Persönlichkeit
KnauserigGrosszügig
Sparer:inInvestor:in
HaushaltsbuchBauchgefühl
CashDigital Payment
SparkontoAktien
FrankenBitcoin
Hintergrund
Alter:22
Beruf:Musikerin, Mediamatikerin in einer Werbekreationsfirma, Moderatorin SRF Virus
Einkommen:Netto 5200 Franken monatlich
Schulden:Kreditkarte, wird aber immer wieder ausgeglichen
Grösster Ausgabeposten:Miete, GA, Versicherungen: um die 2200 Franken
Vermögen:Sparkonto

Welche Gefühle löst Geld bei dir aus?

Geld bedeutet für mich zum einen Entscheidungsfreiheit. Es klingt doof, aber Freiheit und Geld sind verknüpft. Es ist halt so. Geld belastet mich manchmal auch: Reicht es, habe ich genug für meine Projekte? Aber es löst auch Glücksgefühle aus, wenn ich es für Dinge einsetzen kann, die mir gefallen.

Zum Beispiel?

Mit 22 schon alleine zu wohnen, das war mir immer wichtig. Ich gehe ausserdem gerne essen oder reisen und gebe dafür auch gerne Geld aus. Das meiste Geld fliesst in meine Musik. Ich habe noch kein Label und finanziere alles selber. Es ist ein Privileg, dass ich das kann. Viele Künstler:innen haben schlichtweg nicht die finanziellen Ressourcen dafür.

Wie viel Geld gibst du für deine Musikprojekte aus?

Das kommt sehr darauf an, in welcher Qualität man produzieren will. Es gibt Studios mit günstigeren Preisen, zwischen 200 und 500 Franken. Die teureren kosten zwischen 500 und 1500 Franken pro Session. Ich arbeite mit verschiedenen Leuten und in verschiedenen Preis-Ranges. Für einen Beat bezahle ich zwischen 200 bis zu 750 Franken. Das teuerste sind die Visuals, also Musikvideos. Das ist immer sehr aufwendig, du bezahlst für das Team, die Location, Statisten. Logisch könnte ich sagen: Du bist ein guter Freund, bitte mach’s gratis. Aber ich will auch so bezahlt werden, wie ich es verdiene, darum zahle ich die Leute, die mit mir arbeiten auch so, wie sie es verdienen.

Wie viel kostet ein Musikvideo also total?

Bis zu 5000 Franken. Und das ist noch günstig. Des weiteren gehören auch Pressefotos zu meinen Ausgaben, Shootings und so weiter. Und der eigene Aufwand ist nicht vergütet, obwohl ich viel Zeit investiere. Ich erstelle Konzepte, schreibe meine eigenen Pressetexte. Seit einem Jahr habe ich Unterstützung beim Booking, da gebe ich jeweils auch einen Prozentsatz ab. Wenn sie einen Auftritt vermitteln, dann gehen 20 Prozent der Gage an meine Booking-Agentur.

Cachita
Seit einem Jahr habe ich Unterstützung beim Booking, da gebe ich jeweils auch einen Prozentsatz ab. Wenn sie einen Auftritt vermitteln, dann gehen 20 Prozent der Gage an meine Booking-Agentur.

Wie viel verdienst du pro Auftritt?

Die Spanne ist ziemlich gross. Es hängt davon ab, wie lange der Auftritt dauert. Das Minimum sind aber 200 Franken, und die grösste Gage war bis jetzt 2000 Franken. Es spielt auch eine Rolle, ob ich alleine auftrete oder mit einer ganzen Band. Bei meinem ersten Auftritt mit der vollen Band habe ich die Künstler:innen ausbezahlt, und mit meiner eigenen Gage ging ich ins Minus, weil da noch andere Kosten anfielen, etwa ein Auto, um die Instrumente zu transportieren. Aber wenn du etwas unbedingt willst, dann machst du das halt so.

Cachita
Im Minimum erhalte ich für einen Auftritt 200 Franken, und die grösste Gage war bis jetzt 2000 Franken.

Und führst du auch selber Buch?

Ja, die Buchhaltung führe ich auch selbst. Ich habe erst letztes Jahr angefangen, mit der Musik Geld zu verdienen. Ich mache eine einfache Buchhaltung mit Excel-Liste. Ich kann mittlerweile mit meinen Einnahmen meine Ausgaben fast decken. Und ich bin bei der SUISA Mitglied, dem Musikverband, der auch schaut, dass wir zu unseren Tantiemen kommen bei Radioplays und anderen Wiedergaben.

Kennst Du Lohnungleichheit?

In den Betrieben, wo ich bisher angestellt war, habe ich das noch nicht erlebt. Aber dafür in der Musikbranche: Ich wurde von einem Veranstalter angeschrieben, und er hat mir eine Gage angeboten. Ich habe das Angebot meinem Booker weitergeleitet, und der hat mir gesagt, ein männlicher Musiker habe für den gleichen Event mehr angeboten bekommen als ich. Dann dachte ich mir: «Okay, vielleicht wegen der unterschiedlichen Reichweite. Es muss ja nicht unbedingt nur darum gehen, dass er ein Mann ist und ich eine Frau bin.» Dann habe ich am Auftritt herausgefunden, dass die zweite Künstlerin, die gebucht wurde, gar nichts bekommen hat.

Wie bitte?

Ja. Da habe ich dann gecheckt, dass das schon mit Gender zu tun haben muss. Ich würde sagen, die zweite Künstlerin ist durchaus auf dem gleichen Level wie ich. Meine Gage war auch nicht super hoch, aber eine gewisse Wertschätzung muss doch einfach da sein.

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Übrigens grosses Kompliment für deinen Auftritt am Cypher! (Der Cypher ist das grösste Schweizer Rap-Live-Event, das jeweils auf SRF Virus live ausgestrahlt wird, Anm. d. Red.)

Haha, vielen lieben Dank. Das war ein super Gefühl für mich, dort mitzumachen.

Ich bin zwar nicht der grösste Hip-Hop-Fan, aber ich verfolge natürlich die Debatte rund um die Diskriminierungsvorwürfe, die man im Rahmen des Cypher immer wieder hört.

Ja, das ist sicher ein Problem, und das muss sich ändern. Aber es war dieses Jahr echt krass, wie viele Frauen mitgemacht haben. Das hat man auch sehr stark gespürt im Studio. Jemand hat auf Youtube kommentiert, dass der Cypher dieses Jahr in Frauenhand war – wie wahr. Das stimmt mich natürlich auch hoffnungsvoll für die Zukunft.

Bleiben wir beim Gender-Thema: Laut einer Umfrage können sich 56 Prozent der Frauen in der Schweiz nicht selber über Wasser halten. Was denkst du, wenn du das hörst?

Ich finde es sehr erschreckend, dass diese Zahl so hoch ist. Für die Betroffenen muss es sehr schwierig sein, in einer solchen Abhängigkeit zu leben. Wenn du abhängig bist von den Entscheidungen anderer Personen, nimmt dir das deine Freiheit. Das muss sich dringend ändern. Aber ich habe das Gefühl, dass da eine Veränderung im Gang ist: Frauen reden mehr über Geld und verlangen das, was ihnen zusteht. Ich wurde von meinem Mami so erzogen, dass das ein wichtiges Thema ist.

Inwiefern?

Sie hat mir und meiner Schwester immer gesagt, sie will nicht, dass wir von einem Mann abhängig sind. Bei ihr war das anders: Sie ist Migrantin aus Kuba und war immer von meinem Papi abhängig. Der hat sehr sehr viel gearbeitet, um uns einen gewissen Lebensstandard zu ermöglichen: Wir hatten eine eigene Wohnung, konnten unsere Verwandten in Kuba besuchen und haben die Familie dort auch finanziell unterstützt. Das Thema Geld war aber immer wieder ein Streitthema bei meinen Eltern. Und mein Mami hat mir darum immer gesagt: Bevor du Musik machst, beendest du deine Ausbildung. Schau, dass du genug für dich selber hast, dass du unabhängig bist. Und auch meine Grossmutter sagte mir, wie wichtig es sei, gerade als Frau unabhängig zu sein. Und dass ich unbedingt zuerst alleine leben solle, bevor ich mit einem Mann zusammenziehe. Sie sagte: «Nur so weisst du, was das Leben kostet – und du hast Zeit, dich selber kennenzulernen.»

Cachita
Meine Grossmutter sagte mir, wie wichtig es sei, gerade als Frau unabhängig zu sein. Und dass ich unbedingt zuerst alleine leben solle, bevor ich mit einem Mann zusammenziehe. Sie sagte: «Nur so weisst du, was das Leben kostet – und du hast Zeit, dich selber kennenzulernen.»

Das klingt sehr schön. Da hast du ein paar tolle Frauen in deiner Familie.

Total, ich bin dafür auch sehr dankbar. Ich denke auch, dass ich deswegen ein bisschen lockerer drauf bin, was das Thema Geld angeht: Weil ich mir nicht den gleichen emotionalen Stress antun will wie mein Papi.

Cachita
Das Thema Geld war aber immer wieder ein Streitthema bei meinen Eltern. Und mein Mami hat mir darum immer gesagt: Bevor du Musik machst, beendest du deine Ausbildung.

Wie hast du dein erstes eigenes Geld verdient?

Ich habe von klein auf schon immer Sachen gemacht, um ein bisschen zu verdienen. Meine Grosseltern hatten Hühner, und ich habe die Eier auf der Strasse verkauft. Oder ich habe Osterdeko gebastelt und die den Nachbarn verkauft. Ich war ziemlich entschlossen und hatte wohl schon immer einen Geschäftssinn, aber ich hatte auch ein Ziel: Ich wollte mir ein Pferd kaufen.

Dafür hättest du aber viele Eier verkaufen müssen. Hast du dein Ziel denn erreicht?

Haha, nein, das war dann irgendwann auch nicht mehr so interessant für mich. Aber ich habe das vier Jahre lang durchgezogen und meine Familie hat immer dazugelegt, etwa an Geburtstagen. Schliesslich kamen sicher um die 2000 Franken zusammen.  

Stresst dich Geld?

Meine Priorität ist klar die Musik, und da gehe ich mit vollem Risiko rein. Es gibt Monate, da geht wirklich fast mein ganzes Geld dafür drauf, inklusive Kreditkarte und Sparkonto. Und wenn dann eine unvorhergesehene Rechnung kommt und ich die nicht bezahlen kann, dann stresst mich das schon.

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Wann streitest du über Geld?

Nie. Weil ich erlebt habe, wie es ist, wenn wegen Geld gestritten wird, versuche ich das zu umgehen.

Du hattest deinen musikalischen Durchbruch kurz vor dem Beginn der Pandemie. Hat Corona dein Verhältnis zu Geld verändert?

Finanziell hatte ich keine Probleme. Ich hatte grosses Glück, habe während Corona meinen Job gewechselt, weiterhin Geld verdient und den gleichen Lohn gehabt, den ich vor der Pandemie hatte. Mir ist bewusst, dass es vielen anderen nicht so gut ging. Für mich persönlich war es gar heilsam, dass keine Auftritte möglich waren. Ich habe stattdessen sehr viel Zeit im Studio verbracht und einen Wandel durchgemacht: Ich habe meinen Künstlernamen geändert und mich auf mich konzentriert. Da geschah nochmals ein Wachstum, das so nicht passiert wäre, wenn ich zu diesem Zeitpunkt schon Auftritte gehabt hätte. Von daher war diese Zeit gut für mich.