Wir fragen Männer, was sonst nur Frauen gefragt werden. Wir wollen damit einen Dialog über Stereotypen in Gang setzen, zum Nachdenken und Schmunzeln anregen, aber auch Toxizität entlarven.

Noah Bachofen war Sous-Chef im 17-Punkte- und 2-Sterne-Restaurant Magdalena in Rickenbach SZ, bevor er sich als Kochinfluencer selbstständig machte. In den Männerfragen spricht er über den Einfluss seiner Frisur, ob er den Küchentratsch vermisst und was gestresste Papis an Weihnachten kochen sollen.

Noah, du hast deinen Signature-Look verändert: Du trägst deine Haare jetzt untypisch kurz für einen Mann. Warum?

(Lacht.) He, weil ich Haarausfall habe. Man sieht es noch nicht so gut, aber mich begann es zu stören. Ich finde, lange Haare sehen nur gut aus, wenn man viele davon und einen schönen Haaransatz hat. Das ist bei mir nicht der Fall, daher war es eine «Jetzt oder nie»-Entscheidung.

Sehr ehrlich, wow! Aber deine langen Haare und deine Caps haben doch zu deiner Instagram-Berühmtheit beigetragen?

Nein. Also klar, es war mein Look, und vor einem halben Jahr habe ich auch nicht gedacht, dass ich ihn ändere. Aber jetzt habe ich mir gesagt, wenn das der Grund für meinen Erfolg ist, dann f*ck it, dann ist es erst recht egal.

Noah Bachofen
Wenn ich so überlege, war meine Frau sehr entspannt und hat sich gefreut, dass ich bei meiner Selbstständigkeit normale Arbeitszeiten haben werde.

Was hat aus deiner Sicht denn zu deiner Berühmtheit beigetragen?

Eine Mischung aus drei Sachen, würde ich sagen. Das Wichtigste ist das Kochen, also dass ich gut und kreativ kochen kann. Dann natürlich, dass ich mir beigebracht habe, wie man das Ganze filmt, schneidet und Voiceover macht. Und dann auch die lustige und unterhaltsame Art, mit der ich es mache.

Wenn du meinst. Kommen wir nochmals auf den Anfang deiner Karriere zurück. Du hast mit Dominik Hartmann das Restaurant Magdalena eröffnet. War dein guter Style bzw. dein gutes Aussehen der Grund, dass du ihn überzeugt hast?

Da musst du Dominik fragen, ob er mich eingestellt hat, weil ich ein schöner Mann bin (beide lachen). Aber ich glaube nicht. Ich glaube, meine Fähigkeiten waren ausschlaggebend und dass wir zwischenmenschlich sehr gut miteinander auskommen. Wir haben immer noch viel Kontakt.

Dann hast du nicht gekündigt und bist selbstständig geworden, weil ihr Zickenkrieg hattet?

Dominik wurde neidisch auf meinen Ruhm (grinst)! Nein, gar nicht.

Dann, weil dir der Umgang in der Küche zu rau war?

Nicht im Magdalena, dort war der Ton sehr angenehm. Ich kenne es aus früheren Küchen, dass geflucht wurde, Sachen herumgeworfen und Menschen erniedrigt wurden. Aber Dominik und ich waren ja als Leitung gemeinsam verantwortlich für die Stimmung. Wäre sie schlecht gewesen, hätte das an uns gelegen (grinst). Ich habe schweren Herzens gekündigt, weil ich irgendwann praktisch zwei Jobs gleichzeitig gemacht habe und das nicht mehr ging.

Woher hast du den Mut genommen für diesen grossen Schritt in die Selbstständigkeit?

(Überlegt.) Als ich finanziell sicher war und eine erste längere Business-Partnerschaft hatte für ein halbes Jahr.

Was hat deine Frau dazu gesagt?

Wenn ich so überlege, war meine Frau sehr entspannt und hat sich gefreut, dass ich als Selbstständiger normale Arbeitszeiten haben werde – also abends zu Hause bin und nicht ständig am Wochenende arbeite. Und finanziell wusste sie, dass ich erwachsen bin und nicht völlig riskante Entscheidungen treffe.

Aber sie hatte schon einen stabilen Job, mit dem sie für euch gesorgt hat?

Ja, sie hat damals 100 Prozent als Lehrerin gearbeitet. Deswegen hat sie schon mehr verdient als ich. Wobei es jetzt nicht mehr so ist.

Hat das nie an deinem Ego gekratzt, dass sie mehr verdient?

Nein, das ist mir wirklich komplett egal.

Noah Bachofen
Ich liebe es, zu lästern. Den Gastro-Gossip vermisse ich.

Wie fühlst du dich jetzt in deinem Kochstudio? Fehlen dir deine Gspänli aus der Küche manchmal zum Tratschen?

Tatsächlich, ja. Ich liebe es, zu lästern, und Dominik auch. Wir reden gerne darüber, wer was macht, wer wohin wechselt, wer wie viele Punkte oder Sterne bekommt … Es ist ein bisschen wie beim Fussball. Diesen Gastro-Gossip vermisse ich. Aber ich vermisse es auch, ein Team zu haben.

So sozial, das ist so typisch für einen Mann!

Echt (lacht)? Ich arbeite gerne allein. An Tagen, an denen man nicht so motiviert ist, macht es aber mehr Spass, eine Küche zu betreten, in der ein Team da ist und gemeinsam Witze gemacht werden.

Jetzt wirst du bald Vater (Anm. d. Red: Interview wurde vor der Geburt seiner Tochter geführt). Arbeitest du dann weiter?

(Überlegt.) Also zuerst mache ich Vaterschaftsurlaub. Im neuen Jahr werde ich sicher wieder arbeiten, aber mal schauen, wie es wird. Einen genauen Plan haben meine Frau und ich noch nicht.

Wirst du dann Dadfluencer?

Wenn du meine Frau fragst, auf keinen Fall. Wenn du mich fragst, habe ich schon ein, zwei Ideen. Aber es wird schon hauptsächlich beim Koch-Influencer bleiben. Vielleicht mal ein Babybrei-Rezept oder so.

Wenn du meine Frau fragst, werde ich auf keinen Fall Dadfluencer. Wenn du mich fragst, habe ich schon ein, zwei Ideen.

Fällt es dir eigentlich schwer, Beruf- und Privatleben zu trennen? Social Media ist ja 24/7 aktiv.

Auf eine gewisse Art und Weise schon. Man weiss nie, was jetzt genau Arbeit ist und was nicht. Aber es ist viel besser, seit ich mein Kochstudio in Glarus habe. Abends kann ich den Laptop dortlassen und komme gar nicht erst in Versuchung, noch zu arbeiten.

Jetzt müssen wir nochmals übers Kochen sprechen. Wieso wolltest du unbedingt Koch werden?

Als 13-Jähriger habe ich es geliebt, mit einem Freund zu backen und zu kochen für meine Geschwister. Meine Mutter sah das und sagte – wie es wohl jede gemacht hätte: «Mach doch eine Lehre als Koch.» Koch gefiel mir, nicht umwerfend gut, aber ich fand den Beruf okay. Letztlich hatte ich Glück, dass die Liebe und die Leidenschaft zum Essen gewachsen sind. Das Schöne an meinem Beruf ist, dass man Menschen eine Freude machen oder sie beeindrucken kann.

Ich denke immer, Männer und Messer, das kann doch nicht gut gehen …

(Lacht.) Ja, moll, ist gut gegangen. Ich musste bisher nie ins Spital.

Ich denke da aber auch noch an deinen Kollegen Nico Franzoni von Watson, der dein teures Kochmesser hat fallen lassen.

Ja, er ist ganz schlimm, was das angeht. Seit ich nicht mehr in der Gastro arbeite, bin ich entspannter. Aber wenn jemand im Restaurant einfach mein Messer genommen hat, das ging gar nicht. Das ist ein No-Go!

Bald steht Weihnachten vor der Tür. Ist es für dich ein Stress, an diesem Tag in der Küche zu stehen und deine Liebsten zu bekochen?

Eigentlich nicht, aber ich habe es schon lange nicht mehr gemacht. Es hat sich so eingespielt, dass wir an all den Orten, an denen ich Weihnachten feiere, Raclette oder Fondue essen. Wenn ich koche, dann gefühlt einen Monat später, wenn wir mit Freund:innen Weihnachten nachfeiern. Aber dann mache ich eher einen Apéro mit Häppchen.

Stört es dich, dass die Frauen jeweils nur auf dem Sofa sitzen, Cüpli trinken und sich bekochen lassen?

(Lacht.) Nein, ich liebe es, wenn alle ihren Frieden haben und machen, was sie wollen. Ich liebe es in diesen Momenten auch, Gastgeber zu sein, und hasse es, wenn jemand kommt und helfen oder aufräumen will. Manchmal hat meine Frau so Anflüge von einem schlechten Gewissen und will mit mir die Küche aufräumen. Aber das mache ich lieber selbst.

Wieso so selbstlos?

Ich bin doppelt so schnell in allem, es wird genau so, wie ich es will, und niemand steht mir im Weg. Völlig okay, wenn ich alleine koche und aufräume.

Noah Bachofen
Ich liebe es, Gastgeber zu sein, und hasse es, wenn jemand kommt und helfen oder aufräumen will.

Hast du einen Geheimtipp für alle gestressten Papis da draussen, wie sie ein perfektes, leckeres Weihnachtsmenü für die Familie zaubern können?

Mach lieber das, was du kannst. Menschen kommen an Weihnachten immer in Versuchung, etwas Neues auszuprobieren, das festlich ist, aber das sie noch nie gemacht haben. Das ist Unsinn. Mach lieber deine Gerstensuppe oder deine Pasta, die du schon zehn Mal gemacht hast, aber die dafür richtig gut schmeckt.

Wir kommen zum Schluss und damit zu den Standardfragen. Wie achtest du eigentlich auf deine Linie, wenn du so viel kochst?

Tatsächlich treibe ich viel Sport. Mir geht es dabei ehrlicherweise gar nicht um meine Figur, sondern dass ich abends erschöpft bin und schlafen kann. In der Gastro ist man die ganze Zeit in Bewegung. Jetzt einen ganzen Tag am Schreibtisch zu sitzen ist ungewohnt.

Und was ist dein Schönheitsgeheimnis?

(Lacht.) Oh Gott. Es gibt wirklich keins. Ich finde nicht, dass ich ein schöner Mann bin, aber sehr lieb, danke. Ich mag Mode und schöne Kleidung sehr gerne. Ich glaube, da versuche ich so ein bisschen zu kompensieren, dass ich kein Model bin. Aber ich habe wirklich kein Schönheitsgeheimnis.

Danke vielmals für dieses ehrliche Gespräch!