Xhetare Rexhaj ist Kommunikationsprofi und arbeitete bis vor kurzem als Presse- und Informationsoffizierin für das Schweizer Militär im Kosovo. Im Money Talk erzählt sie, warum sie heute offener über Geld spricht und welchen Luxus sie bei ihrem Auslandseinsatz vermisst hat.

Persönlichkeit
KnauserigGrosszügig
Sparer:inInvestor:in
HaushaltsbuchBauchgefühl
CashDigital Payment
SparkontoAktien
FrankenBitcoin
Hintergrund
Alter:31
Ort:Zürich
Beruf:Kommunikationsspezialistin und nebenbei Moderatorin
Einkommen:Genug für ein gutes Leben
Schulden:Keine
Grösster Ausgabeposten:Am meisten für Miete, Versicherungen und Essen
Vermögen:Säule 3a, Sparkonto

Was assoziierst du mit Geld?

Zugang im Allgemeinen. Zum Beispiel, um am sozialen Leben teilhaben zu können, aber auch Zugang zu Bildung. Der war für mich sehr wichtig. Ich habe eine Lehre gemacht und später studiert. Dafür brauchte ich natürlich Geld, das ich mir ansparen musste. Geld bedeutet für mich folglich auch Sicherheit und Unabhängigkeit.

Wofür gibst du gerne Geld aus?

Wohnen ist mir sehr wichtig, dementsprechend habe ich auch eine schöne Wohnung, für die ich gerne etwas mehr Miete bezahle. Ich finde es schön, dass ich in der Position bin, mir tolle Möbel leisten zu können. Oder schöne Taschen, aber ausschliesslich Vintage oder Secondhand. Ich mag Gegenstände mit Geschichte, und der Umwelt kommt es auch zugute. Auch für ein feines Znacht auswärts gebe ich gerne Geld aus, lade aber auch gerne mal Freund:innen zu mir nach Hause zum Essen ein. Da bin ich gerne grosszügig.

Xhetare Rexhaj
Für mich war immer klar: Genug Geld zu haben, bedeutet auch Freiheit und ein gutes Leben. Und das möchte ich. Darauf habe ich hingearbeitet.

Wer hat dein Verhältnis zu Geld geprägt?

Sicher meine Eltern. Sie kamen in den 1990er-Jahren, kurz vor dem Krieg im Kosovo, als die wirtschaftliche und politische Lage schwierig war, in die Schweiz. Mit wenig Geld, aber dafür mit drei Kindern. Und das vierte, ich, kam dann in der Schweiz zur Welt! Wir hatten nicht viel, aber genug zum Leben. Neue Winterkleider gab es jeweils keine, ich trug einfach die von meiner älteren Schwester, aber das machte mir nichts aus. Die Finanzen hat mein Mami geregelt. Das hat mich insofern beeinflusst, dass es mir als Frau immer wichtig war, unabhängig zu sein. Meine Eltern haben mir früh gezeigt, dass man arbeiten muss, nur so kommt man weiter. Sie selbst haben sich nach mehreren Jahren eine Immobilie in der Schweiz kaufen können, weil sie ein Ziel vor Augen hatten und darauf gespart haben. Diese Einstellung hat mein Verhältnis zu Geld und zur Erwerbsarbeit sehr stark geprägt. Für mich war immer klar: Genug Geld zu haben, bedeutet auch Freiheit und ein gutes Leben. Und das möchte ich. Darauf habe ich hingearbeitet.

Was heisst das?

Als Teenager habe ich eine Detailhandelslehre in einem Spielwarenfachgeschäft absolviert und hatte natürlich einen niedrigen Lohn, mit dem ich durchkommen musste. Meine Eltern konnten mich finanziell nicht wirklich unterstützen. Ich merkte relativ schnell, dass ich in dieser Branche irgendwann nicht mehr wirklich weiterkommen werde, was mich persönlich und den Lohn angeht. Bereits während der Ausbildung fing ich deshalb an, zu sparen, damit ich nach der Lehre einen Auslandsaufenthalt machen konnte. Dann habe ich zwei Jahre als Au-pair in den USA gelebt, kam zurück und entschied mit 22, dass ich jetzt wirklich meine berufliche Zukunft planen muss.

Und was waren deine Pläne?

Ich arbeitete zuerst bei der Post am Schalter. Auch von diesem Lohn legte ich immer Geld zur Seite, um mir meine erste Weiterbildung im Bereich Marketing/Kommunikation zu finanzieren. Dieses Berufsfeld hatte mich schon immer interessiert, und ich wusste, dass ich dorthin will. Den Sprung habe ich dann quasi per Zufall geschafft: Wir hatten eine grosse Sihlpost-Eröffnung, und ich war an diesem Tag Troubleshooterin. So ist die damalige Kommunikationschefin von PostNetz, Sarah Thiele, auf mich aufmerksam geworden und hat mir die Chance gegeben, in die Kommunikationsabteilung zu wechseln. Ich bin ihr heute noch für die Unterstützung dankbar. Schön, wenn sich Frauen gegenseitig unterstützen! Ab da ging es auch mit dem Lohn aufwärts (lacht).

Wie viel verdient man bei der Post am Schalter?

Bei mir waren es damals 4900 Franken brutto für Vollzeit, ich war 23. Als ich in die Kommunikation wechselte, betrug mein Startgehalt 76’000 Franken jährlich. Und ich erhielt durch die verschiedenen Funktionswechsel jeweils eine Lohnerhöhung. Ich muss dazu sagen: Diese Zeit war für mich ein grosser Ansporn, was meine beruflichen Weiterbildungen angeht.

Inwiefern?

Nach meinem Wechsel vom Schalter in die Kommunikation habe ich praktisch nur mit Leuten zusammengearbeitet, die einen Masterabschluss hatten. Und ich hatte bloss meine Detailhandelslehre und eine Marketing-Weiterbildung. Da merkte ich: Ich muss ein bisschen Gas geben! Deshalb machte ich eine Weiterbildung als Dipl. Betriebswirtschafterin an der höheren Fachschule in Luzern. Die kostete mit allem Drum und Dran 20’000 Franken, was ich mir leisten konnte, weil ich damals bereits etwa 95’000 Franken jährlich verdiente und immer einen Batzen zur Seite legen konnte – auch wenn das nicht ganz einfach war. Nach dieser Ausbildung hängte ich noch einen CAS-Studiengang dran, und jetzt habe ich mich für einen Master of Advanced Studies eingeschrieben. Dieses System funktioniert gut für mich: Ich investiere immer das Geld, das ich verdiente, in meine nächste Weiterbildung.

Xhetare Rexhaj
Ich weiss, was Verzicht bedeutet, wie man mit wenig Geld auskommt, und habe auch heute noch einen sehr bewussten Umgang damit.

Wie viel hast du denn am Schluss deiner Zeit bei der Post verdient?

Durch all diese Weiterbildungen und meine Berufserfahrung war ich am Ende auf einen sehr guten, fairen und branchenüblichen Lohn angekommen. Und ich dachte mir: «Endlich bin ich finanziell da angekommen, wo ich hingehöre.» Das fand ich aber auch fair, wie gesagt, ich hatte ja auch einiges in meine Bildung investiert.

Du hast also lohntechnisch immer wieder grosse Sprünge gemacht. Hat sich dein Verhältnis zu Geld dadurch in den letzten Jahren verändert?

Ich glaube nicht, ehrlich gesagt. Ich weiss, was Verzicht bedeutet, wie man mit wenig Geld auskommt, und habe auch heute noch einen sehr bewussten Umgang damit. Heute liegt es aber natürlich eher drin, dass ich mir zum Beispiel schöne Möbel oder Kleider kaufe, die etwas kosten dürfen. Oder dass ich zum Beispiel in einen Fonds investiere. Es gibt mir Sicherheit, zu wissen, dass ich ein Polster auf meinem Sparkonto habe. Ich würde eher sagen, dass sich meine Einstellung zum Thema Geld auf einer anderen Ebene verändert hat.

Was meinst du?

Als junge Frau habe ich selten bis nie über Geld gesprochen. Das hat sich mit dem Alter verändert: Es fällt mir heute leichter, für meinen Lohn einzustehen, und ich bin mir des Wertes meiner Arbeit bewusster. Bei mir haben sicherlich die finanzielle Bildung, das Wissen und die Lebenserfahrung dazu geführt, dass ich dieses Selbstbewusstsein entwickeln konnte und heute bewusster mit Geld umgehe. Oder dass ich mich beispielsweise darüber informiere, wie und wo ich am klügsten investieren kann. Daran habe ich auch Freude. Und dass ich in dieser Position bin, hat natürlich damit zu tun, dass ich heute die finanziellen Mittel habe, um überhaupt investieren zu können.

Xhetare Rexhaj
Als junge Frau habe ich selten bis nie über Geld gesprochen. Das hat sich mit dem Alter verändert: Es fällt mir heute leichter, für meinen Lohn einzustehen, und ich bin mir des Wertes meiner Arbeit bewusster.

Sprichst du heute mehr über Geld?

Ja, definitiv. Sowohl mit anderen Frauen als auch mit meinem Partner. Ich finde, es hat diesbezüglich aber auch einen gesellschaftlichen und medialen Wandel gegeben. Man spricht heute viel offener über Geld, den Lohn oder finanzielle Ungerechtigkeiten als noch vor ein paar Jahren. Und ich motiviere die Frauen in meinem Umfeld dazu, sich mit ihren Finanzen auseinanderzusetzen, sich zu informieren und zu bilden. Ich kenne Frauen, die ihre Steuererklärung nicht selbst machen, weil sie nicht wissen, wie das geht. Dabei ist Wissen ein so wichtiger Faktor für die finanzielle Unabhängigkeit der Frauen.

Wie kommt man eigentlich von der Schweizerischen Post zum Schweizer Militär?

Nach meinen acht Jahren bei der Post hatte ich Lust auf eine neue berufliche Herausforderung. Mein Job machte mir zwar grossen Spass, aber ich merkte, dass ich etwas Neues wagen wollte, am liebsten im Ausland. Dann stiess ich auf die Ausschreibung als Presse- und Informationsoffizierin. Meine Schwester arbeitet auch beim Bund, ich wusste also, dass das ein guter Arbeitgeber ist. Und ich fühle mich mit dem Kosovo verbunden, ich habe ja meine Wurzeln dort: Meine Eltern flüchteten vor dem Krieg, und meine Grosseltern habe ich an ihn verloren. Darum reizte mich dieser Job, und ich freute mich sehr, als ich die Möglichkeit bekam.

Wie wurdest du auf diese Zeit vorbereitet?

Zuerst habe ich die allgemeine militärische Grundausbildung für Frauen absolviert, diese dauerte einen Monat. Dann kam die zweimonatige einsatzbezogene Ausbildung hinzu. Eine intensive Ausbildungszeit, die es in sich hatte, mental und körperlich, das war ganz schön happig, und ich kam ab und zu an meine Grenzen. Im Frühling ging ich dann in den Kosovo, und mein Einsatz startete.

Was waren genau deine Aufgaben?

Ich wusste, ich werde den Kosovo leider nicht alleine verändern können (lacht). Aber ich war vor allem für die Kommunikation zuständig. Ich war Kommunikationschefin und Pressesprecherin für die Schweiz vor Ort, habe die Redaktionsleitung der wöchentlichen Truppenzeitschrift übernommen sowie einen Mitarbeiter geführt. Auch die mediale Beratung und Begleitung des nationalen Kontingentskommandanten gehörte zu meinen Aufgaben. Und während der Ausschreitungen Ende Mai dieses Jahr machten wir natürlich eine sehr intensive Zeit durch mit vielen Medienanfragen und Interviews. Aber alles in allem war die Zeit wirklich sehr spannend und lehrreich für mich. Eine wichtige Erfahrung, für mich persönlich sowie beruflich!

Wie viel hast du verdient?

Ich hatte einen branchenüblichen Lohn als Kommunikationsspezialistin für mein Alter. Dann kommen noch Extras obendrauf, Gefahren- und Einsatzzulagen zum Beispiel. Das kommt dann jeweils monatlich noch dazu.

Findest du, dass du fair entlöhnt wurdest?

Ich finde, ich hatte wirklich einen sehr guten Lohn. Man muss aber bedenken, dass ich sechs Tage pro Woche gearbeitet habe und nie nach Hause konnte. Jeglichen Luxus gibst du in dieser Zeit ab, dessen muss man sich bewusst sein.

Welchen Luxus meinst du?

Ich habe während meiner Zeit in einem relativ alten Container-Zimmer gewohnt, das Bad habe ich mir mit anderen Frauen geteilt. Wir hatten das Nötigste zur Verfügung, und es war schliesslich auch genug. Aber: Mal in Ruhe ein Bad nehmen oder einfach ein bisschen Zeit für sich haben, lag nicht drin. Aber das ist ja klar, wenn man einen militärischen Einsatz macht.

Welcher Luxus hat dir sonst noch gefehlt?

Auf eine Art und Weise hat mir  die Flexibilität gefehlt. Das klingt vielleicht blöd, ich wusste ja, worauf ich mich einlasse, und kenne den Kosovo gut. Aber du bist dann Teil eines militärischen Systems. Ich konnte als Zivilistin nicht einfach das Camp verlassen und einen Spaziergang machen. Es sind eben die normalen Dinge. Das habe ich gegen Ende sehr vermisst. Der Einsatz hat mich wieder gelehrt, die Dinge zu schätzen, die wir als selbstverständlich betrachten.

Und wie geht es jetzt beruflich weiter für dich?

Ich nehme mir bewusst etwas Zeit für mich, meinen Freund, meine Familie und Freund:innen. Ein paar spannende Moderationen zu machen wäre toll, dafür habe ich ja jetzt Zeit. Ferien mache ich auch noch. Und dann starte ich nächstes Jahr meinen neuen Job als Mediensprecherin in einem sehr coolen Unternehmen – ich freue mich sehr darauf!