«Mama, ich möchte für einen berühmten Fussballverein in Deutschland spielen!» Mein Sohn schaut mich voller Begeisterung an, und ich sage wie aus der Pistole geschossen: «Das ist nicht möglich, wir wohnen doch in der Schweiz.» Es war so beiläufig gesagt, dass ich es kaum bemerkte. Anders mein Sohn. Seine Augen, die gerade noch wie Sterne funkelten, wurden leer  – und ich war der Grund dafür. 

An diesem Abend konnte ich nicht einschlafen. Warum hatte ich das gesagt? Warum habe ich nicht einfach mit ihm geträumt? Stattdessen übernahm ich die Rolle, die so viele Eltern unbewusst spielen: die der Traumvernichter.

«Mama, ich will ein Schloss bauen!» – «Aber das ist doch unrealistisch.»

«Papa, ich will Erfinderin werden!» – «Dafür musst du erst mal Mathe verstehen.»

Simone Hoffmann
Das Schlimmste daran? Wir merken es nicht einmal. Wir lächeln dabei.

Unsere Kinder träumen gross, frei und voller Mut. Und was machen wir? Wir holen sie zurück auf den Boden der Tatsachen – schneller, als sie abheben können. Das Schlimmste daran? Wir merken es nicht einmal. Wir lächeln dabei.

Gross Träumen ist kein Luxus – es ist die Grundlage für Erfolg

Warum tun wir das? Weil wir verlernt haben zu träumen. Rechnungen, Verpflichtungen und Enttäuschungen ersticken unsere eigenen Visionen. Das Problem ist nicht, dass Kinder zu gross träumen – sondern dass wir Erwachsenen zu klein denken.

Steve Jobs wollte die Welt revolutionieren. Greta Thunberg kämpft dafür, den Planeten zu retten. J.K. Rowling träumte davon, eine magische Welt zu erschaffen. Was haben sie gemeinsam? Sie haben gross geträumt – und reüssiert. 

Genau deshalb muss unsere Antwort auf die Träume unserer Kinder lauten: «Das klingt fantastisch! Wie können wir das möglich machen?» Diese Ideen und Fantasien sind der Nährboden für Innovation, Mut und Lebensfreude.

Ein guter Vorsatz für 2025

2025 soll das Jahr werden, in dem wir die Visionen der Kinder feiern. Ein Traum ist der erste Schritt. Seine Umsetzung der nächste. Mit Herz, Fantasie und einem Plan könnte es möglich werden. So geht’s:

  1. Vision Board
    Bastelt gemeinsam aus Bildern, Fotos, Stiften und Papier oder digital ein Vision Board, auf dem das Kind seine Träume festhält. Alles hat Platz.
  2. Keine Grenzen setzen (der wohl härteste Teil für Eltern)
    Erlaub dem Kind, das Unmögliche zu denken. Statt «Das können wir uns nicht leisten» sag: «Das klingt aufregend – erzähl mir mehr davon.»
  3. Sei Komplizin, nicht Richterin
    Stell dir vor, ihr zwei seid ein Team – und alles ist möglich.
  1. Nach dem Traum kommt der Plan
    Träume brauchen oft Geld – hier können wir etwas Wunderbares lehren: Finanzen als Werkzeug.
    - Ein Baumhaus? Lass das Kind ausrechnen, wie viele Bretter und Nägel nötig sind. Erkundigt euch in einem Baumarkt, wie viel das Material kostet. 
    - Eine Weltreise? Überlegt euch, wie viel Zeit ihr für eure Reise einplanen möchtet, welche Länder ihr besuchen wollt und ob ihr eine Backpacker- oder Luxusreise bevorzugt. Auf Basis dieser Überlegungen könnt ihr die geschätzten Kosten ermitteln – durch Internetrecherche oder ein Beratungsgespräch im Reisebüro. Nehmen wir an, die Gesamtkosten belaufen sich auf 30’000 Franken. Im nächsten Schritt klärt ihr, wann ihr die Reise realistisch antreten könnt. Falls noch Zeit zum Sparen nötig ist, berechnet euer monatliches Sparziel. Soll die Reise in fünf Jahren starten, müsstet ihr monatlich 500 Franken zur Seite legen, um euer Ziel zu erreichen. 
Simone Hoffmann
Stell dir vor: Eines Tages erreicht das Kind seinen Traum. Und sagt: «Ich habe das geschafft, weil du mir nie gesagt hast, dass es unmöglich ist.»

Weniger Spielverderber, mehr Inspiration

Stell dir vor: Eines Tages erreicht das Kind das vermeintlich Unmögliche. Es baut das Schloss, wird Astronaut oder erfindet die erste Rakete mit einem Drachengarten an Bord. Und später sagt es: «Ich habe das geschafft, weil du mir nie gesagt hast, dass es unmöglich ist.»

Abschliessend und ganz verrückt: Was, wenn wir selbst wieder anfangen zu träumen? Nehmen  wir uns die Zeit und gestalten ein eigenes Vision Board. Wenn wir an unsere Träume glauben und diese realistisch planen, werden wir auch den Kindern die Kraft geben, an ihren Visionen festzuhalten.