Martin Fischer ist Vater, hat einen Daddy-Podcast und arbeitet nebenbei noch als Journalist. Wie er sich mit Kind frisch hält, ob er sich noch als Mann fühlt und wie es mit dem Dad Body läuft, erzählt er in den Männerfragen.
Wir fragen Männer, was sonst nur Frauen gefragt werden. Wir wollen damit einen Dialog über Stereotypen in Gang setzen, zum Nachdenken und Schmunzeln anregen, aber auch Toxizität entlarven.
Wir reden heute vor allem über das, was dich am meisten ausmacht: das Vatersein …
Haha, gut zu wissen.
Wie oft bist du letzte Nacht aufgestanden?
Die Nacht ist tatsächlich meine Leidenschaft (schmunzelt). Nach der Geburt unseres Kindes haben meine Partnerin und ich entschieden, dass ich mehrheitlich die Schlafbegleitung übernehme. Damals vor allem deshalb, weil sie durch das Stillen sehr eingespannt war. Das wirkt bis heute nach.
Und ihr Männer hört nachts halt auch die Kinder besser.
Das ist bei uns tatsächlich so, was daran liegt, dass ich einen leichteren Schlaf habe. Und an der Schlafsituation: Wir haben ein Familienbett, in dem wir alle drei schlafen. Ich liege meistens in der Mitte. Um noch auf deine Frage zurückzukommen: Letzte Nacht bin ich dreimal aufgewacht, weil wir alle erkältet sind und weil der Kleine Durst hatte. Wir hatten am Abend Fried Rice gegessen, keine guten Voraussetzungen für ruhige Nächte.
Dafür siehst du ganz frisch aus. Wie machst du das?
Es ist jetzt 11 Uhr, und ich bin beim dritten Kaffee. Kaffee ist mit der Elternschaft wirklich wichtiger geworden. Ansonsten habe ich einfach Glück, dass ich mit wenig Schlaf gut klarkomme.
Wie ist das, sieht dich die Gesellschaft noch als Mann oder bist du nur noch Vater?
Hmm, gute Frage. Wenn ich darüber nachdenke, ist es tatsächlich so, dass ich für viele sehr fest Vater bin. Ein Grossteil der Gespräche dreht sich mittlerweile ums Vatersein oder das Kind, vor allem mit Freunden, die auch Kinder haben, aber auch zum Beispiel mit meinen eigenen Eltern. Für mich ist das okay. Ich finde es eine schöne Rolle und rede auch gerne über diese Themen. Das hätte ich so nicht gedacht.
Warum nicht?
Naja, ich wollte schon Vater werden, aber ich habe nicht erwartet, wie sehr es mich erfüllt. Ich gehe in dieser Rolle sehr auf.
Das ist in euch Männern einfach tief verankert. Ich nehme an, du fühlst dich auch erst als ganzer Mann, seit du ein Kind hast, oder?
(Überlegt und schmunzelt.) Die Vaterschaft hat für mich nicht so viel mit dem Mannsein zu tun. Ich kenne aber Leute, die diese Rolle mit Männlichkeits-Themen wie Zeugungsfähigkeit oder so verknüpfen. Für mich ist es einfach ein neues Level an Existenz und etwas sehr Beglückendes, das ich nicht missen möchte.
Du bist spät Vater geworden. Hat dich das gestresst? Gab es viel Druck aus deinem Umfeld?
Mit 39, ja. Und nein, es hat mich niemand danach gefragt … (wirkt nachdenklich).
Das klingt, als hättest du dich nicht so gesehen gefühlt …
Es war total okay. Ich stelle mir das nicht sehr cool vor, wenn das Thema ständig angesprochen wird. Ich habe mit 38 gemerkt, dass ich wirklich gern mit meiner Partnerin eine Familie gründen möchte und dass es für mich langsam Zeit wird. Das war bei uns ohnehin Thema. Ihr hat mein klarer Kinderwunsch dann geholfen, den Schritt auch wirklich zu gehen. Zum Alter mache ich mir aber übrigens viele Gedanken. Ich finde es manchmal beängstigend, dass ich 60 Jahre alt sein werde, wenn unser Kind 20 ist.
Du hast zusammen mit dem Musiker Crimer (aka Alexander Frei, Anm. d. Red.) einen Podcast: «Daddy FM». Braucht es echt noch mehr Männer, die über das Vatersein reden?
Unbedingt! Wir sind ja darauf gekommen, weil unsere Partnerinnen Eltern- und Mütter-Podcasts gehört und wir mitgehört haben. Da kam Alex die Idee für den Daddy-Podcast. In der Schweiz gibt es noch nicht viel in dieser Art. Wir wollten es grundsätzlich einfach mal ausprobieren, haben dann aber schnell gemerkt, dass es auch echt schön ist, wenn man sich regelmässig eine Stunde Zeit nimmt und ganz bewusst über diese Themen redet. Das tut uns beiden gut.
Das freut mich. Du arbeitest nebenbei ja noch als Journalist. Wie bringst du das alles unter einen Hut?
Haha genau, ein paar Prozent arbeite ich auch noch. Und man bringt ja eben leider nicht alles unter einen Hut. Aktuell haben meine Partnerin und ich gerade so eine Phase, in der wir mal wieder realisieren, dass wir so gut wie keine Freizeit haben.
Wie hast du die Kinderbetreuung organisiert?
Meine Freundin und ich arbeiten beide gleich viel Teilzeit, und unser Kind ist zwei Tage in der Kita. Unser Leben ist sehr dicht: Aufstehen, Kind betreuen oder Kind in die Kita bringen, arbeiten, Kind abholen, essen, schlafen. Und wieder von vorne. Aber wir haben uns bewusst für dieses Modell entschieden und beide unser Pensum reduziert, auch wenn es streng ist.
Cool, dass deine Partnerin da mitmacht. Das war für sie sicher nicht leicht …
(Stutzt kurz und schmunzelt.) Ach, ihr habt die Fragen so drauf. Also, sie arbeitet tatsächlich sehr gern. Ich auch, aber sie noch lieber. Ich könnte mir auch vorstellen, mich ganz der Familie zu widmen, aber dann ginge es finanziell überhaupt nicht mehr auf.
Du widmest dich als Journalist – typisch Mann – den Themen Gesellschaft und Lifestyle. Interessierst du dich nicht für wirklich wichtige Themen wie Wirtschaft oder Politik?
(Kleinlaut.) Also, Kultur mache ich auch noch viel. Aber ich mag leichte Themen wirklich. Und ich finde sie wichtig, spannend und unterhaltsam. Es ist ein gutes Gegengewicht zu den harten News. Für die ich mich übrigens schon interessiere, ich will einfach nicht darüber schreiben. Das überlasse ich denen, die sich da besser auskennen.
So bescheiden. Wir sind fast schon am Ende.
(Atmet erleichtert auf.) Uff.
Zum Abschluss noch zwei Fragen: Wie geht’s so mit dem Dad Body?
Ach, Body Issues sind bei mir ein lebenslanges Thema. Und jetzt ist ja gerade noch Badisaison, da denke ich schon hin und wieder über meinen Körper nach.
Das würde man jetzt gar nicht denken. Magst du erzählen?
Mein Körper geht sicher als Dad Body durch, und ich hadere immer mal wieder damit. Das ist für mich aber nicht neu. Mir fiel es schon als Jugendlicher nicht leicht, in der Badi das T-Shirt auszuziehen. Das ist heute gar nicht so viel anders. Es ist aber schon besser als früher. Das Alter hilft. Und auch, das klingt jetzt cheesy, wenn man sich in der Partnerschaft akzeptiert fühlt.
Das ist schön zu hören. Und noch ganz zum Schluss …
… die Schuhgrösse meines Kindes?
Ich gehe davon aus, dass du die kennst.
Natürlich, aktuell sind wir bei 23.
Gut zu wissen. Aber eigentlich wollte ich dich fragen, wie du deine tollen Locken stylst?
(Strahlt.) Yes, auch ein grosses Thema. Bei Locken ist ja Sprödheit meistens das Problem. Darum: ja nicht zu viel waschen. Also sicher nicht täglich, maximal so zwei bis drei Mal pro Woche. Lufttrocknen. Und dann braucht man das richtige Pflegeprodukt, das man in die feuchten Locken einmassieren kann. Darf ich hier Tipps geben?
Bitte!
Es gibt zwei Produkte. Moment. (Er zückt das Handy und zeigt ganz begeistert die Produkte.) Das eine benutze ich, wenn ich die Haare offen trage. Das andere brauche ich, wenn ich die Haare zusammenbinde. Das ist übrigens grad ein weiterer Stylingtipp: eine Haarlänge zu tragen, bei der man die Locken auch mal zusammenbinden kann. Das ist bei mir in der Regel so drei Monate nach dem Haareschneiden der Fall. Dann binde ich sie eine Weile zusammen und gehe sie dann wieder schneiden.
Das heisst, du stehst kurz vor einem Coiffeurtermin?
Genau, diese Woche ist es soweit. Für die Ferien und etwas Beach Look und Beach Waves (lacht). Ach, ich liebe so oberflächliche Fragen.
Wir auch! Hat Spass gemacht.
Danke, mir auch.