Bei der Frauengesundheit hat das Thema Mutterschaft am Arbeitsplatz zu Recht viel Aufmerksamkeit erhalten. Über die Menopause hingegen, eine natürliche Phase im Leben jeder Frau, wird oft geschwiegen. Vielmehr ist diese Phase geprägt von Vorurteilen und Unwissen. Diese Tatsache führt aktuell dazu, dass Frauen teilweise während der Menopause sogar ihre Karriere aufgeben. Studien zeigen: 22 Prozent der erwerbstätigen Frauen in der Schweiz haben ihren Job verlassen oder ziehen es in Erwägung, ihn aufgrund von Menopause-Symptomen aufzugeben. Wäre es also nicht an der Zeit, das Stigma rund um die Menopause am Arbeitsplatz abzubauen und Lösungen zu finden, um erfahrene Berufsfrauen – unsere sogenannten «silbernen Pumas» – während dieses Übergangs zu halten und zu stärken?

Emelie Metscher
Über die Menopause hingegen, eine natürliche Phase im Leben jeder Frau, wird oft geschwiegen. Vielmehr ist diese Phase geprägt von Vorurteilen und Unwissen.

Die Wahrheiten über Menopause 

Die Wissenslücken rund um die Menopause sind gross. Noch vor rund sechs Monaten glaubte ich, wie viele andere auch (Männer und Frauen), dass Symptome der Menopause erst nach dem 50. Lebensjahr auftreten. Im Gegensatz zu dieser weit verbreiteten Auffassung können hormonelle Veränderungen jedoch bereits in den 30ern einer Frau beginnen. Solche Anzeichen weisen auf den den Beginn der sogenannten Perimenopause oder der Wechseljahre hin. Die Symptome sind oft vage, weshalb auch Frauen selbst sie nicht selten fehlinterpretieren. Bei Arztbesuchen wird die Menopause oder die Perimenopause häufig nicht angesprochen. Dieses Schweigen verzögert Diagnose und Behandlung. Studien zeigen, dass 60 Prozent der Frauen mit Menopause-Symptomen klinische Hilfe suchen, aber nur 25 Prozent von ihnen die benötigte Behandlung erhalten.

Perimenopause und Menopause bringen eine Vielzahl von Symptomen mit sich, die Frauen am Arbeitsplatz beeinträchtigen können. Stimmungsschwankungen, Angst, Stress, Schlaflosigkeit, Hitzewallungen und Gedächtnisschwierigkeiten sind nur einige der emotionalen und physischen Veränderungen, die das Selbstvertrauen und die Produktivität von Frauen stark untergraben können. Zusätzlich zu den Symptomen selbst verschärfen die Vorurteile und das Schweigen rund um die Thematik am Arbeitsplatz das Problem weiter. All das hindert Frauen auch daran, die nötige Unterstützung zu suchen und zu erhalten.

Eine weitere versteckte Barriere

Für Frauen in Führungspositionen kann die Menopause eine zusätzliche Herausforderung darstellen – neben all den anderen Herausforderungen, denen Frauen beim Aufstieg auf der Karriereleiter ohnehin schon gegenüberstehen. Der Beginn der Perimenopause fällt oft mit einer entscheidenden Phase in der Karriere von Frauen zusammen. Eine Phase, in der die Anforderungen und Erwartungen hoch sind und sich gleichzeitig Möglichkeiten zum Aufstieg ergeben. Frauen versuchen in dieser Zeit also, Karriereschritte zu machen und gleichzeitig die genannten Symptome zu bewältigen und mit diesen klarzukommen. Häufig kommt es in dieser Zeit zu Missverständnissen, und es fehlt die Unterstützung der Arbeitgeber:innen oder von medizinischen Fachpersonen. All das erschwert es Frauen, weiter aufzusteigen oder sogar ihre aktuellen Positionen zu halten. Trotz Fortschritten in Richtung Gleichstellung der Geschlechter stellt die Menopause eine weitere, weitgehend verborgene, Barriere dar, die den Fortschritt von Frauen am Arbeitsplatz weiter behindert.

Emelie Metscher
Die Symptome sind oft vage, weshalb Frauen selbst sie nicht selten fehlinterpretieren. Auch bei Arztbesuchen wird die Menopause oft nicht angesprochen. Dieses Schweigen verzögert Diagnose und Behandlung.

Drei Elemente für eine Veränderung

Damit Frauen die Herausforderungen rund um die Menopause überwinden können, braucht es gemeinsame Anstrengungen von Arbeitgeber:innen und Betroffenen. Um die Umsetzung zu vereinfachen, konzentrieren wir uns auf drei wesentliche Elemente – Menschen, Prozesse und Kosten. Wenn Unternehmen sich auf diese drei Hebel fokussieren, können sie ein unterstützendes Umfeld schaffen, in dem Frauen in der späteren Phase ihrer Karriere gedeihen können.

Erstens: Menschen

Es ist entscheidend, ein Bewusstsein zu schaffen und einen offenen Dialog über das Thema Menopause mit allen Geschlechtern zu fördern. So kann man das Thema entmystifizieren und entstigmatisieren. Versammlungen, Gesprächsrunden sowie Fokusgruppen, die sowohl Frauen als auch Männer einbeziehen, können helfen, die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen des Unternehmens zu identifizieren und Lösungen zu entwickeln. Dabei können auch diverse Tools helfen, das Bewusstsein zu fördern. Beispielsweise in Form von kurzen, auf Abruf verfügbaren Leitfäden mit kompakten Informationen. Oder private oder unternehmenskuratierte Podcasts. Sie bieten einen sicheren Raum und diskreten Zugang zur Unterstützung. All das ermöglicht es Frauen, ihr Wohlbefinden ohne öffentlichen Druck innerhalb des Unternehmens zu managen. 

Und schliesslich sendet auch das Anerkennen und Feiern der Leistungen von Frauen im mittleren Alter eine starke Botschaft. Es zeigt das Engagement für Vielfalt, Inklusion und das Verständnis, dass Menopause den Wert oder das Potenzial einer Frau nicht schmälert.

Emelie Metscher
Reife Frauen sollten am Arbeitsplatz als Anführerinnen – «silberne Pumas» – mit Erfahrung und Weisheit anerkannt werden.

Zweitens: Prozesse

Die Entwicklung und Implementierung unterstützender Prozesse ist ein weiterer wesentlicher Bestandteil der Unterstützung von Frauen in der Menopause. Dazu gehören flexible Arbeitszeiten, die Gewähr, dass Rekrutierungs- und Beförderungsprozesse frei von Altersdiskriminierung sind, und das Schaffen von Austauschmöglichkeiten für Frauen mit Menopause-Symptomen. Die Förderung regelmässiger Gesundheitsuntersuchungen für Frauen (und Männer) kann ebenfalls dazu beitragen, einen proaktiveren Ansatz zur Bewältigung von Menopause-Symptomen und dem allgemeinen Wohlbefinden am Arbeitsplatz zu fördern. Schliesslich ermöglicht eine Liste «menopausebewusster» Gesundheitsdienstleister den Frauen den direkten Zugang zu individueller medizinischer Beratung und Unterstützung.

Drittens: Kosten

Während Investitionen in die oben genannten Initiativen Kosten verursachen können, überwiegen die langfristigen Vorteile bei weitem die Kosten. Laut Forbes kostet der Produktivitätsverlust aufgrund der Menopause weltweit jährlich 810 Milliarden Dollar. Die Anerkennung des Potenzials erfahrener Frauen und die Bereitstellung der erforderlichen Ressourcen zeigen ein Engagement für Vielfalt, Inklusion und für das allgemeine Wohlbefinden der Mitarbeitenden.

Letztendlich trägt die Unterstützung von Frauen während des menopausalen Übergangs nicht nur zu einer positiven Arbeitskultur bei, sondern bringt auch greifbare Vorteile für eine Organisation und ihr Jahresergebnis.

Feiern wir die Frauen

Die Menopause sollte am Arbeitsplatz kein Tabuthema sein, sondern eine Gelegenheit für Unternehmen, ihr Engagement zu zeigen, Frauen in jeder Phase ihrer Karriere zu unterstützen. Warum sollten Begriffe wie «silberne Füchse» nur für reife Männer verwendet werden? Reife Frauen sollten am Arbeitsplatz als Anführerinnen des Rudels – «silberne Pumas» – mit Erfahrung und Weisheit anerkannt werden.

Durch die Förderung eines offenen Dialogs, die Implementierung unterstützender Prozesse und Investitionen in das Wohlbefinden von Frauen können wir den Weg für ein inklusiveres und stärkenderes Arbeitsumfeld für alle ebnen. Brechen wir darum das Schweigen und feiern wir die Leistungen von Frauen, unabhängig von Alter oder Lebensphase.