Auf der einen Seite zeigen uns Studien und Umfragen immer wieder, dass sich Frauen weniger für Finanzen interessieren und wichtige Finanzentscheidungen ihren Männern überlassen. Auf der anderen Seite sind die Teilnehmer:innen meiner Sackgeld-Veranstaltungen hauptsächlich Frauen. Wir interessieren uns also doch für die Geldthemen! Aber woher kommt diese Diskrepanz?
Unser historisches Erbe
Ein Grund für das geringere Interesse von Frauen an Finanzen liegt tief verwurzelt in unserer Geschichte. Traditionell war es die Rolle des Mannes, Geld zu verdienen, während die Frau den Haushalt führte und sich um die Kinder kümmerte. Obwohl sich diese Rollenbilder wandeln, sind die Nachwirkungen davon noch immer spürbar. Viele Frauen haben selbst in ihrer Kindheit erlebt, dass der Vater die finanziellen Entscheidungen traf, während die Mutter nur wenig Einfluss darauf hatte. Diese Aufteilung wird bis heute, wenn auch unbewusst, oft übernommen und weitergeführt.
Folglich fehlt vielen Frauen das Basiswissen, vor allem aber die Sicherheit, sich mit komplexen Finanzprodukten auseinanderzusetzen. Auch wenn heute viele Frauen berufstätig sind und eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit anstreben, fehlt ihnen häufig das letzte My an Ermutigung, um ihr Geld beispielsweise zu investieren und sich tatsächlich auf die finanzielle Augenhöhe der Männer zu begeben.
Der Wendepunkt: Taschengeld für Kinder
Wenn es jedoch um Taschengeld für die Kinder geht, entdecken Frauen plötzlich ihre Finanz-Power! Warum ist das so? Wesentliche Gründe sind die emotionale Bindung von Müttern und Kindern sowie die «Haupt»-Erziehungsrolle, die viele Mütter übernehmen. Sie sehen, wie wichtig es ist, ihren Kindern eine solide Grundlage in Sachen Finanzwissen mitzugeben. Dazu möchten sie Werte wie Verantwortung, Sparsamkeit und Selbstständigkeit vermitteln.
Taschengeld wirkt zudem weniger abschreckend als Finanzprodukte oder Investitionsstrategien: Die Summen sind überschaubar, das Taschengeld-Konzept verständlich. Das erleichtert den Einstieg in das Thema. Setzen sich Frauen intensiv mit dem Taschengeld ihrer Kinder auseinander, beginnen sie oft auch, sich aktiver mit ihren eigenen Finanzen zu beschäftigen. Die Vorbildrolle ist Müttern nämlich durchaus bewusst.
Zudem stelle ich während meiner Vorträge immer wieder fest, dass der Austausch unter Müttern eine grosse Rolle spielt. Frauen teilen gerne ihre Erfahrungen, lernen voneinander und ermutigen sich gegenseitig. Bei Taschengeld-Themen erlebe ich Frauen durchaus aufgeschlossen, und es ist kein Tabu, darüber zu sprechen – obwohl es mit Geld zu tun.
Von kleinen Schritten zu grossen Erfolgen
Das Engagement der Mütter beim Taschengeld kann ein gutes Sprungbrett sein. Mütter, die ihren Kindern finanzielle Bildung vermitteln, legen auch den Grundstein für ihre eigene finanzielle Unabhängigkeit. Indem sie sich selbst weiterbilden, überwinden Frauen die Hürden, die sie bisher davon abgehalten haben, sich aktiv mit Finanzen zu beschäftigen.
Je mehr Finanzwissen wir aufbauen und je mehr wir uns an wichtigen Finanz-Entscheidungen beteiligen, desto mehr Wissen können wir auch an unsere Kinder übertragen.
Das volle Potenzial nutzen
Jetzt geht es natürlich darum, das volle Potenzial auszuschöpfen und gänzlich das Feuer für Finanzen zu entfachen! Die finanzielle Bildung beginnt zu Hause und kann eine schöne Veränderung bewirken – für die eigene Familie und für uns Frauen ganz spezifisch.
Mit jedem Schritt, den wir auf dem «Finanzpfad» machen, wird es leichter. Und plötzlich sind dann auch komplexere Finanzprodukte und Investitionsstrategien keine Themen mehr, vor denen wir Angst haben müssen.
Das Ziel sollte definitiv sein, dass wir unseren Kindern so viel Finanzwissen wie möglich mit auf den Weg geben. Die Reise sollte nicht beim Sparen und Budgetieren enden. Eine solide Finanzkompetenz beinhaltet auch Börsenwissen und mögliche Investitionsstrategien. Wir müssen nicht von Anfang an Expert:innen auf diesen Gebieten sein, aber wir sollten den Willen haben, uns diese Themen anzueignen – sowohl für uns als auch für unsere Kinder. So habe ich mir als persönliches Ziel gesetzt, dass mein Sohn mich genauso kompetent in jeglichen Geldthemen wahrnimmt wie seinen Papa.
Ich bin sicher, unsere Kinder werden es uns später danken und wir werden die Früchte unserer Bemühungen ernten. Lasst uns Finanzen zu einem Thema machen, das wir mit unseren Kindern gemeinsam entdecken, erforschen und meistern. Es schadet auf jeden Fall nicht, mehr Finanzwissen zu haben. Lieber zu viel davon als zu wenig.