Es war klar, dass eine feministische Medien-Finanz-Plattform wie ellexx einigen gegen den Strich gehen würde. Zum Beispiel dem Portal Inside Paradeplatz. Bereits kurz nach dem Launch Ende Oktober hetzte das Portal in einem herabsetzenden und sexistischen Artikel gegen ellexx-CEO Patrizia Laeri. Sie wurde als «Girl mit Rehaugen» betitelt, die sich als «Bankerin» versucht. Diese spöttische, diffamierende Wortwahl sprengt bereits die Vorstellungskraft. Patrizia Laeri ist 44-jährig, Ökonomin, Medienunternehmerin und Mutter dreier Kinder. Dreist, einer gestandenen Frau die Kompetenzen abzusprechen.
Das Portal setzte aber noch einen drauf: Letzte Woche verspottete, sexualisierte und fäkalisierte Inside Paradeplatz die 44-jährige Ökonomin, Unternehmerin und Mutter noch gröber. Sie sei ein «Seite-3-Girl», eine «Rakete», bei der es stets «Bumm» mache, ein «Frauenfurz» gar. Der Artikel trieft vor Sexismus, Persönlichkeitsverletzungen und Unwahrheiten. Wurde jemals in diesem Lande über einen 44-jährigen Ökonomen, Unternehmer und Vater so geschrieben? Der Seite-3-Boy sei eine Rakete, bei dem es stets Bumm mache, ein einziger Männerfurz eben. Wie fühlt sich das an? Vielen Menschen dürfte es spätestens jetzt unbehaglich werden.
Mit der Sichtbarkeit kommt der Hass
ellexx-CEO Patrizia Laeri sagt dazu: «Ich bin Hasskommentar-erprobt. Über mein Aussehen und meine damit angeblich verbundene nicht vorhandene Kompetenz finden sich unzählige Kommentare im Netz. Der Hass begleitet mich als Frau und Wirtschaftsjournalistin seit dem Tag, als ich öffentlich sichtbar wurde. Es ging so weit, dass ich mich vor mehr als einem Jahrzehnt bereits rechtlich dagegen wehren musste.» Die Schweiz am Sonntag hatte damals die Ökonomin als Hobbymodel bezeichnet und andere grobe Unwahrheiten verbreitet. Eine Entschuldigung folgte. Es wurde auch richtiggestellt, dass Laeri das wirtschaftswissenschaftliche Lizenziat an der Universität Zürich mit magna cum laude abgeschlossen hatte. Sie ist auf der Website der Institution auch öffentlich und für alle einsehbar als Testimonial präsent – zusammen mit Ehemaligen wie dem CEO von Schindler, Thomas Oetterli, oder dem UBS-Chefökonomen Daniel Kalt.
Backlash in der Medienberichterstattung über Frauen
Es folgten noch einige persönlichkeitsverletzende Strohfeuer gegen die Ökonomin und immer sogleich auch Entschuldigungen. Aber es blieb im Grossen und Ganzen ruhig. Es hatte sich ausgezahlt, sich auf den Rechtsstaat zu verlassen und sich zu wehren. Dazu Laeri: «In den letzten Jahren beobachte ich in den Medien allerdings einen besorgniserregenden Backlash. Online-Medienplattformen wie Inside Paradeplatz oder ZackBum gehen hetzerisch und rufschädigend auf eine ganze Reihe gestandener Geschäftsfrauen und insbesondere Finanzfrauen los. Die Plattformen sind anscheinend einzig für wütende, frauenverachtende Menschen gedacht, deren Ziel es ist, andere zu demütigen, herabzusetzen und ihnen zu schaden.»
Die erste und häufigste Reaktion auf solche Angriffe ist es – genau wie bei physischen sexuellen Belästigungen – einfach gar nichts zu machen, sie zu ignorieren. Man reagiert mit einer Art Schockstarre, mit Angst. Patrizia Laeri: «So erging es im ersten Moment auch mir. Der Alptraum war wieder zurück.»
Fakt ist: Die meisten Frauen tauchen nach solchen öffentlichen Attacken unter, weichen aus, warten, bis es vorbeigeht. Sie ziehen es in der Folge eher vor, sich in der Öffentlichkeit nicht weiter zu exponieren; tun sie es doch, dann bleiben sie in den erwartbaren Rollen von Frauen, die niemanden stören oder nirgends anecken sollen.
Unternehmerinnen im Finanzbereich sind rar – also weg mit ihnen
Mit der jüngsten Attacke von Inside Paradeplatz wurde eine neue Eskalationsstufe erreicht: Nicht nur wurde CEO Patrizia Laeri auf übelste Weise gedemütigt, sondern es wurde auch über das Start-up ellexx nicht faktentreu und somit geschäftsschädigend berichtet.
Das Start-up ist verantwortlich für Angestellte, zahlt Löhne und schafft dank eines innovativen Geschäftsmodells Arbeitsplätze – und dies, ohne Staatsgelder zu beziehen.
Dazu muss man wissen: ellexx ist erst wenige Wochen alt und die einzige rein von Frauen gegründete Finanz-Medien-Plattform in der Schweiz. Dahinter steckt jahrelange Arbeit. Gerade die Seed-Finanzierung ist für von Frauen gegründete Firmen fast ein Ding der Unmöglichkeit. In Europa fliesst aktuell weniger als 1 Prozent des Risikokapitals in von Frauen gegründete Unternehmen. Kooperationen mit Partnern aufzubauen, dauert für Start-ups wiederum 12 bis 18 Monate. Hinter ellexx steckt unermüdliche jahrelange Arbeit und Herzblut. Das Start-up ist verantwortlich für Angestellte, zahlt Löhne und schafft dank eines innovativen Geschäftsmodells Arbeitsplätze – und dies, ohne Staatsgelder zu beziehen.
Dazu Patrizia Laeri: «Wir mussten reagieren, weil der persönlichkeitsverletzende und sexistische Artikel der letzten Woche eine neue Dimension erreichte und auch auf Geschäftsschädigung zielte. Als Unternehmerinnen ist es für mich und meine Mitgründerinnen gravierend, dass sich der diffamierende Artikel negativ auf eine jahrelang mit eigenem Geld privat aufgebaute Firma auswirken kann. Die Intention des Schreibenden ist klar: Dem Start-up soll Schaden zugefügt werden.»
Wir wehren uns – stellvertretend für alle Frauen
Es ist mehr als stossend, wenn ein Lebenswerk durch üble, sexistische, herabwürdigende Nachrede, verzerrte Tatsachen und destruktives Wirken zerstört wird. Dazu ellexx CEO Laeri: «Wir haben deshalb beschlossen – auch inspiriert von vielen weiteren mutigen Frauen wie Natalie Urwyler – uns zu wehren.»
Sexismus, Mobbing, Lohnungleichheit am Arbeitsplatz? Absolute No-Gos, dennoch nehmen es viele Frauen hin. Das darf nicht sein. Deshalb ist es höchste Zeit für eine Rechtsschutzversicherung von Frauen für Frauen. Wehr dich.
ellexx wurde genau deshalb gegründet, weil zu wenig Frauen in der Öffentlichkeit auftreten, weil sie am Arbeitsmarkt nicht gleichberechtigt sind, weil sie finanzielle Lücken haben. Die Vision besteht genau darin, dass ellexx nicht still ist, sondern aufrüttelt, Klartext spricht und das Thema Geld aus der Tabuzone hervorholt.
Seximus als Geschäftsmodell? Nicht mit uns.
Patrizia Laeri: «Wir wollen, dass Frauen in diesem Land Rechte haben, dass für alle Gerechtigkeit herrscht, besonders auch in der Medienberichterstattung. Dafür steht ellexx, dafür stehen wir als Gründerinnen. Wir werden uns fortan wehren und gerichtlich gegen diese Art von Berichterstattung vorgehen. Notfalls bis vor Bundesgericht. Wir sind dankbar, auf diesem Weg von der renommierten Medienrechtsanwältin Rena Zulauf unterstützt zu werden, die sich seit Jahrzehnten dafür einsetzt, dass Frauen zu ihrem Recht kommen.»
Hatespeech und Sexismus sind ein Ansporn mehr, weiterzumachen. Und es bestätigt vor allem eines: Es braucht eine Plattform wie ellexx – mehr denn je.
Hier geht es zur detaillierten Richtigstellung: Die Macht des Faktischen.