«Attraktive Renditen in volatilen Zeiten!» So werben Banken, Trading-Plattformen oder Robo-Advisor gerne für Anlageprodukte wie Fonds, strukturierte Produkte oder ETFs. Doch hinter solch vermeintlich klaren Gewinnversprechen versteckt sich leider häufig ein undurchsichtiger Gebührendschungel. Anders als im Laden, wo jeder Gegenstand ein fixes Preisschild hat, sind die Kosten von Finanzprodukten nicht so einfach ersichtlich.
Dies ist störend, denn die Kosten sind auch bei Finanzprodukten entscheidend: Zum einen, weil bei Finanzprodukten immer Gebühren anfallen, unabhängig davon, ob das Produkt gerade Gewinn erzielt oder Verluste macht – zahlen musst du dafür so oder so. Zum anderen, weil hohe Gebühren deine Rendite beachtlich schmälern können – vor allem über die lange Frist (Zinseszinseffekt, remember?). Wir zeigen dir deshalb, worauf du beim Investieren achten solltest, damit du nicht plötzlich von hohen Kosten überrascht wirst.
Augen auf bei der Partner:innenwahl
Wenn du dein Geld investieren möchtest, solltest du dir als Erstes überlegen, welche:n Anbieter:in du dazu nutzt. Grundsätzlich lassen sich diese in drei Gruppen unterteilen:
1) Do-it-yourself-Lösungen: Das heisst, dass du dein Portfolio selbstständig zusammenstellst und verwaltest. Das geht über ein Depot bei einer klassischen Bank oder über einen Online-Broker.
2) Robo-Advisors: Bei diesen digitalen Plattformen stellt ein Algorithmus – meistens ohne menschliche Aufsicht – dein Portfolio zusammen und überwacht es.
3) Klassische Beratung: Du lässt dich unabhängig oder bei der Bank beraten. Der Berater oder die Beraterin stellt dir dann ein Portfolio zusammen und verwaltet es.
Welche Art Anbieter:in du wählst, ist deine persönliche Entscheidung. Folgende Fragen können dir bei der Auswahl helfen:
- Wie viele Vorkenntnisse habe ich? Traue ich mir zu, mein Portfolio selbst zusammenzustellen, oder möchte ich lieber, dass dies jemand für mich macht?
- Wie viel Zeit und Lust habe ich, mich mit meinen Anlagen zu beschäftigen? Möchte ich regelmässig mein Portfolio überwachen, oder soll das jemand für mich übernehmen?
- Psyche: Wie empfindlich reagiere ich auf Schwankungen und Verluste? Habe ich die Nerven für die Börse?
- Habe ich Bedarf nach einer persönlichen Beratung und einem/einer persönlichen Ansprechpartner:in?
- Wie viel an Gebühren bin ich bereit zu zahlen? Stehen die Gebühren im Verhältnis zu meinem Investitionsbetrag und meinen Renditeerwartungen?
Und damit wären wir schon mitten im Gebühren-Thema.
Die Depoteröffnung
Egal, für welche:n Anbieter:in du dich entscheidest: Du brauchst als Erstes ein Depot. Ein Depot ist der Ort, wo deine Anlagen aufbewahrt werden. Die Depotgebühren können auf unterschiedliche Arten erhoben werden:
- Prozentsatz auf dein Anlagevermögen: Wenn du zum Beispiel 10‘000 Franken investiert hast und die Depotgebühr 0.4% beträgt, zahlst du 40 Franken Depotgebühr.
- Pauschalgebühr: Unabhängig von deinem investierten Vermögen zahlst du eine Pauschale von beispielsweise 18 Franken pro Quartal – also 72 Franken im Jahr.
- Prozentsatz je nach Anlageprodukt: Manche Banken verrechnen beispielsweise für Geld, das in ihre eigenen Anlageprodukte wie Fonds investiert ist, tiefere Depotgebühren oder für Anlagen im Ausland höhere Gebühren.
- Keine Depotgebühren: Zu gut, um wahr zu sein? Genau. Wenn du scheinbar keine Depotgebühren zahlst, sind sie in anderen Gebühren versteckt (Verwaltungsgebühren) oder aber – aufgepasst! – du zahlst stattdessen eine sogenannte Inaktivitätsgebühr, wenn du nicht oft genug mit deinen Titeln (also zum Beispiel Aktien) handelst – sie also nicht regelmässig verkaufst oder neue Aktien dazukaufst. Besonders perfid: Genau dieses Hin und Her macht die Taschen leer. Wer viel handelt, zahlt am meisten Gebühren.
Fazit: Umsonst gibt’s nicht. Egal welches Geschäftsmodell, egal ob Bank, Online-Broker, Trading-Plattform, Robo-Advisor: Alle müssen über Gebühren Geld verdienen. Und alle verstecken sie anders.
Tipp: Um die unterschiedlichen Depotgebühren zu vergleichen, kannst du unabhängige Vergleichsplattformen wie Moneyland nutzen. Dort findest du transparente Vergleiche verschiedener Banken und Online-Broker. Wichtig zu beachten ist: Die Depotgebühr fällt an, unabhängig davon, ob du sogenannte Trades durchführst. Du zahlst sie also auch dann, wenn du das ganze Jahr keine Titel verkaufst oder neue dazukaufst.
Die Wahl der Anlageprodukte
Als Nächstes solltest du dir überlegen, in welcher Form du dein Geld investieren möchtest. Folgende Optionen hast du bei den meisten Anbieter:innen:
- Einzelaktien: Wenn du in Einzelaktien investierst, dann kannst du selbst kontrollieren, in welche Unternehmen dein Geld fliesst. Allerdings besteht das Risiko, dass du so nicht genug breit gestreut anlegst – also zu viele Eier in einen Korb legst.
- ETFs: Exchange-Traded-Funds sind passiv gemanagte Indexfonds. Mit ETFs kannst du relativ kostengünstig und breit anlegen, weil sie einen sogenannten Leitindex nachbilden, wie zum Beispiel den SMI und damit eine Vielzahl an Titel abbilden. Beim ETF bist du allerdings nicht Miteigentümer:in von Unternehmen und hast auch keine Stimmrechte.
- Aktiv verwaltete Fonds: Bei aktiv gemanagten Fonds stellt ein:e Fondsmanager:in eine Auswahl an Titeln in einem Produkt zusammen. Auch mit Fonds kannst du breit anlegen, allerdings sind die Gebühren deutlich höher als bei ETFs.
Produktkosten, Verwaltungsgebühren und Courtagen
Jetzt, wo du weisst, in welche Anlageprodukte du investieren möchtest, lohnt es sich, nochmals einen Gebührenvergleich vorzunehmen. Wenn du dich für eine Do-it-yourself-Lösung entscheidest und dein Portfolio selbst zusammenstellst, dann musst du nebst den Depotgebühren mit folgenden Gebühren rechnen:
- Produktkosten (TER): Die Total Expense Ratio ist die wichtigste Kennzahl, um zwischen verschiedenen Produkten zu vergleichen. Diese Kosten fallen sowohl bei ETFs als auch bei Fonds für die Verwaltung des Produktes an. Bei ETFs liegen sie im Schnitt zwischen 0.2 und 0.6 Prozent pro Jahr, bei aktiv gemanagten Fonds bei 1.5 Prozent. Manche Banken erheben bei aktiv gemanagten Fonds noch zusätzliche sogenannte Performance-Gebühren, wenn ein Fonds besonders gut abschneidet.
- Zusätzliche Gebühren: Nicht in den Produktekosten inkludiert sind Börsengebühren, Steuern wie beispielsweise Stempelsteuern oder Fremdwährungsgebühren für Titel, die in einer anderen Währung gehandelt werden.
- Trading-Gebühren: Diese werden auch Courtagen genannt und fallen an, wenn du einen Titel kaufst oder verkaufst – also einen Trade machst. Je nach Anbieter:in kostet ein Trade zwischen 5 und 15 Franken. Wenn du also regelmässig Titel zu deinem Portfolio dazu kaufst oder verkaufst, können die Trading-Gebühren in die Hunderte gehen!
Gerade die Trading-Gebühren solltest du dir unbedingt genau anschauen, beispielsweise auch dann, wenn du planst, jeden Monat einen kleinen Beitrag zu investieren (das nennt man «gestaffelt investieren»). Wenn du dann jedes Mal hohe Trading-Gebühren für den Zukauf von Titeln zahlst, kann das einen grossen Teil deiner Rendite wegfressen. Überleg dir dann, ob für dich das Investieren mit einem Robo-Advisor oder via klassische Beratung mehr Sinn macht. Bei Robo-Advisors und Vermögensverwalter:innen zahlst du nämlich normalerweise nicht pro Trade, sondern wie folgt:
- Produktkosten (TER): hängen wieder von der Wahl deiner Anlageinstrumente ab.
- Zusätzliche Gebühren wie Börsengebühren, Steuern oder Fremdwährungsgebühren – diese fallen ähnlich aus, wie wenn du selbst investierst.
- Verwaltungsgebühren: Das sind die Kosten, die fürs Zusammenstellen und die Überwachung deines Portfolios anfallen. Bei Robo-Advisors liegen Verwaltungsgebühren im Schnitt bei 0.62 Prozent pro Jahr, bei traditionellen Vermögensverwalter:innen bei 1.37 Prozent pro Jahr.
Auch hier empfehlen wir dir, auf Plattformen wie Moneyland einen Gebührenvergleich unterschiedlicher Produkte durchzuführen.
Ein Beispiel?
Dir raucht nach all diesem Gebühren-Wirrwarr der Kopf? Dann hilft dir vielleicht dieses konkrete Rechenbeispiel. Nimm an, dass du dir ein Portfolio aus vier unterschiedlichen ETFs zusammenstellen möchtest. Jeden Monat legst du dafür 300 Franken zur Seite und investierst das Geld auch gleich in dein ETF-Portfolio. Die Gebühren werden auf ein Jahr berechnet. Spoiler: Du zahlst für das Gleiche zwischen 44.10 und 411.90 Franken!
Option 1: Mit Robo-Advisor
- Depotgebühren: 0.4% x CHF 300 x (12/2) = CHF 7.20
- Produktkosten: 0.3% x CHF 300 x (12/2)= CHF 5.40
- Zusätzliche Gebühren (Stempelsteuer, Fremdwährungsgebühren, Börsenabgaben etc.): CHF 22.50
- Verwaltungsgebühren: 0.5% x CHF 300 x (12/2) = CHF 9
- Trading-Gebühren: keine
Insgesamt zahlst du also Gebühren in Höhe von 44.10 Franken bei einer jährlichen Anlagesumme in Höhe von 3600 Franken. Das heisst, 1.2% deines investierten Vermögens geht für Gebühren drauf. Erst wenn dein Portfolio eine Rendite erzielt, die höher als diese 1.2% ist, vermehrt sich dein Vermögen.
Option 2: Mit Do-it-yourself-Lösung
- Depotgebühren: keine
- Produktkosten: 0.3% x CHF 300 x (12/2)= CHF 5.40
- Zusätzliche Gebühren (Stempelsteuer, Fremdwährungsgebühren, Börsenabgaben etc.): CHF 22.50
- Verwaltungsgebühren: keine
- Trading-Gebühren: CHF 8 x 4 x 12 = CHF 384
Insgesamt zahlst du also Gebühren in Höhe von 411.90 Franken! Das sind 11.4% deines investierten Vermögens. Du siehst also, wenn du regelmässig kleine Beträge investieren möchtest, können Do-it-yourself-Lösungen sehr teuer sein, weil du für jeden Trade zahlst. Anders sieht es aus, wenn du den ganzen Betrag in Höhe von 3600 Franken anfangs Jahr einzahlst:
- Depotgebühren: keine
- Inaktivitätsgebühr: CHF 10 x 3 = CHF 30
- Produktkosten: 0.3% x CHF 3600 = CHF 10.80
- Zusätzliche Gebühren (Stempelsteuer, Fremdwährungsgebühren, Börsenabgaben etc.): CHF 22.50
- Verwaltungsgebühren: keine
- Trading-Gebühren: CHF 8 x 4 x 1= CHF 32
Dann zahlst du Gebühren in Höhe von 95.30 Franken – also deutlich weniger, als wenn du jeden Monat einen kleinen Betrag investierst. Der Nachteil: Wenn der Markt schwankt, investierst du unter Umständen gleich eine eher hohe Summe zu einem ungünstigen Zeitpunkt.
Und die Rendite?
Jetzt, wo du die Gebühren deiner Anlageprodukte kennst, solltest du sie noch mit der Rendite vergleichen, die das Produkt erzielt. Schliesslich können höhere Gebühren gerechtfertigt sein, wenn die Rendite auch entsprechend höher ausfällt. Auch da empfiehlt es sich, Vergleichsplattformen anzuschauen. Achte dabei darauf, dass du nur Produkte mit ähnlichen Risiken vergleichst – denn hohe Renditen sind immer auch mit höheren Risiken verbunden. Neben rein finanziellen Aspekten können natürlich auch weitere Kriterien eine Rolle spielen bei der Wahl deiner Anlagestrategi,e wie etwa Nachhaltigkeitskriterien (mehr dazu in diesem Artikel).
Bevor du nun mit dem Investieren loslegst, noch ein letzter eXXtra Tipp: Schau dir die Gebührenstruktur unbedingt an, bevor du ein Depot eröffnest und erste Investitionen tätigst. Denn sobald du ein Depot mit Positionen hast und den/die Anbieter:in wechseln möchtest, zahlst du Transfergebühren. Scheiden tut auch hier weh. Ein Wechsel der Depotbank ist zwar kinderleicht, kostet dich in der Schweiz aber enorm viel. Die Kosten für die Auslieferung der Wertpapiere, sprich für den simplen elektronischen Transfer, betragen in der Regel zwischen 50 und 100 Franken, manchmal sogar bis zu 200 Franken. Und zwar nicht pro Depot, sondern pro Wertpapier.
Also frühzeitig informieren und dann los!