Maria aus Magdala, eine Nachfolgerin Jesu, musste die letzten Jahrtausende für vieles hinhalten. Wohl auch, weil sie nicht in das Raster passte, in dem mensch sie gerne gehabt hätte. Weder damals noch heute.
Sie hielt sich nicht an die ihr zugewiesenen Rolle als eine Frau, die sich dem Mann unterordnete, was sich normalerweise auch im Namen widerspiegelte. Nein, sie hiess Maria aus Magdala – sie wird mit einem Ortsnamen vorgestellt und nicht mit ihrer familiären Verbindung zum nächsten männlichen Verwandten. Sie war eine Frau, die für sich stand. Allein.
Die Frau, die Jesus finanzierte
Die biblischen Texte haben wenig Fleisch am Knochen zur Vita der Maria aus Magdala, während die christliche Tradition sie gerne mal zur Hure, mal zur Sünderin machte. Klar ist nur: Maria von Magdala hatte Mumm. Denn, das weiss uns die Bibel in allen vier Evangelien zu berichten: Maria war eine Jüngerin Jesu und sorgte unter anderem für seinen Unterhalt. Während die engsten Jünger – ja sogar Petrus, also der Jünger, auf den sich bis heute der Papststuhl bezieht – bei Jesu Verurteilung und dessen grausamer Hinrichtung durch die Kreuzigung floh, blieb Maria aus Magdala mit anderen Frauen vor Ort. Und dies, obwohl die Römer, die Jesus kreuzigten, kein Problem hatten, «Unterstützer von Aufrührern» genauso ans Kreuz zu nageln wie die Täter selbst – egal ob Männer, Frauen oder Kinder.
Nach dem Tod Jesu war es wieder Maria, die bei der Grablegung dabei war und Tage später zum Grab ging, um sich um Jesu Leichnam zu kümmern. Doch Maria fand diesen nicht vor. Hier unterscheiden sich die Evangelien: Während die einen davon berichten, dass Maria als erste dem auferstanden Jesus begegnet – ja ihn sogar anfasste und dieser sie bat ihn loszulassen –, so berichten andere Evangelien, dass ein Engel ihr und den anderen Frauen mitteilte, dass Jesus nicht mehr bei den Toten sei.
Feministische Pionierin
Was für eine Klatsche für die zwölf Jünger, die so viel von sich hielten, ja sogar darüber diskutierten, wer von ihnen zu seiner Linken und Rechten sitzen würde, wenn Jesus endlich König sein würde. Nein, es war diese Frau, die nicht ins Schema passte, die widerspenstig und stur war – die sich Todesgefahr aussetzte und gleichzeitig die Fähigkeit der Empathie behielt und zum Grab ging, um zu trauern. Sie stellte sich der Realität und hielt die Angst aus. Sie versank nicht in Ohnmacht über die ungewisse Zukunft. Sie ging ihren Weg Schritt für Schritt und liess sich nicht abhalten. Sie wusste nicht einmal wohin – und doch wurde sie damit zur ersten Zeug:in der Auferstehung und damit zum Startschuss für die Hoffnung auf Leben.
Es ist für mich eine der tröstlichsten und hoffnungsvollsten Geschichten der Bibel, die zeigt, dass an zentralen Schaltstellen und Momenten immer wieder Menschen waren, die so gar nicht den gesellschaftlichen Normen und Konventionen entsprachen, die aber etwas wagten und damit nicht nur zu unendlich wichtigen Vorreiter:innen wurden, sondern auch zu Hoffnungsträger:innen – wie Maria aus Magdala.