Selten in meinem Leben hat der Ausdruck «mit einem lachenden und einem weinenden Auge» so perfekt gepasst wie vor knapp drei Monaten, als ich meine Kündigung bei ellexx bekannt gab. Aber manchmal passiert das Leben einfach, und ich habe entschieden, meinem neuen Buchprojekt und der Arbeit als freischaffende Journalistin mehr Platz zu geben.

Auch als Journalistin war meine Zeit bei ellexx eine neue Welt für mich. Ich, die bis dahin nicht viel mit Finanzthemen am Hut hatte, verstand: Der Schlüssel zur Befreiung der Frauen liegt sowohl im Politischen als auch im Finanziellen.

Der Entscheid fiel mir gewiss nicht leicht, lasse ich doch ein wunderbares Team zurück, das innerhalb kürzester Zeit Beeindruckendes geschafft hat: Mit unserem Crowdinvesting brachen wir den Europarekord, noch nie zuvor hat ein weibliches Start-up eine solche Summe erreicht, mit der Bewegung #MediaToo rüttelten wir zusammen mit anderen mutigen Frauen die Branche einmal mehr durch, und nicht zuletzt entwickeln wir immer wieder innovative Finanz- und Versicherungsprodukte mit, die spezifisch auf die Bedürfnisse von Frauen abgestimmt sind – zuletzt eine Zusatzversicherung zusammen mit der Groupe Mutuel. Es ist glasklar: So etwas wie ellexx gab es vorher in der Schweiz nicht. Obschon die Zeit schon längst reif dafür war.

Ich bin stolz darauf, dass ich Teil eines Teams sein durfte, das mutig und unerschrocken ist und dabei nicht vergisst, kräftig Spass zu haben.

Auch als Journalistin war meine Zeit bei ellexx eine neue Welt für mich. Ich, die bis dahin nicht viel mit Finanzthemen am Hut hatte, verstand: Der Schlüssel zur Befreiung der Frauen liegt sowohl im Politischen als auch im Finanziellen. Im Wissen, im Selbstbewusstsein, das wir bei ellexx Frauen tagtäglich an die Hand geben. Wenn Frauen genug Geld haben, können sie sich zum Beispiel besser aus toxischen Beziehungen lösen. Aber ebenso wichtig ist, dass wir dabei nicht auf die politischen Themen verzichten: Wir schreiben fast unermüdlich über Reformen unseres Rentensystems, machen auf die ungerecht verteilte Care-Arbeit aufmerksam und widmen unsere Reportagen auch immer wieder denjenigen Frauen, die mit unseren Investment-Tipps gar nichts anfangen können – weil sie schlicht zu wenig Geld dafür haben. Vor den letzten Wahlen gaben wir zusammen mit Helvetia ruft! den Frauen Raum, die ihr wählen konntet. Und natürlich kommt bei uns auch die Popkultur nicht zu kurz, das kann man sich im «Jahr von Barbie» schlichtweg nicht erlauben.

Auf all das bin ich stolz. Ich bin stolz darauf, dass ich Teil eines Teams sein durfte, das mutig und unerschrocken ist und dabei nicht vergisst, kräftig Spass zu haben. Das können wir nämlich auch. Lass mich dir sagen: Der Kater nach einem vermeintlich unschuldigen Apéro mit dem Team trifft einen mit 35 irgendwie härter, auch das habe ich in den letzten Jahren lernen müssen. (Zum Oktoberfest konnten mich meine Gspänli dann aber doch nicht überreden, irgendwo muss auch ich einen Schlussstrich ziehen.)

ellexx wäre aber nicht ellexx ohne euch, liebe Leser:innen. Wir haben in zwei Jahren eine engagierte, neugierige und kluge Community aufgebaut. Ihr gebt uns immer wieder den nötigen kreativen Schub, kritisiert uns konstruktiv und bringt uns auf neue Ideen. Und ihr sorgt dafür, dass ellexx mehr ist als eine Plattform und ein Social-Media-Account: An unseren Events zeigt ihr uns immer wieder, wie viele Menschen ausserhalb unseres Teams hinter ellexx stehen. Und dass sich unsere schlaflosen Nächte und nervenaufreibenden Diskussionen wirklich, wirklich lohnen. Ich möchte euch zum Abschied darum sechs Dinge mitgeben, die ich selber während meiner Zeit im mutigsten Start-up der Schweiz gelernt habe:

  1. Lass dir nicht einreden, Wirtschaftsthemen seien kompliziert. Das sind sie nämlich nicht. Die «finance bros» wollen einfach unter sich bleiben. (Und falls du wie ich ein Swiftie bist: Wir haben schon weitaus schwierigere Rätsel gelöst.)
  2. Wenn du die finanziellen Mittel und die zeitlichen Ressourcen hast, setze dich mit dem Thema Investieren auseinander. Ich selbst bin noch nicht an dem Punkt, aber ich stelle mir das ehrlich gesagt spassig vor, ein bisschen wie Monopoly. Unsere unabhängigen Finanzberaterinnen bei ellexx können dir da aber kompetenter Auskunft geben.
  3. Y-Chromosomen sind kein Garant dafür, dass du dich besser mit Finanzthemen auskennst. Die Welt der Banken war bisher einfach vor allem auf Männer ausgerichtet – sprachlich wie auch visuell. ellexx hat aber gezeigt: Frauen und Finanzen passen hervorragend zusammen, wenn man die entsprechenden Möglichkeiten schafft.
  4. Männer zu fragen, was sonst vor allem Frauen gefragt werden, macht verdammt viel Spass – und zeigt gleichzeitig auf, wie irrsinnig sexistisch viele Interviewfragen immer noch sind. Unsere Männerfragen werde ich sicherlich mit am meisten vermissen. Aber wer weiss, vielleicht lest ihr ja trotzdem ab und zu noch eine Folge von mir – schliesslich bleibe ich ja freie Journalistin.
  5. Mit einer starken Truppe im Rücken kriegst du fast alles hin. Mein fantastisches, liebevolles Team hat mich in den letzten eineinhalb Jahren durch einige Krisen getragen. Danke dafür, mes chères.
  6. Dass du manchmal haderst, ist normal. Ich selbst fand und finde es nach wie vor schwierig, eine Balance zu finden zwischen der Haltung, dass finanzielle Bildung für Frauen ein wichtiges Puzzleteil für die Gleichberechtigung ist, und dem Wissen, dass das allein eben nicht ausreicht. Solange bloss ein Teil der Frauen vermögend genug ist, damit sie genug in ihre Vorsorge investieren können, um im Alter ein menschenwürdiges Leben führen zu können, sind wir von echter Gleichberechtigung noch sehr weit weg. Dafür braucht es mehr. Aber, auch das habe ich gelernt: Du kannst dir sehr wohl zum Ziel setzen, nächstes Jahr den Maximalbetrag in deine Säule 3a einzahlen zu können, und gleichzeitig an der Urne so feministisch wie eben möglich abstimmen oder dich anderweit politisch engagieren.

In diesem Sinne: Ich wünsche euch, liebe Community, von Herzen nur das Beste. Ich habe mich immer wahnsinnig über eure Nachrichten gefreut, wenn euch ein Text von mir besonders berührt hat – oder ihr euch darüber aufgeregt habt. Und ich bin gespannt, wohin mein Team als Nächstes steuert. Ich bin überzeugt, es wird grossartig.

Alles Liebe,

Miriam