Michael Gehrken ist Präsident auf Mandatsbasis des Fahrlehrerverbandes L-drive Schweiz. In den Männerfragen gibt er Stylingtipps, erklärt, weshalb er noch keinen Ferrari hat, und sinniert darüber, was man(n) mit einem lauten Auto wohl kompensieren muss.
Michael Gehrken, können Männer wirklich so schlecht einparkieren?
Es gibt durchaus Männer, die sehr schlecht einparkieren. Aber auch hier sind Männer offensichtlich von der Evolution begünstigt: Mittlerweile ist die Technologie schon so weit fortgeschritten, dass immer mehr Autos mit Parkassistenz-Systemen ausgestattet sind. So können auch Männer tiptop einparkieren. Sie müssen sich also keine Sorgen machen, zumal die meisten Männer mit der Technik ja seit jeher gut zurechtkommen.
Endlich etwas, das extra für Männer entwickelt wurde und nicht nur für Frauen!
(Schmunzelt.) Das ist wahrscheinlich kein Zufall. Es sind nach wie vor wohl mehr Männer als Frauen an technologischen Entwicklungen im Automobilbereich beteiligt. Von daher ist es nichts als logisch, dass Entwicklung und Innovation bei den Männerproblemen ansetzen. Selbst wenn die Frauen auch in der Automobilbranche aufholen und zahlreiche Innovationen wie Rückspiegel, Blinker und Strassenmarkierungen von Frauen geschaffen wurden. Fragen Sie mich jetzt aber bitte nicht, warum Frauen den Rückspiegel erfunden haben …
Na gut. Dafür will ich wissen: Was raten Sie Fahrlehrerinnen, damit sich ihre Schüler sicherer fühlen im Strassenverkehr?
Es sind nicht die Fahrlehrerinnen, die etwas anders machen müssten, sondern die Automobilist:innen selbst. Von daher hüte ich mich davor, Fahrlehrerinnen einen Tipp geben zu wollen. Die Fahrschüler sollten lebenslanges Lernen zum Massstab nehmen und ihr Wissen und Können immer mal wieder bei Fahrlehrer:innen auffrischen. Das gilt im Übrigen auch für Fahrschülerinnen.
Ganz ehrlich: Interessieren sich Männer wirklich für Autos, oder wollen sie einfach cool sein vor den Frauen?
Es interessieren sich natürlich nicht alle Männer für Autos. Und nicht alle, die sich interessieren, machen es, weil sie cool wirken wollen. Vor allem die Fahrlehrer nicht! Denn Fahrlehrer protzen nicht mit ihren Autos. Sie animieren zum sicheren Umgang mit den Autos. Das bedingt Respekt, Umgang, Toleranz und Zurückhaltung. Sie verkörpern also das pure Gegenteil von Protzern.
Wie viele Autos stehen in Ihrer Garage?
Ich habe selber kein Auto.
Was??
Wir haben ein Geschäftsfahrzeug und ein Familienauto, mit dem vor allem die Kinder unterwegs sind. Als Familie haben wir zudem ein Wohnmobil, das bald wieder zum Einsatz kommt. Wir fahren damit gerne nach Italien und Südfrankreich zum Beispiel.
Herzig, typisch Mann, so häuslich!
(Grinst.) Das ist so, ich bin auch sonst sehr häuslich orientiert. Das sagt mir meine Familie auch immer wieder. Ich bin selbst mit dem Wohnmobil nicht sehr weit unterwegs. Auf Wunsch der Frauen in der Familie gehts dafür jetzt bald in den Norden. Immerhin!
Ein Ferrari steht also noch nicht auf Ihrer Liste?
Nein. Das liegt aber vor allem daran, dass meine Hüfte seit dreissig Jahren kaputt ist und ich schon bei einem handelsüblichen Auto grosse Probleme mit dem Ein- und vor allem Aussteigen habe. Ein Ferrari wäre daher nicht die richtige Wahl für mich. Wobei, wenn man mal schaut, wer diese Autos so fährt, sind das ja meistens Männer in meinem Alter – vielleicht bin ich sogar noch etwas zu jung!
Ich wollte gerade sagen, ein Ferrari ist doch das ultimative Gefährt für die Midlife-Crisis. Apropos: Sollten Männer überhaupt Auto fahren dürfen? Sind sie dafür nicht etwas zu emotional?
(Überlegt.) Hmm. Die objektive Antwort ist: Es gibt durchaus Gründe dafür, dass junge Männer zumindest nicht im gleichen Alter mit Autofahren anfangen sollten wie Frauen: Internationale Studien zeigen, dass 17-jährige Frauen durchaus vernünftiger sind und Risiken besser einschätzen können als gleichaltrige Männer. Bei ihnen ist das Risikobewusstsein in diesem Alter noch nicht so stark ausgebildet.
Aber irgendwann werden sie ja erwachsen, zumindest biologisch gesehen.
Genau, biologisch! Dann gilt: Natürlich sollen sie Auto fahren, denn das macht Spass, und man sollte ab und zu etwas tun, was Spass macht.
Stimmt, sie sollen auch mal Spass haben dürfen. Es lastet ja schon die ganze Last der unbezahlten Care-Arbeit auf ihren Schultern.
(Kichert.) Genau. Es wird einem im Leben doch schon so oft gesagt, was man nicht darf, da ist Spass haben durchaus angebracht. Und es gibt den Männern ein Stück Freiheit zurück, das sie vielleicht mit Beginn einer Partnerschaft verloren haben.
Wie stehen Sie eigentlich zu Lastwagenfahrern? Bringen sie sich nicht in Gefahr neben den vielen Fahrerinnen, die ihnen körperlich überlegen sind?
Hmm, kommt darauf an. Stärke definiert sich ja nicht nur über Muskeln, sondern auch über andere Eigenschaften, die ein Mensch haben kann. Und hier sind Männer den Frauen nicht überall unterlegen. Mittlerweile sind wir ja zum Glück gesellschaftlich so weit, dass das Geschlecht sehr oft keine Rolle mehr spielt. Das wird übrigens auch in bisher eher männlich geprägten Berufsfeldern seitens Arbeitgeber:innen gefördert, gerade im Bereich der Nutzfahrzeuge.
Warum? Wollen die Männer nicht mehr Fahrlehrer sein, und deshalb müssen die Frauen jetzt auch ran?
(Schmunzelt.) Viele in der Fahrlehrer-Branche sind selbständig erwerbend. Einen Mangel gibt es so gesehen also nicht, im Gegenteil: Jede:r neue Fahrlehrer:in ist für die Mitbewerber:innen ein Problem, weil Konkurrenz. Aber es ist so, dass diese Tätigkeit sehr individuell gestaltet werden kann und dadurch für Frauen attraktiver geworden ist in den letzten Jahren. Das ist natürlich einerseits schön, weil es die Branche diverser macht. Andererseits vermute ich, dass der Grund darin liegt, dass Frauen die Doppelbelastung von Familie und Erwerbsarbeit auch über die nächsten Jahre noch vermehrt alleine oder zum grösseren Teil tragen müssen.
Was macht einen guten Fahrlehrer aus?
Man muss geduldig und empathisch sein, Ruhe ausstrahlen und sowohl mit Jugendlichen als auch mit Senior:innen auf Augenhöhe umgehen können. Kurz und gut: Mann muss Menschen lieben.
Also typisch männliche Eigenschaften!
Haha, naja. Ein militärisch geschulter Mann mit Offiziersausbildung geht mit Jugendlichen wahrscheinlich auch heute noch ein bisschen anders um als jemand, der anders sozialisiert wurde. Man kann das natürlich als Stereotypen bezeichnen, aber: Gewisse Charakterzüge, die als weiblich bezeichnet werden, sind sehr gute Grundlagen für den Fahrlehrer:innenberuf.
Wie muss ein Auto eigentlich designt sein, damit es Männern gefällt? Ich nehme an, der Kofferraum ist wichtig, damit man einen Kinderwagen und die Einkäufe gut verstauen kann. Und sonst?
Das Wichtigste an Autos ist für Männer tatsächlich der Motor. Der muss leistungsfähig sein. Aber auch hier arbeitet die Entwicklung für die Männer: Es gibt immer mehr Autos mit Elektromotor, die nicht so umweltschädigend sind und trotzdem sehr schnell von Null auf Hundert sind. So wie viele Männer. Ein Elektroauto ist also das perfekte Männerauto.
Was haben Männer eigentlich mit schnellen Autos? Warum sitzen in den Karren, die einem am Sonntag in der Innenstadt um die Ohren fliegen, vor allem junge Männer?
(Lacht.) Es geht ja nicht nur um die Geschwindigkeit, es muss eben auch noch Lärm machen! Vermutlich sind das Attribute, die aus Sicht dieser Männer Eindruck machen. Für mich ist das eine Art Ersatz für etwas, das ihnen im Alltag fehlt. Das hat auch damit zu tun, wie die Gesellschaft – und nicht zuletzt die Frauen! – mit Männern heute teilweise umgeht.
Die Armen.
Männer müssen sich heute neue Formen der Bestätigung suchen. Es ist gesellschaftlich nicht mehr automatisch so gegeben, dass sie die haben. Das war früher noch eher der Fall: Der Mann war der Chef! Und heute hat sich das geändert, also muss man sich neue Formen der Bestätigung suchen. Ein schnelles, lautes Auto ist da natürlich hervorragend geeignet: Hirsche röhren auch, wenn sie brünstig sind.
Zu guter Letzt: Was sind Ihre Modetipps für Fahrlehrer?
Für Töfflehrer gilt: Neben Helm ein Kombi, Hose und Jacke sowie Handschuhe aus Leder.
Hot!
Haha, ja. Es geht hier vor allem um den Schutz. Aber ja, Sie haben schon recht, auf viele Frauen wirkt das sexy. Bei Fahrlehrern, die im Auto sitzen, spielt es abgesehen von geeignetem Schuhwerk eigentlich keine grosse Rolle. Wichtig bei schönem Wetter ist aber – wenn wir schon in Stereotypen sprechen – die geeignete Sonnenbrille. Die ist cool und schützt vor Lichtempfindlichkeit. Und ab und zu kann man so auch die Augen verdrehen, ohne die Fahrschülerin gleich komplett zu verunsichern!