Andrej Krajnc ist Co-Geschäftsleiter des veganen Glaceherstellers Nanimale. In den Männerfragen erklärt er, warum Männer so gerne vegan leben, wie sein Aussehen seine Karriere beeinflusst hat und warum er trotz Karriere Kinder will.
Wir fragen Männer, was sonst nur Frauen gefragt werden. Wir wollen damit einen Dialog über Stereotypen in Gang setzen, zum Nachdenken und Schmunzeln anregen, aber auch Toxizität entlarven.
Bist du eine süsse Maus?
(schmunzelt) Eigentlich gar nicht. Ich bin eher der salzige Typ. In den letzten Jahren habe ich das Süsse ein bisschen mehr entdeckt. Und was ich schon immer mochte und mir regelmässig gönnte war Glace.
Wie praktisch. Und wie machst du das so in einem Glacebetrieb? Wie achtest du auf deine Linie?
Über dieses Thema muss ich mir zum Glück wenig Gedanken machen. Ich kann sehr viel essen, mache wenig Sport und nehme trotzdem nicht zu. Mein Körper verdaut irgendwie alles blitzschnell. Und ich esse auch nicht die ganze Zeit Glace. Das war am Anfang vielleicht so, aber inzwischen probiere ich höchstens hin und wieder einen Löffel.
Sehr diszipliniert. Und wie sieht es sonst so in Sachen Beauty aus. Was tust du für deine Schönheit?
Das Aussehen beschäftigt mich nicht wirklich. Entsprechend mache ich da auch nicht viel. Meistens stehe ich auf, dusche und gehe aus dem Haus. Ich investiere nicht viel Zeit vor dem Spiegel.
Du bist bei Nanimale direkt in die Geschäftsleitung eingestiegen. Hast du den Posten bekommen, weil du so hübsch bist?
Hoffentlich nicht nur (schmunzelt verlegen). Ich habe bei meiner vorherigen Stelle bereits ein Team geleitet. Mein ehemaliger Chef ist einer der Gründer von Nanimale, hat mich und meinen Arbeitsstil gut gekannt. Es war einer dieser Momente im Leben, die man nicht plant, sondern in die man einfach reinrutscht.
Wie bescheiden.
Naja, es ist auch nicht ganz einfach, für ein Start-up eine Geschäftsleitung zu finden. Man hat auf der einen Seite hohe Anforderungen, braucht Menschen, die sich voll einsetzen und immer wieder neues ausprobieren und lernen. Auf der anderen Seite kann man in Sachen Lohn, Weiterbildungsmöglichkeiten etc. mit den grossen Arbeitgeber:innen nicht mithalten. Das macht es schwierig.
Bist du denn lernfähig?
Ich würde sagen ja (lächelt). Ich hatte vor allem am Anfang eine sehr steile Lernkurve, weil ich viele Dinge zum ersten Mal machen musste. Damit das gelingt, braucht man ein gewisses Vertrauen in sich und andere. Ausserdem muss man akzeptieren, dass gewisse Dinge nicht von Anfang an perfekt sind. Es passieren Fehler. Aus denen kann man lernen. Das ist ein wichtiger Teil des Prozesses. Ich glaube, das ist eine meiner Stärken: Situationen gut einzuschätzen und zu analysieren.
Atypisch für einen Mann…
(Lacht) Ich finde es immer schwierig, Attribute auf ein Geschlecht umzumünzen. Aber ich glaube wirklich dieses Analytische ist eine meiner Stärken.
Warum eigentlich ein Start-up? Ist dir das nicht zu riskant?
Mhm, (schaut skeptisch und überlegt). Ich war vorher bei einer grossen internationalen Beratungsfirma im Marketing. Da waren alle Prozesse und Abläufe genau definiert, der Aufgabenbereich eng gefasst. Jetzt ist das Gegenteil der Fall:. Ich mache alles, von Strategie bis Glace liefern.
Ein richtiger Junge für alles.
So in etwa. Das ist manchmal anstrengend, aber auch sehr spannend. Jeder Tag ist anders.
Wie führst du? Mit Gefühl?
Ja schon eher emotional. Mir ist wichtig, dass es allen gut geht. Das ist positiv, aber nicht nur einfach und manchmal eine ziemliche Herausforderung. Ich musste lernen, Nein zu sagen und mich abzugrenzen. Das fällt mir nicht leicht. Auch weil ich sehr harmoniebedürftig bin.
Ihr Männer habt dieses Einfühlsame und das Kümmern einfach im Blut.
Haha, total. Aber ich finde diese Eigenschaften echt wichtig. Ich möchte, dass mir und meinem Team die Arbeit auch Spass macht. Wenn das der Fall ist, ist man auch bereit, sich mehr einzusetzen. Da hilft der emotionale Zugang.
Die Lebensmittelbranche ist ein hartes Pflaster. Bist du tough genug dafür?
Gute Frage. Gerade weil ich dieses Harmoniebedürfnis habe, ist es nicht immer einfach, diese Härte zu zeigen. Obwohl, wenn ich wirklich von etwas überzeugt bin, kann ich durchaus hartnäckig sein und für etwas einstehen. Aber ja, die Lebensmittelbranche ist schon umkämpft. Die meisten unserer Kund:innen kommen aus der Gastrobranche und werden von den verschiedenen Glacehersteller:innen im Markt umworben. Man muss also konstant für die Kund:innen da sein, die Beziehungen gut pflegen und darauf achten, dass alle zufrieden sind.
Und wie ist es bei den Grossverteilern, kommst du mit denen klar?
Wir waren letztes Jahr bei Migros gelistet. Seit Anfang Jahr sind wir das aber nicht mehr. Dafür sind wir bei Coop Pronto drin. Da teilen wir uns den Platz mit den grossen Playern der Glacebranche.
Seid ihr dank deinem Charme oder einem Flirt da reingekommen?
(Schmunzelt) Charme ist eher bei den Gastrokund:innen wichtig. Aber im Ernst: Im Retail sind die Abläufe sehr klar definiert und alles ist eher prozessorientiert. Da nützt Charme nur bedingt.
In einem Start-up braucht man Visionen, man muss gross denken. Wie machst du das, als kleingeistiger Mann?
(stutzt und schmunzelt) Bei uns kommen relativ viele und vor allem ziemlich unterschiedliche Leute zusammen. Das ist inspirierend. Es gibt viele Ideen und es herrscht ein ambitiöses Denken. Das motiviert.
Zickt ihr euch oft an?
Manche Entscheidungen sind überraschend harmonisch, bei manchen gibt es mehr Diskussionen. Aber das ist ganz normal und auch wichtig. Wir sind acht Personen, die strategische Entscheidungen fällen. Jede Person hat eine andere Vorstellung. Da gibt es schon mal Diskussionen, die nicht nur harmonisch verlaufen.
Nanimale macht vegane Glace. Was ist das mit euch Männern und diesem Veganismus?
(Lacht) Bei uns ist niemand komplett vegan. Unsere Idee ist eher, dass wir eine echte Alternative anbieten können. Es soll geschmacklich keinen Unterschied geben zwischen einem Glace von uns oder einem Rahmglace. Wir wollen ein saugutes Glace machen, das dann auch noch vegan ist. Darum branden wir auch gar nicht so stark, dass wir vegan sind. Es steht dran, aber wir rücken es nicht in den Vordergrund.
Weil ihr nicht anecken wollt?
Weil wir eine breite Kundschaft ansprechen wollen. Wir wollen Personen ansprechen, die sich bewusst ernähren. Solche, die Milchprodukte konsumieren und solche, die vegan leben. Und ja, wir sind als Marke nicht so edgy, sondern eher sympathisch.
Nette Jungs halt.
Genau, auch unser Design mit den Tieren auf der Verpackung ist ja eher lustig. Die einzigen, bei denen wir anecken, sind jene, die vegane Produkte komplett verweigern. Aber damit können wir leben.
Ganz anderes Thema: Wie alt bist du?
Ich bin 35.
Dann ist bei dir sicher Familienplanung angesagt.
(leicht irritiert) Ähm ja, das ist tatsächlich ein Thema.
Wie willst du das mit deinem Job kombinieren?
Das ist natürlich ein grosses Thema. Meine Partnerin und ich haben uns darauf geeinigt, dass wir beide Teilzeit arbeiten werden. Ein traditionelles Familienmodell kommt für uns nicht in Frage. Gleichzeitig muss ich mich schon mit dem Gedanken anfreunden, dass ich dann nicht mehr für alles, was ich machen möchte, Zeit habe. Ich bin jemand, der viele Projekte hat. Ich baue zum Beispiel gerade noch einen Mezcal Brand auf. Das ist eine mexikanische Spirituose. Ich habe schon damit gehadert, dass mit einer Familie eine Zeit lang nicht mehr alles möglich sein wird.
Verdient denn deine Partnerin so gut, dass sie deine Start-up-Eskapaden mitfinanzieren kann? Vor allem, wenn du auch noch Teilzeit arbeiten willst.
Haha, ich würde sagen, wir verdienen beide relativ gut und sollten auch durchkommen, wenn wir Teilzeit arbeiten. Da bin ich nicht so besorgt. Geld war für mich zum Glück nie ein Thema, über das ich mir Sorgen machen musste.
Und deine Position als Geschäftsführer: Kannst du die in Teilzeit richtig ausfüllen?
Man muss sich sicher gut organisieren, gerade in einem Start-up. Es braucht ein Team, das diese Struktur mitträgt. Wenn das der Fall ist, sehe ich kein Problem, auch in einer Leitungsposition Teilzeit zu arbeiten. In meiner Bubble ist es eigentlich üblich, dass man Teilzeit arbeitet – auch als Mann.
Wie schön für dich. Du hast es geschafft. Wie war’s?
Ich fand es interessant. Es gab schon ein paar Fragen, die leicht unangenehm waren. Aber das ist ja das Ziel (schmunzelt).