Weibliche Unterordnung, männliche Dominanz, Patriarchat: Wir leben nach wie vor in einer Welt, die durch ein Machtgefälle zwischen weiblich und männlich charakterisiert wird. Wie jede Hierarchieordnung darauf ausgelegt ist, dass sich ihre Mitglieder nach Gruppen unterscheiden, ist auch das Patriarchat darauf ausgelegt, dass sich Frauen von Männern unterscheiden. Diese Unterscheidung der Geschlechter wird nötigenfalls gesetzlich erzwungen, indem Kleidervorschriften für Frauen erlassen werden: Weil es die Frauen sind, die der untergeordneten Klasse zugeteilt werden. Der Frauenkörper ist das Regulierungsobjekt, der Spielplatz der Machtdemonstration.
Rechtlich durchsetzbare Kleidervorschriften für Männer gibt es folglich selten. So ist es primär die äussere Erscheinung der Geschlechter, welche die Voraussetzung für das Fortbestehen des Patriarchats ist. Die soziale Hierarchie wird dadurch sichtbar zementiert, um das Machtgefälle zwischen den Geschlechtern zu erhalten. Dies erklärt, weshalb Kleidervorschriften und deren gewaltsame Durchsetzung über Religionen, Grenzen und Revolutionen hinweg bis heute Bestand haben.
1429 führt Jeanne d’Arc französische Truppen im Krieg gegen England an und befreit das besetzte Orléans. Später wird sie ausgeliefert und gefangen genommen. Das Tragen von Männerkleidung gehört zu den Anklagepunkten, als sie vom Bischof von Beauvais verurteilt wird. Ihre engen Kleider, kunstvollen Hüte und ihr Haar – wie das eines Mannes geschnitten und im Nacken rasiert – verstossen gegen die Bescheidenheit der Frauen. Jeanne d’Arc zeigt sich reuig und wird gezwungen, Frauenkleidung zu tragen. In der Gefängniszelle wird sie dennoch in Männerkleidung aufgefunden. Also muss Jeanne d’Arc auf dem Scheiterhaufen brennen. Sie ist 19 Jahre alt.
Am 13. September 2022 wird Jina Mahsa Amini in Teheran von der Sitten- und Religionspolizei festgenommen. Ihre unter dem Kopftuch hervorlugenden Haare verstossen gegen die Bescheidenheit der Frauen. Also wird Jina Mahsa Amini zu Tode geprügelt. Sie ist 22 Jahre alt. Seit Jahrzehnten demonstrieren Frauen mit Mitteln des zivilen Ungehorsams gegen das Regime im Iran. Die aktuellen Demonstrationen haben die Kluft zwischen einer weiblich-jungen Bevölkerung und einer Herrscherkaste von alten greisen Männern noch weiter aufgerissen. Es ist eine der tausenden Kluften aus der Weltgeschichte, über die Frauen für ihre Freiheit springen müssen. Und sehr oft ist es ihnen gelungen.
Der erste geschichtlich überlieferte Sprung ist jener über die Lex Oppia: Als 216 v. Chr. Hannibal die legendäre Schlacht bei Cannae gegen die römischen Legionen gewinnt, verlieren 50’000 Römer ihr Leben. An der Stelle der männlichen Familienoberhäupter treten Frauen als Autoritätsträgerinnen. Sie tragen seidene Purpurgewänder und goldenen Schmuck. Sie werden sichtbar in der Öffentlichkeit. Offenbar zu sichtbar. So verlangt der Magistrat Marcus Oppius eine Volksabstimmung zu einem Gesetz – der Lex Oppia –, welche den Frauen ihre farbigen Gewänder und ihren goldenen Schmuck verbieten soll, damit sich die Römerinnen in Bescheidenheit, Genügsamkeit und Mässigung üben. 195 v. Chr. demonstrieren die Römerinnen gegen das Gesetz – und gewinnen den Kampf. Das Gesetz wird aufgehoben.
Es ist der 12. Oktober 2022. In der Schweiz legt der Bundesrat einen Gesetzesentwurf vor, der per Volksabstimmung im März 2021 verlangt wurde. Es geht um das Gesichtsverhüllungsverbot. Das neue Gesetz verbietet Frauen, ihr Gesicht in der Öffentlichkeit zu verhüllen. Verhüllte Frauen fallen in der Schweizer Öffentlichkeit auf. Niemand wird dagegen demonstrieren.
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