«Mami, guck mal: Als Hausaufgabe rechnen wir heute mit Geld», sagt mein Sohn bereits in der ersten Klasse. Ich werfe einen Blick auf seine Hausaufgaben, und tatsächlich: Die ersten Rechenaufgaben mit Geldbeträgen in Franken und Rappen stehen bereits in der Primarschule auf dem Programm. 

Für mich Anlass genug, mich mal näher mit dem allgemeinen Lehrplan auseinanderzusetzen. Ich stelle fest: Mit der Umstellung auf den Lehrplan 21 wurde das Thema Finanzen in das Fach «Wirtschaft, Arbeit, Haushalt (WAH)» integriert und wird ab Sekundarstufe I unterrichtet.

Finanzielle Bildung als Schulfach! Klingt grossartig, oder? Doch schauen wir genauer hin. Wie sinnvoll ist dieses Schulfach? Und vor allem: Entbindet es uns Eltern von unserer Verantwortung, zu Hause über Geld zu sprechen, da finanzielle Bildung nun in der Schule unterrichtet wird?

Simone Hoffmann
Das ist genau die Richtung, in die es weitergehen muss.

Ein guter Anfang 

Ich wollte also detaillierter wissen, was das Fach WAH beinhaltet. Von der Themenauswahl war ich positiv überrascht. Es beginnt mit der «Bedeutung von Arbeit», darin geht es um unterschiedliche Arbeitsformen wie bezahlte und unbezahlte Arbeit. Aber auch Arbeitszeitmodelle sowie Vereinbarkeit von Beruf und Familie kommen vor. Das fängt gut an, denke ich. 

Es geht weiter mit den Themenblöcken «Produktion von Gütern und Dienstleistungen» und «Prinzipien der Marktwirtschaft». Zu meiner Zeit kamen solche Themen erst im Studium. 

Damit nicht genug: Auch der «Umgang mit Geld» steht jetzt auf dem Stundenplan. Darin geht es um Budgetplanung, fixe/variable Kosten, Schulden und Steuerpflicht. Wow. 

Es folgt das nächste «heisse Eisen» Konsum: Hier lernen die Kinder, wie Konsum unseren Lebensstil beeinflusst und was unsere Konsumentscheidungen für Folgen haben. 

Holdrio – das ist ein guter Anfang, die finanzielle Bildung in die Schule zu integrieren. Das ist genau die Richtung, in die es weitergehen muss.

Simone Hoffmann
Und doch sehe ich Gefahren. Etwa die, dass finanzielle Bildung in der Schule theoretisch bleibt und die praktische Umsetzung im Alltag aussen vor lässt.

Solche Beispiele klären auf und schaffen ein erstes Bewusstsein für die reale Welt der Finanzen. Die Kinder und Jugendlichen starten somit nicht unvorbereitet ins Berufsleben.

Die Grenzen des Schulunterrichts

Und doch sehe ich Gefahren. Etwa die, dass finanzielle Bildung in der Schule theoretisch bleibt und die praktische Umsetzung im Alltag aussen vor lässt. Dies zeichnet sich auch in einem SRF-Beitrag ab, in dem einige Schüler:innen befragt wurden, wie hoch ihr Interesse an den Geldthemen in diesem Schulfach sei. Ergebnis: Begeisterung mässig.

Ausserdem fällt mir auf: Es fehlt die Vermittlung eines Vermögensaufbaus mit Unterstützung der Börse, welche ich als sehr wichtig für den weiteren Lebensweg erachte. Konsum ist die eine Seite der Medaille – Geld nicht auszugeben; stattdessen zu sparen und anzulegen, die andere Seite.

Auch fehlen Elemente wie beispielsweise das «Money Mindset», also Geld-Glaubenssätze. Hier stellt sich mir die Frage: Wer konkret soll diesen Stoff unterrichten? Die Lehrpersonen, die meist selbst keine Finanzexpert:innen sind? Was, wenn die Werte der Lehrperson nicht mit meinen übereinstimmen und sie limitierende Geld-Glaubenssätze à la «Geld ist nicht wichtig» oder «Geld verdirbt den Charakter» an die Schüler:innen vermittelt? Die Börse als «böse» bezeichnet und deshalb nur auf das Sparkonto setzt? Oder was, wenn die Lehrperson selbst «nur» in Kryptos investiert und meinem Kind vermittelt, dass diese das einzig Wahre sind? Möchte ich wirklich, dass mein Kind so finanzielle Bildung lernt? Ich bin ehrlich: nein. Geld ist ein individuelles Thema, das in Familien mit unterschiedlichen Werten gelebt wird. 

Simone Hoffmann
Je häufiger wir Finanzen auch zu Hause thematisieren, desto mehr Wissen und gute Geldgewohnheiten können wir unseren Kindern vermitteln.

Verantwortung endet nicht an der Schultür

Es ist definitiv ein Gewinn, dass das Thema Geld verstärkt im Stundenplan vertreten ist. Dies bedeutet aber nicht, dass wir Eltern uns aus der Verantwortung stehlen können. Im Gegenteil. Die Schule kann die finanzielle Bildung ergänzen, aber sie ersetzt nicht die Verantwortung der Eltern, diese Themen zu Hause zu vermitteln. Dafür ist das Thema Geld zu vielschichtig. 

Gerade wenn es um das Money Mindset geht, sind wir Eltern gefragt, dieses in der frühen Kindheit unserer Kinder positiv zu prägen.

Beim Vermögensaufbau gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, diesen strategisch und nachhaltig aufzubauen. Hier möchte ich das Zepter selbst in der Hand halten und meine eigenen Wertvorstellungen einbringen und an mein Kind weitergeben. 

Fest steht: Je häufiger wir Finanzen auch zu Hause thematisieren, desto mehr Wissen und gute Geldgewohnheiten können wir unseren Kindern vermitteln. Nur so stellen wir sicher, dass unsere Kinder vorbereitet sind auf eine gesunde finanzielle Zukunft.