Glitzer, glitzer, es weihnachtet sehr - und im Namen der Tradition werfen wir mal wieder all unsere Vorsätze der Gleichberechtigung über Bord. Das hat System: An Heiligabend rutscht der dicke Weihnachtsmann durch den Kamin und bringt die Geschenke. Die Arbeit dahinter, meist der Mutter, wird nicht erwähnt - und damit unsichtbar gemacht. Wenige Figuren beeinflussen eine Kindheit so sehr wie er. Zeit, diese Identifikationsfigur zu hinterfragen.
So stärkt, welch Überraschung, dem Weihnachtsmann sowohl im echten Leben als auch in der Erzählung eine Frau den Rücken. Zumindest findet sich bereits in einer angelsächsischen Kurzgeschichte aus dem Jahr 1849 die sogenannte Mrs. Claus oder Mother Christmas (Mutter Weihnacht). Auch in Finnland gibt es sie, die Frau vom Weihnachtsmann, dort heisst sie Joulumouris. Hüben wie drüben kümmern sich die Gattinnen ums Plätzchen backen, pflegen die Rentiere und helfen bei der Produktion der Geschenke. Immer fleissig, aber nie eigenständig. Und natürlich ohne Dank. Sie bleiben die Frauen vom Weihnachtsmann.
In Berlin lebt die Weihnachtsfrau zwar eigenständiger; sie hat 2017 den weissen Engel mit Heiligenschein ersetzt. Doch auch dort steigt sie lediglich in ein Männerkostüm. Immerhin braucht sie keinen Bart zu tragen. Bei schüchternen Kindern soll sie wegen ihrer sanften Stimme gut ankommen. In England hat sie dafür einen schweren Stand. Ein Sozialexperiment im Rahmen der Kampagne #morewomen zeigt, dass viele Kinder der Weihnachtsfrau die Arbeit nicht zutrauten. «Sie würde im Himmel verloren gehen», glaubt beispielsweise ein Junge.
Die Weihnachtsfrau existiert noch in einer weiteren Form. Google it! Und nackte Frauen in sexy Weihnachtskostümen lächeln um die Wette. Während er, der Weihnachtsmann, also seine Weisheiten von sich geben und Geschenke verteilen darf, müssen Frauen auch heute noch entweder als sexuelle Objekte hinhalten oder werden zu Ehefrauen oder Müttern stilisiert, die kochen, sich kümmern und Harmonie schaffen. Oh, du Fröhliche!
Doch good News: Die Zeiten gendern sich! Nicht nur stellt Hollywood die Geschlechterrollen weiter auf den Kopf, und Sexismus in der Werbung wird kritisch hinterfragt. Auch wir sollten Gleichberechtigung in unseren vier Wänden stärker einfordern, und die Rollen einfach mal umdrehen. So magische Wesen wir Frauen auch sind, unsere Arbeit macht sich nicht von Zauberhand. In diesem Sinne: «Dieses Jahr bin ich nicht dran, kochen muss mein Ehemann.»