Viele Leute – insbesondere Frauen – scheuen sich davor, den ersten Schritt Richtung Investieren zu wagen. Sie glauben, es sei zu kompliziert oder nur was für Millionäre. Gerade junge Leute haben zudem oft Angst, Fehler zu machen, und glauben, sie verfügen über zu wenig Know-how über die Finanzmärkte.

Jaël Kuhn
Zum Investieren braucht man nicht viel Geld.

Ich bin 19 Jahre alt und gerade in meinem zweiten Praktikum. In einem Jahr beginne ich voraussichtlich mit meinem Studium. Auch bei mir blieb das Thema Investieren bis jetzt unberührt. Seitdem ich bei ellexx arbeite, habe ich mich immer wieder gefragt, ab wann Investieren überhaupt möglich ist beziehungsweise ab wann es wirklich Sinn macht, mein Geld anzulegen, statt nur auf dem Sparkonto liegen zu lassen.

Vor mir liegen fünf bis sechs Jahre mit Vorlesungen, Lernen und Prüfungen. In dieser Zeit werde ich nicht viel Einkommen haben. Mit einem kleinen Nebenjob werde ich mir gerade mal meine Miete und den wöchentlichen Einkauf finanzieren können. Viel bleibt da Ende Monat nicht übrig. Trotzdem kann es sich aber lohnen, als Studentin zu investieren und mein Geld für mich arbeiten zu lassen. Denn: Zum Investieren braucht man nicht viel Geld.

Entscheidend sind vor allem diese zwei Fragen: Hab ich Geld auf der Seite, das ich in naher Zukunft nicht benötige? Und habe ich monatliche Überschüsse, die ich in naher Zukunft ebenfalls nicht brauche?

Warum lohnt es sich, zu investieren?

Ein früher Einstieg ins Investieren kann viele Vorteile haben. Zeit ist sogar der Schlüssel zum Erfolg beim Investieren. Dank dem sogenannten Zinseszinseffekt. Schon mal davon gehört?

Der Zinseszinseffekt bedeutet, die jährlichen Erträge deiner Investitionen wieder zu reinvestieren. Statt also Ende Jahr jeweils den Gewinn aus deinen Anlagen zu realisieren beziehungsweise in Cash umzuwandeln, legst du das Geld einfach weiterhin an. So wachsen deine Investitionen exponentiell an. Je früher du mit Investieren anfängst, desto mehr profitierst du vom Zinseszinseffekt. Das folgende Zahlenbeispiel verdeutlicht, welchen Unterschied es macht, wenn du bereits mit 20 anfängst, dein Geld zu investieren, statt erst mit 30.

Wenn du nur zehn Jahre früher mit Investieren anfängst, hast du im Alter von 60 Jahren fast doppelt so viel auf dem Konto. Indem du also jeden Monat kleine Beträge anlegst, hast du über einen langen Zeitraum viel mehr Profit. So bewirkst du im Kleinen Grosses.

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Solange du keinen vollen Lohn hast und nicht einkommenssteuerpflichtig bist, lohnt sich direkt Investieren sogar mehr als Einzahlungen in eine Säule 3a. Zum einen kannst du die 3a nämlich erst bei deiner Pensionierung beziehen. Zum anderen kannst du mit wenig Einkommen nicht von den Steuerersparnissen in der 3a profitieren. Sinnvoll wäre eine kleine Einzahlung in die Säule 3a für einen langen Anlagehorizont, und den Rest in ETFs zu investieren.

Lernen, wie die Börse funktioniert

Früh einzusteigen ist nicht nur finanziell sinnvoll. Du sammelst auch wertvolle Erfahrungen, wie Vermögensberaterin Bente Roth erklärt: «Selbst mit kleinen Beträgen sammelt man Erfahrung beim Investieren.» Dazu gibt es dir Sicherheit für zukünftige Investitionen: «Die Hemmschwelle wird kleiner, wenn du ein Gefühl dafür bekommst, wie die Börse funktioniert, vor allem, wenn du später grosse Beträge anlegst.» Frauen stehen dem Investieren besonders kritisch gegenüber, und sie überschätzen, wie viele finanzielle Mittel sie dafür brauchen. Laut einer Studie von BNY Mellon glauben Frauen in der Schweiz, dass sie ein monatliches Einkommen von mindestens 5500 Franken benötigen, um investieren zu können. Dabei reicht auch deutlich weniger Geld. Wir erinnern uns wieder an die zwei Fragen: Hab ich Geld zur Verfügung, das ich fürs Erste nicht brauche, bzw. habe ich monatliche Überschüsse? Kannst du beides mit ja beantworten, reicht auch ein tieferes Einkommen.

Jaël Kuhn
Zeit ist sogar der Schlüssel zum Erfolg beim Investieren. Dank dem sogenannten Zinseszinseffekt.

Mehr Flexibilität mit kleinem Budget

Das Studium kann sich als lockerer Einstieg ins Investieren ganz gut eignen, weil die meisten Student:innen zwar ein knappes Budget haben, aber auch weniger Fixkosten wie hohe Mieten, ein Auto oder hohe Krankenkassenprämien. Legst du kleine Beträge an und hast weniger Geld zu verlieren, gehst du eher Risiken ein. Ist man einmal angestellt und hat einen festen Lohn, gibt man sein Geld ungern wieder ab und geht daher oft weniger risikobehaftete Investments ein. Eine Studie zeigt, dass vor allem Frauen beim Investieren langfristige Stabilität und weniger risikoreiche kurzfristige Investitionen bevorzugen. Während es nicht schlecht ist, langfristig Stabilität aufzubauen, braucht es beim Investieren auch ein Bewusstsein und den Willen, Risiken einzugehen. Du musst auch bereit sein, dein Geld zu verlieren.

Bente Roth
Selbst mit kleinen Beträgen sammelt man Erfahrung beim Investieren.

Wie fange ich an zu investieren?

Jetzt wissen wir, wieso es sich lohnt, schon früh sein Geld für sich arbeiten zu lassen. Aber wo und wie fange ich überhaupt an mit dem Investieren?

  1. Starte mit ETFs: ETFs sind an der Börse gehandelte Indexfonds. Statt eine einzelne Aktie zu kaufen, investierst du gleich in einen ganzen Korb von Unternehmen. Das kann ein ganzer Aktienmarkt eines Landes sein, Krypto oder ein Rohstoff wie Gold oder Kupfer. Damit hast du nicht nur eine hohe Diversität, sondern gleichzeitig auch niedrige Risiken. So musst du dafür auch weniger Geld in die Hand nehmen.
  2. Achte auf die Gebühren: Auf alle Produkte zahlst du immer Gebühren. Diese können höher ausfallen, als du denkst. Für einen Gebührenvergleich gibt es diverse Online-Plattformen. Hier bietet sich zum Beispiel eine Plattform wie Moneyland gut an.
  3. Worauf legst du Wert? Überlege dir, was du unterstützen oder nicht unterstützen möchtest, bevor du in ein Produkt investierst. Ist dir Nachhaltigkeit wichtig? Liegt dir Chancengerechtigkeit am Herzen? Informiere dich darüber, was du kaufst, bevor du es kaufst. Die wichtigsten Informationen solltest du jeweils in den Factsheets der jeweiligen Produkte finden.
  4. Lass dein Geld für dich arbeiten: ETFs musst du im Vergleich zu einzelnen Aktien kaum überwachen. Bei ETFs geht es vor allem darum, am Anfang ein paar gute Entscheidungen zu treffen und deine Investition nachher laufen zu lassen. So lässt du dein Geld mit dem Zinseszinseffekt für dich arbeiten.
Bente Roth
Du hast nichts verpasst, wenn du als Student:in noch nicht investiert hast. Du kannst auch später noch jederzeit einsteigen.

Mit diesen vier Schritten machst du schon vieles richtig. Bente Roth betont aber, dass es nicht zwingend ist, in jungen Jahren Geld anzulegen. Vor allem, wenn Ende Monat kein Geld übrig bleibt und das Sparkonto leer ist, muss man sich nicht den Druck machen, zu investieren: «Du hast nichts verpasst, wenn du als Student:in noch nicht investiert hast. Du kannst auch später noch jederzeit einsteigen.»

Ich werde mich zukünftig gerne intensiver mit dem Thema Investieren beschäftigen. Nicht nur aus finanzieller Sicht, sondern auch wegen des Lernprozesses finde ich es sinnvoll und spannend. Falls ich Geld zur Verfügung habe, hoffe ich, monatlich 50 Franken investieren zu können. Mal sehen, was daraus wird.