Wir fragen hier Männer, was sonst nur Frauen gefragt werden. Wir wollen damit einen Dialog über Stereotypen in Gang setzen, zum Nachdenken und Schmunzeln anregen, aber auch Toxizität entlarven.
Soeben ist euer neues Album «Mercato» erschienen. Schreibt ihr eigentlich alle eure Texte selber?
Lorenz Häberli (Lo): Ja, wir schreiben die Texte selber. Wir schreiben sie immer zusammen fertig und manchmal fangen wir auch gemeinsam damit an.
Luc Oggier (Leduc): Genau, das hat sich so entwickelt über die Jahre.
Wie sieht denn euer Schreibprozess aus?
Luc Oggier: Wir überlegen, welche Teile des Textes für den Song am meisten Sinn ergeben und streichen Unnötiges heraus. Wer welchen Teil geschrieben hat, ist nicht so wichtig. Da legen wir unsere Ego-Brille ab, das haben wir ganz gut gelernt.
Wie habt ihr euch das beigebracht mit der Ego-Brille? Das kann gerade für Männer eine Herausforderung sein.
Luc Oggier: Durch Übung. Und dadurch, dass wir ehrlich sind miteinander. Dann heisst es zum Beispiel: «Ja ich weiss, du hast recht, aber ds schiist mi etz grad echli ah.» Ein solcher Prozess ist auch für einen selbst entwaffnend. Darum ist unsere Arbeit bis zu einem gewissen Mass auch ein zwischenmenschliches Abtasten, wie es einem gerade geht.
Lorenz Häberli: Es gibt selten ein einziges richtiges Arrangement, eine einzige richtige Aufteilung bei einem Song. Es gibt immer einen gewissen Spielraum. Dann geht es ums Abwägen: Wem liegt welche Zeile am Herzen? Das ist ebenfalls ein valides Argument für eine Aufteilung, es geht nicht nur um Inhalt und Stimmfrequenzen. Da spielen viele Faktoren mit hinein.
Das klingt etwas emotional.
Luc Oggier: Unbedingt! Ein Song wird erst fertig, wenn wir beide einen Herzenszugang gefunden haben. Das ist ja das Spannende am gemeinsamen Schreiben: Jemand hat die Initialzündung und der andere bringt seine Arbeit mit ein.
Sinnvoll vorsorgen? Aber mit Rendite. Das geht. Wir sind überzeugt, dass ein verantwortungsbewusster Einsatz deines Geldes langfristig Wert schafft, ganz nach unserer Vision «Close the Gaps». Wenn du erwerbstätig bist, kannst du dich mit der elleXX 3a zusätzlich finanziell absichern, langfristig investieren und damit Steuern sparen.
Was ihr beschreibt – reflektieren, aufeinander eingehen – das sind ja typisch männliche Eigenschaften.
Luc Oggier (lächelt ein bisschen verunsichert): Alright!
Also, die Texte schreibt ihr selber. Aber sonst habt ihr doch bestimmt Hilfe, also Unterstützung von Frauen?
Luc Oggier: Tatsächlich haben wir sehr viel ausgelagert. Lorenz und ich schreiben die Texte und sind die Gesichter der Band. Aber alles, was wir selber spielen könnten, würde niemals ausreichen. Dafür arbeiten wir mit Musikerinnen und Musiker zusammen. Wir bringen zwar unsere Vorstellungen davon mit, wie etwas klingen soll. Oder wir liefern ab und zu musikalische Skizzen. Aber den Rest macht unsere Band. Das sind sechs Musiker, zwei Musikerinnen und wir zwei. Wir zwei Männer.
Eure Band hat also nicht gerade die beste Frauenquote.
Lorenz Häberli: Nein, das hat sie nicht. Wir haben bisher auch keine Quote festgelegt. Aber wenn es einen personellen Wechsel gibt, dann achten wir darauf, dass wir bei der Auswahl der Kandidat:innen ein faires Verhältnis haben; also dass wir gleich viele Männer und Frauen zu einem Gespräch beziehungsweise einer Probe einladen.
Wie ist das eigentlich so als Männer in der frauendominierten Rapszene?
Lorenz Häberli: Ach, der Rapzirkus ist natürlich alles andere als frauendominiert. Glücklicherweise gibt es immer mehr talentierte junge Rapperinnen, die ins Rampenlicht treten. Etwa Soukey oder Lou Kaena, KT Gorique gehört sicherlich auch dazu.
Luc Oggier: Und oft sind sie deutlich besser als die Männer.
Lorenz Häberli: Genau, das muss man wirklich sagen. Gerade KT Gorique ist raptechnisch der Deutschschweiz ein grosses Stück voraus. Aber abgesehen davon, ist die Szene noch immer sehr männerdominiert.
Wie fühlt sich das für euch an?
Lorenz Häberli: Als Mann ist es grundsätzlich einfacher, weil man nicht auffällt. Und andererseits ist es unangenehm, weil Rap auch mit gewissen Stereotypen zu kämpfen hat. Vielleicht noch mehr als andere Musikgenres. Eine kritische Selbsthinterfragung ist darum umso wichtiger. Ich habe das Gefühl, das passiert langsam, aber sicher.
Luc Oggier: Und wir können uns nur annähernd vorstellen, wie unangenehm es für Frauen sein muss, in solche männerdominierten Zirkeln zu arbeiten. Erst kürzlich habe ich mich mit einer Rapperin über den «Cypher» unterhalten und sie meinte, sie habe einfach keinen Bock auf dieses sexistische Klima mit 50 Dudes. Das kann ich gut verstehen, auch vielen Männern ist es teils unwohl – inklusive uns beiden.
Lorenz Häberli: Ich denke, dieses toxische Klima müsste mehr thematisiert werden. Das würde auch den Männern helfen.
Ihr seid beide schon älter als Dreissig, wann kommen die Kinder?
Luc Oggier: Genau, die Zeit läuft natürlich. Familie ist für uns beide ein Thema, aber wir haben noch keine Kinder. Wenn wir schon Familie hätten, dann wären wir nicht an dem Punkt, an dem wir heute sind.
Warum nicht?
Luc Oggier: Dann hätte es Jahre gegeben, in denen wir uns nicht so intensiv unserer Arbeit hätten widmen können. Vielleicht wären wir zwar vollberufliche Musiker, aber wir wären wohl nicht so erfolgreich. Eine Familie bedeutet grosse Veränderungen. Nicht nur für den jeweils anderen von uns beiden, sondern für das ganze Konstrukt. Aber da habe ich Vertrauen, dass wir eine passende Form für unsere Arbeit finden würden.
Lorenz Häberli: Lustigerweise haben wir diese Frage vor diesem Interview vorbesprochen, weil wir uns sicher waren, dass sie kommt. Klar, ich bin über Dreissig und meine Freundin auch, Familie ist also ein Thema.
Würdet ihr das Kind denn mit ins Studio nehmen?
Lorenz Häberli: Das wäre schön! In diesem Zusammenhang fallen mir zwei Ebenen ein, die eine wichtige Rolle spielen. Einerseits: Wie soll die Aufteilung mit meiner Partnerin aussehen? Für uns beide ist klar, dass wir die Betreuung fair unter uns aufteilen wollen. Andererseits geht es um die Vereinbarkeit mit dem Beruf. Da bin ich bei Luc, der ein Grundvertrauen hat, dass es dann schon klappt.
Luc Oggier: Mit diesem Vertrauen einher geht aber auch eine gewisse Portion Angst und Respekt davor, ein Kind zu bekommen und zu begleiten. Sonst wäre ich ja vielleicht schon Vater: Unser Alltag müsste sich krass anpassen, damit man Planungssicherheit hat. Dafür braucht es noch ein bisschen Zeit. Aber meine Eltern haben beide 50 Prozent gearbeitet und ich empfand das immer als wertvoll. Ich möchte das selber auch so machen, wenn ich Kinder habe, meine Freundin würde das anders zum Glück auch gar nicht akzeptieren.