Die grosse hormonelle Umstellung im Leben von Frauen ist mit einem erschlagenden Wust an Begrifflichkeiten verbunden: Klimakterium, Menopause, Perimenopause, Postmenopause, Wechseljahre, Östrogen, Progesteron etc.. Vereinfacht ausgedrückt bezeichnen die Wecheljahre oder eben das Klimakterium die Phase der hormonellen Veränderung im Körper einer Frau. Und die beginnt üblicherweise zwischen 40 und 50 mit der Perimenopause. Man kann sich das auch so vorstellen: Mädchen werden bereits mit einer Million Eizellen geboren, sind davon nur noch 50’000 übrig, startet die Perimenopause.

Marah Rikli
Ich hatte dieses Bild alter Frauen in grauen Röcken, die stricken, im Kopf. Menopause-Frauen waren doch keine berufstätigen Frauen, die an Wochenenden auch gerne tanzen und feiern gehen.

Erst wer ein Jahr keine Blutungen mehr gehabt hat, erreicht dann die Menopause. Darauf geht es meistens noch zehn bis 15 Jahre in der Postmenopause weiter. Dieser ganze körperliche Wandel kann insgesamt zwischen sieben und 20 Jahre dauern. Bei den Frauen nehmen währenddessen vor allem die weiblichen Sexualhormone Östrogen und Progesteron ab.

Stereotypen halten sich hartnäckig

Wechseljahre sind aber vor allem mal mit vielen falschen Vorstellungen und Mythen verbunden, beispielsweise, dass sie nur «alte» Frauen betreffen oder mindestens Frauen über 50 und älter. Wenige sind sich bewusst, dass es eben auch Jüngere betreffen kann. Journalistin und Inklusionsaktivistin Marah Rikli war erst 38 Jahre alt, als erste Symptome sich bemerkbar machten. An die Menopause hat sie damals keine Sekunde gedacht.

«Das hätte ja geheissen, fertig lustig. Ich hatte dieses Bild alter Frauen in grauen Röcken, die stricken, im Kopf. Menopause-Frauen waren doch keine berufstätigen Frauen, die an Wochenenden auch gerne tanzen und feiern gehen», sagt Rikli.

Auch Frauen unter 40 betroffen

Es dauerte Jahre, bis die Symptome der Journalistin endlich als Anfang der Menopause erkannt wurden. Problematisch ist, dass Frauengesundheit und Menopause im Medizin-Grundstudium ein winziges Randthema sind. Die Odyssee von Rikli hatte auch mit der Art der Symptome zu tun. Diese sind vielschichtig und oft diffus. Das ist herausfordernd für die Betroffenen, aber auch für die Diagnose.

Marah Rikli
Ich hatte auch diese fixe Vorstellung im Kopf, dass ich nur wertvoll als Frau bin, wenn ich Kinder gebären kann.

Rikli, Mutter zweier Kinder, beschreibt ihre ersten Smyptome so: «Das erste war das Gewicht: Ich nahm zu. Ich war nie eine dünne Frau, aber plötzlich war da die Angst, dass ich eine alte dicke Frau werde. Und ich hatte auch diese fixe Vorstellung im Kopf, dass ich nur wertvoll als Frau bin, wenn ich Kinder gebären kann. Ich finde das verrückt.»

Danach gesellten sich bei Rikli eine ganze Reihe an Symptomen dazu, wie Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen, Schlaflosigkeit, Heisshunger. Ihr war immer warm. Und in der Nacht wachte sie in Schweiss gebadet auf und hatte Alpträume. Zudem hatte sie starke und zunehmende Wassereinlagerungen in den Beinen, und Lipödeme, die noch von den Schwangerschaften stammten, machten ihr zu schaffen. 

Aber auch Riklis Zyklus änderte sich. Er wurde kürzer – ein typisches Anzeichen, denn entgegen der Intuition hat man vor der Menopause mehr Blutungen und nicht weniger. Auch die Schmerzen nahmen zu, bereits drei bis vier Tage vor dem Eisprung. Und am Tag des Eisprungs waren sie extrem. 

Mit der Menopause nicht vorbei

Diese Symptome sind mit der Menopause nicht vorbei, es gibt eine ganze Reihe von Risiken, die in der Postmenopause erst recht steigen:

  • Während das Hormon Östrogen jüngere Frauen weitgehend vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt, nimmt deren Risiko nach der Menopause zu.
  • Zudem lagert sich durch die nachlassende Östrogenproduktion bei gleichbleibendem Testosteronpegel vermehrt Fettgewebe im Bauchbereich ein. Dadurch steigt ebenfalls die Gefahr, am Herzen zu erkranken. 
  • Der Östrogenmangel sowie die negativen Veränderungen des Fett- und Zuckerstoffwechsels können eine Verkalkung der Blutgefäße begünstigen. Das erhöht das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.
  • Osteoporose wird begünstigt (30 Prozent der Frauen sind  in der Postmenopause davon betroffen).
  • Diabetes Typ 2.

Marah Rikli geht es heute gut. Sie nimmt Hormone, was nur gerade sechs Prozent der Betroffenen tun. Die Hormonersatztherapie ist vor allem wegen der berühmt-berüchtigten Studie der Womens Health Initiative von 2002 in Verruf geraten. Die Studie brachte die Hormontherapie mit Brustkrebs, Thrombose und Herzinfarkt in Verbindung.

Mittlerweile sieht das anders aus: Heute werden Hormonersatztherapien als weniger riskant eingeschätzt. Das auch, weil es heute ganz andere Präparate gibt als damals. Es hat Jahre gedauert und viele Daten benötigt, bis man zum Schluss gekommen ist, dass heutzutage für die meisten Frauen die Vorteile einer Hormonersatztherapie die Risiken überwiegen. Gerade Frauen, die stark leiden, wird heute dazu geraten.

Menopause verstärkt Einkommens-Gap

Das Problem ist, dass Frauen in den Wechseljahren viel ausprobieren müssen, bis sie die passende Behandlung finden, und sie dann meistens auf den Kosten sitzen bleiben. Marah Rikli nimmt beispielsweise Hormone über die Minipille. Diese Aufwände werden aber von keiner Krankenkasse übernommen, auch wenn die Minipille explizit wegen Menopause-Beschwerden verschrieben wird.

Darüber hinaus hat das für Betroffene teure Folgen im Job. Viele müssen ihr Pensum reduzieren, und eine von zehn Frauen verlässt ihren Job ganz wegen Menopause-Symptomen. Das zeigt, dass die Menopause den Einkommens-Gap zwischen den Geschlechtern in der Lebensmitte nochmals empfindlich und schmerzlich vergrössert.

ellexx
Aus Kanada weiss man, dass die Menopause für die kanadischen Frauen einen Einkommensverlust von 3.3 Milliarden Dollar bedeutet.

Frauen in den Wechseljahren sind die schnellstwachsende Gruppe von Angestellten auf dem Arbeitsmarkt. In der Schweiz gibt es trotzdem keine Daten dazu. Aus Kanada immerhin weiss man, dass die Menopause für die kanadischen Frauen einen Einkommensverlust von 3.3 Milliarden Dollar bedeutet.

Was also tun? Es ist zwingend, das Leben von Frauen und ihr Potenzial auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern, gerade indem man mehr in Frauengesundheit in den Betrieben und auch in Aufklärung investiert. Es braucht definitiv mehr Sichtbarkeit und Verständnis für die hormonellen Umstellungen im Leben.  

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