Warum hast du dich für eine Karriere und gegen Kinder entschieden?
Weil ich wusste, dass man bei dieser Art von Karriere, in diesem Beruf als Künstler und Komiker relativ unstet lebt und absurde Tagesabläufe hat. Das ist nicht sehr kompatibel mit Kindern.
Du hast also deinen Kinderwunsch für die Karriere geopfert?
Nein. Ich hatte nie einen Kinderwunsch und musste folglich nichts opfern. Aber diese Frage hat bei den Beziehungen in meinem Leben eine Rolle gespielt und oft mussten wir danach andere Wege gehen und uns trennen. Ich habe das aber immer klar gesagt, dass ich weder eine Ehe noch Kinder haben will.
Wie bringst du Beruf und Privatleben unter einen Hut?
Äh, ja. Das ist sie, diese berühmte Klischeefrage an Frauen. Mich hat man das noch nie gefragt. Deswegen habe ich mir das gar nie überlegt und habe keine Antwort.
Weil du zuhause einen Putzmann hast, der alles im Haushalt regelt?
Also ich habe eine Putzfrau, oder korrekter gesagt: eine Reinigungskraft. Sie arbeitet seit vielen Jahren bei mir und hat auch einen ordentlichen Vertrag. Es ist jetzt vermutlich Zufall, dass sie eine Frau ist, ich hätte auch nichts gegen einen Putzmann.
Du warst aber schon einmal verheiratet bis zum verflixten siebten Jahr. Wie hat deine Frau um deine Hand angehalten?
(grinst) Also meine Ex-Frau kam damals zusammen mit ihrer Geliebten zu mir und meinte: “Du hast bei der letzten Party gesagt, dass du mich heiraten würdest, damit ich als Ausländerin bei meiner Frau leben kann. War das jetzt ein Joke oder war das ernst gemeint?” Natürlich war das mal wieder einer meiner Jokes, aber ich habe dann in die Ehe eingewilligt. Da ihnen unsere Ehe nutzte und mir nichts bedeutete, habe ich das gemacht. Die Geliebte war dann übrigens Trauzeugin.
Ein Machtdefizit in Beziehungen ist toxisch, egal von welcher Seite.
Hinter jeder starken Frau steht ja ein starker Mann. Für wen bist du der starke Mann?
Was ist das wieder für eine Frage? Ein Machtdefizit in Beziehungen ist toxisch, egal von welcher Seite. Man kann von der grossen Liebe reden, aber nicht von der starken Frau, dem starken Mann. Eigentlich rede ich ja sowieso nicht über Privates. Aber was natürlich stimmt, ist, dass ich mit Frauen zusammen war, die in ihren Berufen erfolgreich waren.
Wie ist es denn so, an der Seite erfolgreicher Frauen zu stehen?
Ich war immer stolz auf den Beruf meiner Partnerin und wollte nie dieser Alleinernährer sein. Wenn beide selbstbestimmt und unabhängig sind, dann ist das für mich eine attraktive Beziehung. So passt es für mich und eine gemeinsame Wohnung ist auch nicht nötig. Als ich hingegen mit Nadja “Nadeschkin” Sieger liiert war, erlebte ich umgekehrt, wie ihr vorgehalten wurde, sie sei nur erfolgreich, weil sie mit dem Giacobbo zusammen sei. Und dies obwohl Ursus & Nadeschkin schon früh als eigenständiges Künstler-Duo sehr erfolgreich waren.
Wie ist es eigentlich, ein männlicher Gründer zu sein, das stelle ich mir schwer vor?
Nun, ich weiss ja nicht, wie es gewesen wäre, hätte ich das Casinotheater als Frau gegründet... Aber klar, die erste Idee entstand unter Männern: Rolf Corver und ich. Wir wollten ein Theater von Künstlern für Künstler gründen - damals hat man noch nicht gegendert und “Künstleri:nnen” gesagt.
Also im Gründungsteam waren zwei Männer und im Verwaltungsrat alles Männer?
Das ist ein bisschen tendenziös gefragt... Ja, wir waren im Verwaltungsrat zuerst alles nur Männer. Das waren vier Leute, unter anderem ein Treuhänder, ein Anwalt und ein Gastronom. Es ging darum, möglichst schnell kompetente Personen zu finden, die für die Gründung eines Theater-KMU mit 60 Angestellten notwendig waren und das waren zu Beginn alles Männer. Aber auf Seiten der Aktionärinnen war das Verhältnis ausgeglichen. Und den Preis für die beste Innenarchitektur ging an eine Frau.
Habt ihr denn auch Frauen angefragt?
Hm. Klar ist, dass die operative Leitung heute zu 75 Prozent aus Frauen besteht. Sowohl die künstlerische Leitung und das Marketing sind zu 100% in Frauenhand.
Aber der Chef ist ein Mann?
Ja, das ist Beat Imhof, der Geschäftsführer. Im Verwaltungsrat der Casino Theater AG sind in diesem Jahr zwei Frauen dazugekommen. Damit ist er endlich relativ ausgeglichen: wir haben 40 Prozent Frauen.
Also gut, damit würdet ihr auch an der Börse durchkommen mit “comply or explain”. Fragst du dich denn gar nie, ob du das alles kannst?
Für diese Frage hatte ich keine Zeit, ich bin damals als Unternehmer ins kalte Wasser geworfen worden. Ich frage mich vielmehr, ob ich noch fleissig genug bin oder ob ich lieber faul sein will. Ich bin sehr gerne faul, hinterfrage Sitzungen und lasse sie auch mal sausen.
Ich frage mich vielmehr, ob ich noch fleissig genug bin oder ob ich lieber faul sein will.
Da kann ich ja von Glück reden, dass du dieses Interview mitmachst!
Vor allem wolltest du mich zuerst um neun Uhr sprechen. Aber vor 11 Uhr mache ich keine Termine, erst dann habe ich genügend Cappuccino getrunken. Ich habe einen komplett verschobenen Tagesablauf.
Führst du eigentlich mit Gefühl?
Ich führe vermutlich auch mit Gefühl. Ich kann aber sehr bestimmt sein, wenn ich eine Idee habe. Ich neige schon dazu, mich am Schluss durchzusetzen. Ich streite halt gern.
Aber ich bin auch unglaublich versöhnungsbedürftig. Ja, ich führe gefühlsmässig und gehe mit Mitarbeiter:innen anders um als ein knallharter Manager.
Ich bin auch unglaublich versöhnungsbedürftig.
Hast Du dich schon aufgeregt, dass Frauen mehr verdienen als du ?
Nein, wer hätte denn mehr verdienen sollen als ich? Die TV-Direktorin? Die hatte ja ein anderes Aufgabenfeld. Und Gagen im Theater werden nicht nach Geschlecht abgestuft.
Warum spielst du schwache Frauenfiguren?
Das wurde ja gern auch immer so hobbypsychologisch interpretiert, warum ich gerne Frauen spiele. Ich habe gespielt, was für einen Sketch erforderlich war: schwache und starke Frauen und Männer. Ich werde im März wieder einen ganzen Monat lang eine Frau spielen, die reiche Frau Giebler vom Zürichberg und sie ist eine sehr dominante Frau. Zugegeben, sie ist nicht sehr sympathisch.
Die moralische Korrektheit, die sich gerade einschleicht, wird von einer nächsten Generation über den Haufen geworfen.
Und was ist mit diesen dümmlichen Blondinen, Donatella Versace und Debbie?
Harry Hasler war eine männliche Blondine und nicht intelligenter als Debbie, zudem auch noch viel aggressiver. Diese Frau Grüter, die Mutter des von Mike Müller gespielten Sohnes, diese überambitionierte Mama, welche die ganze Umgebung terrorisiert, mag auch nicht jeder. Das macht Komik und Satire aus. Die moralische Korrektheit, die sich gerade einschleicht, wird von einer nächsten Generation über den Haufen geworfen. Davon bin ich überzeugt.
Du wirkst oft übersensibel, warum?
Das hat noch niemand gefragt. Okay, ich gebe gerne mal zurück. Ich bin sehr aktiv auf Twitter und mische mich auch mal ein. Aber eigentlich hatte ich so viel Erfolg, weil ich so verdammt gut aussehe...
Ha, da wären wir endlich beim Thema. Wie gehst du mit dem Äusseren, dem Älterwerden und deinen Falten um?
Viele Operationen! Nein, ernsthaft, ich habe meine Fresse schon so viel verändert mit allen Möglichkeiten und Variationen dank der Maskenbildnerinnen. Da bin ich mittlerweile relativ cool. Mein Äusseres war lange eine Spielwiese, weshalb mich auch mein alterndes Gesicht nicht erschüttert.
Auf was achtest Du bei deinem Make-Up?
(grinst) Ich achte darauf, dass es naturnahe Produkte sind, vertraue da aber voll auf die Empfehlungen der Maskenbildnerinnen.
Also bei mir läuft gerade Nude Lips.
Was ist bei dir gerade eher angesagt, Nude Lips oder Barcelona Red Lippenstift?
(lacht verschmitzt) Also bei mir läuft gerade Nude Lips, ein fettender Pflegestift und gerne mal auch eine mattierende Gesichtscrème. That’s it.
Du bist so gazellenschlank, was ist Dein Beauty-Geheimnis?
Ich fresse eigentlich zu viel Zucker. Und wenn ich zunehme, dann nehme ich leider nur beim Bauch zu. Und wenn ich mich so vor dem Spiegel stehe, so mager aber mit Bauch...
Bist du jetzt auf Komplimente aus?
Okay, für mein Alter bin ich gut dran. Ich treibe auch regelmässig Sport, heute gehe ich beispielsweise noch aufs Mountain-Bike. Und bei den Jeans trage ich 30/32.
Es ist schwierig abzuschätzen, ab welchem Alter man Trends nicht mehr nachäffen soll.
Na also, auf was achtest du bei deinem Look?
Da achte ich schon darauf. Ich überlege mir jeden Tag, was ich anziehe. Es muss zusammenpassen. Und ich verfolge die Fashion-Trends. Es ist schwierig abzuschätzen, ab welchem Alter man Trends nicht mehr nachäffen soll. Mein Lieblingsdesigner ist übrigens Paul Smith. Der hat klassische Anzüge mit dem gewissen Etwas. Ich wasche übrigens fürs Leben gerne. Ich habe schon etlichen Frauen und Männern Waschtipps gegeben.
Man sollte keinen Weichspüler, sondern Putzessig verwenden. Das ist gut für die Haut.
Wir sind gespannt?
Ich rate zu Ökowaschmitteln. Und man sollte keinen Weichspüler, sondern Putzessig verwenden. Das ist gut für die Haut und putzt diese aggressiven Waschmittelrückstände weg.
Den Tipp merken wir uns. Danke für das Gespräch!