vor Anschaffungen wurde gründlich überlegt, ob wir das auch wirklich brauchen. Wir haben nie über unsere Verhältnisse gelebt. Unser Leitsatz war: Man kann Geld erst ausgeben, wenn man es verdient hat.

Hältst du dich noch an dieses Prinzip?

Ja. Ich bin der Meinung, dass man nicht von der Substanz, sondern von den Erträgen leben sollte.

Materielles respektive Statussymbole interessieren mich nur begrenzt.

Wie hast du deinen ersten Franken verdient?

Ich wollte mit 13 Jahren ein Töffli. Das lag natürlich finanziell nicht drin. Also musste ich dafür arbeiten.

Was hast du gemacht?

Um einen Job zu finden, habe ich in der Migros einen Zettel aufgehängt. Eine schwangere Frau, die sich den Fuss gebrochen hatte, meldete sich auf die Anzeige. Ich sollte ihr zwei Wochen lang im Haushalt helfen. Wir haben dafür einen Stundenlohn von sechs Franken vereinbart. Ich habe das Haus von oben bis unten geputzt, alle ihre Wünsche ausgeführt und sogar die Plättli und Fugen im Badezimmer mit einer Zahnbürste gefegt. Als die zwei Wochen um waren, hat sie einfach gesagt, sie bezahle mir nur den halben Lohn.

Was?!

Sie sagte sogar, ich hätte Glück, dass sie mich überhaupt bezahle. Schliesslich hätte ich keinen schriftlichen Vertrag. Das war an Niederträchtigkeit kaum zu überbieten. Ich war ein 13-jähriges Mädchen und konnte nichts dagegen machen!

Fürs Töffli hat’s natürlich auch nicht gereicht.

Nein, ich habe dann nach den Sommerferien begonnen, einer Erstklässlerin Nachhilfe zu geben, und so das Geld zusammengespart. Diese Geschichte werde ich nie vergessen.

Was bringst du deiner Tochter über Geld bei?

Meinem Mann und mir ist es wichtig, dass sie weiss, dass man selber etwas für Geld tun muss. Sie soll lernen, auf eigenen Füssen zu stehen. Es ist nicht selbstverständlich, Geld zu haben, und sie soll wissen, dass es eine gewisse Verantwortung mit sich bringt, wenn man mehr Mittel hat als andere. Sie ist 17, besucht das Gymnasium und bekommt Sackgeld. Gewisse Dinge muss sie davon bezahlen. Mit 14 Jahren hat sie auch mal in einem Restaurant in der Küche gearbeitet, damit sie sieht, wie die Realität für andere aussieht.

elleXX Rechtsschutz
Sexismus, Mobbing, Lohnungleichheit am Arbeitsplatz? Absolute No-Gos, dennoch nehmen es viele Frauen hin. Das darf nicht sein. Deshalb ist es höchste Zeit für eine Rechtsschutzversicherung von Frauen für Frauen. Wehr dich.

Und in Frauenrunden, ist da Geld ein Thema?

In meinem Freundeskreis reden wir nicht sehr oft über Geld. Klar unterhalten wir uns manchmal über Kosten, Steuern, und andere Ausgaben. Dann sind wir auch relativ offen. Altersbedingt sprechen wir aktuell aber vermehrt über unsere Rentensituation und die finanzielle Vorsorge.

Wie sieht es da aus? Hast du investiert?

Ich habe eine dritte Säule und das Geld angelegt. Ausserdem habe ich ein Aktiendepot und ein Sparkonto.

Wofür sparst du?

Ich spare nicht für eine Hermès-Handtasche oder so was. Materielles respektive Statussymbole interessieren mich nur begrenzt. Mir sind Erlebnisse und Erinnerungen wichtiger. Ich reise sehr gerne. Natürlich habe ich aber gewisse Reserven, weil man nie weiss, was im Leben passiert. Ich führe eine Firma. Wenn ich plötzlich nicht mehr arbeiten kann, muss ich trotzdem für eine bestimmte Zeit Kosten decken können. Ausserdem habe ich etwas auf der Seite für meine Pensionierung.