Das kennen wir – und haben darum für euch eine Vorselektion getroffen: In den nächsten Wochen stellen wir euch (fast) täglich eine Autorin und ihr Werk vor, sprechen mit den Autor:innen über Feminismus, Backlashes und den Prozess des Schreibens und fassen für die ganz Beschäftigten unter euch die wichtigsten Aussagen jedes Buches zusammen.
Damit sollte euch die Wahl eurer Sommerlektüre 2022 ein wenig leichter fallen. Mit dabei sind:
Mareice Kaiser: Das Unwohlsein der modernen Mutter
Versorgerin, Businesswoman, Mom I’d like to fuck – Mütter sollen heute alles sein. Dass darunter ihr Wohlbefinden leidet, ist kein Wunder. Mareice Kaiser, Journalistin und selbst Mutter, stellt immer wieder fest: Das Mutterideal ist unerreichbar und voller Widersprüche. Sie zeigt, wo Mütter heute stehen – noch immer öfter am Herd als in den Chefetagen – und wo sie stehen sollten: Dort, wo sie selbst sich sehen – frei und selbstbestimmt.
Kübra Gümüşay: Sprache und Sein
Kübra Gümüşay ist deutsch-türkische Journalistin, feministische Bloggerin und Autorin. In ihrem Erstlingswerk beschreibt sie, wie Sprache unser Denken prägt und unsere Politik bestimmt. Sie zeigt, wie Menschen als Individuen unsichtbar werden, wenn sie immer als Teil einer Gruppe gesehen werden und sich nur als solche äussern dürfen.
Das Buch folgt der Sehnsucht nach einer Sprache, die Menschen nicht auf Kategorien reduziert; nach einem Sprechen, das sie in ihrem Facettenreichtum existieren lässt; nach wirklich gemeinschaftlichem Denken in einer sich polarisierenden Welt.
Sandra Konrad: Das beherrschte Geschlecht
Sandra Konrad führt in ihrem Buch durch die Geschichte weiblicher Sexualität und entlarvt dabei bis heute wirksame Geschlechter-Klischees und unbewusste Rollenvorgaben – immer auf der Suche nach der Antwort auf folgende Frage: Wie frei, gleichberechtigt und sexuell selbstbestimmt sind Frauen im 21. Jahrhundert? Sexualität ist mehr als nur Sex – es geht um Rollenzuschreibungen, Regeln und Rechte. Es geht um Verschmelzung und Abgrenzung. Es geht um Lust und Liebe und viel zu oft um Gewalt. Es geht um Macht und Ohnmacht: Um männliche Herrschaft und weibliche (Selbst-)Beherrschung.
Nils Pickert: Lebenskomplizinnen – Liebe auf Augenhöhe
Nils Pickert, 1979 in Ostberlin geboren, ist freier Journalist für Die Zeit, taz oder den Tagesanzeiger. 2012 sorgte er für mediales Aufsehen, als er sich einen Rock anzog, weil sein 5-jähriger Sohn gerne Kleider trug und er ihm ein Vorbild sein wollte. Von der Aktion waren wir damals schwer beeindruckt, genauso wie heute von seinem Buch «Lebenskompliz:innen – Leben auf Augenhöhe». Darin gehe es um «Gleichberechtigte Liebe. Beziehungsarbeit. Entlastungsprogramm. Weniger romantische Spezialgesten, mehr wohlwollender Alltag. Patriarchatskritik. Feminismus. Sex. Fairness. Elternschaft. Und ein Happy End für Liebende statt für die Liebe».
Liv Strömquist: Im Spiegelsaal
Bereits 2003 schrieb die Philosophin Susan Bordo, dass wir in einem «Imperium der Bilder» leben. In den letzten Jahren wurde diese Theorie mehr und mehr zur Realität: Eine iPhone-Kamera in jeder Hand, und dank der weit verbreiteten Social-Media-Nutzung ertrinken wir in einer Flut der Bilder.
Das hat gravierende Auswirkungen – zum Beispiel drauf, wie wir uns selber sehen. Die Frage, wie sich unser Schönheitsempfinden durch Instagram und Co. verändert hat, wird «Im Spiegelsaal» in fünf Essays untersucht – illustriert von der Schwedin Liv Strömquist.
Agota Lavoyer: Ist das okay?
Sexualisierte Gewalt an Kindern macht oft sprachlos. Wie also spricht man mit Kindern darüber? Und wie schützt man sie möglichst wirksam? Agota Lavoyer, Expertin zum Thema sexualisierte Gewalt und elleXX-Kolumnistin, und Illustratorin Anna-Lina Balke bereiten in diesem Kinderfachbuch das Thema anhand von vertrauten Szenen und passenden Fragen altersgerecht auf. So können Bezugspersonen mit Kindern ins Gespräch kommen und in verschiedenen Situationen gemeinsam prüfen: Ist das okay? Oder ist das Gewalt? Keine leichte Kost – aber leider oft notwendig.
Tanja Raich: Das Paradies ist weiblich
Wie würde die Welt aussehen, wenn wir im Matriarchat leben würden? Wäre die Welt gerechter, liebevoller, sozialer, paradiesisch? Diese Frage hat sich Tanja Raich gestellt und an 20 Autor:innen weitergegeben. Herausgekommen ist ein Band mit Texten, die der These zustimmen, sie ablehnen oder infrage stellen. Es geht um die Matriarchatsforschung, um Dystopien und Utopien, es geht auch darum, über das Matriarchat hinauszudenken und neue Ideen zu entwickeln, wie unsere Welt eine bessere und gerechtere für alle werden könnte.
Fork Burke: I will be different every time
Black History in der Schweiz? Ja, das gibt es – auch wenn das vielen Menschen leider noch immer nicht bewusst ist. «I will be different every time» macht Frauen mit ihren Stimmen, Perspektiven und Biographien sichtbar, die in der Schweiz selten zur Kenntnis genommen werden. Ein Beitrag im Buch stammt von der Co-Herausgeberin Fork Burke. Mit ihren poetischen Essays will sie aus der akademischen, westlichen Sprache heraustreten und ihre Lebenswelt in ihrer eigenen Sprache beschreiben.
Elena Favilli und Francesca Cavallo: Good Night Stories for Rebel Girls – 100 aussergewöhnliche Frauen
Sie sind ins All und über den Atlantik geflogen, haben den Erdball schon mit 16 umsegelt und die höchsten Gipfel in Röcken bestiegen. In allen Ländern und zu allen Zeiten gab es Frauen, die mutige Vorreiterinnen waren, neugierige Entdeckerinnen, kluge Forscherinnen und Genies. Herrscherinnen, die unter widrigsten Umständen ihre Länder regierten, Aktivistinnen, die gegen Ungerechtigkeit protestierten, Wissenschaftlerinnen, die unbekannte Pflanzen und Tiere erforschten. «Good Night Stories for Rebel Girls» erzählt 100 inspirierende Geschichten von beeindruckenden Frauen. Eine spannende Lektüre für Kinder und Erwachsene, illustriert von über 60 Künstlerinnen aus aller Welt.
Viel Spass beim Lesen!