Ja, ich habe einen Coach, und ich habe eine Mentorin. Und davon handelt diese Kolumne. Leider sprechen wir darüber immer noch zu wenig offen. Mit ungeahnten Folgen, denn gerade Frauen sind im Berufsumfeld besonders oft aufreibenden Situationen ausgesetzt. Beispielsweise wenn frau die erste oder einzige weibliche Führungskraft im Unternehmen ist.

Bis ich zu dieser Erkenntnis gelangte, vergoss ich allerdings einige Tränen.

Mit 26 Jahren, frisch aus dem Bachelor-Studium, startete ich meinen ersten Job beim Regionalfernsehen. Als sogenannte Videojournalistin erhielt ich jeden Morgen ein Thema, und egal ob ich eine Ahnung davon hatte oder nicht, musste ich bis am Abend dazu einen Beitrag für den Sender liefern.

Henriette Engbersen
Ja, ich habe einen Coach, und ich habe eine Mentorin. Leider sprechen wir darüber immer noch zu wenig offen.

Meine Angst, zu versagen, war gross. Jeden Morgen wünschte ich mir eine kleine Grippe herbei, damit ich mich krank melden konnte, doch diese kam nicht. Meine Sorgen vertraute ich niemandem an. Ich dachte, dass ich es alleine schaffen muss, und das habe ich letztlich auch. Nicht viel besser erging es mir zwei Jahre später, als ich bei SRF anfing. Der Grund: Ich bin wie so viele Frauen sehr selbstkritisch und ehrgeizig. Es ist eine Gabe, die uns anspornt, noch bessere Ergebnisse zu erzielen. Doch es kann auch eine Blockade sein.

Neun Jahre später trat ich meine Stelle als SRF-Korrespondentin in London an. Dieses Mal war ich gewappnet. Bei einer Arbeitskollegin, die 20 Jahre älter ist, holte ich mir Rat. Und noch bevor sich Grippe-Sehnsüchte entwickeln konnten, hatte ich mich mit anderen Journalist:innen in London vernetzt.

Ich habe auf diese Weise gelernt, Bier zu trinken, denn ohne Bier ergibt sich in London kein Treffen. Doch viel wichtiger: Insbesondere unter den Frauen erlebte ich viel Unterstützung. Nach einer schlechten Live-Schaltung haben wir uns gegenseitig Tipps gegeben oder einfach Frust abgelassen. Fabienne In-Albon, Persönlichkeitsentwicklerin, sagt: «Bereits durch den Austausch mit anderen, durch die Aussen-Perspektive, sehen wir Probleme und Themen klarer.»

Henriette Engbersen
Ich bin wie so viele Frauen sehr selbstkritisch und ehrgeizig. Es ist eine Gabe, die uns anspornt, noch bessere Ergebnisse zu erzielen. Doch es kann auch eine Blockade sein.

Während einer Weiterbildung an der Universität Oxford realisierte ich später, dass Coaching und Mentoring im angelsächsischen Raum viel selbstverständlicher sind als bei uns. Vor allem bei einem Berufswechsel, dem Start einer Führungsposition oder anderen beruflichen Herausforderungen. Ein Coach stelle die richtigen Fragen, um Klarheit und Stärke zu gewinnen, eine Mentorin bringe verstärkt die eigene Berufserfahrung ein, erklärt Fabienne In-Albon. Der Erfolg von Coaching wurde auch in zahlreichen Studien nachgewiesen.

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Bei meinem jetzigen Berufswechsel steht mir wiederum mein Netzwerk zur Seite, und zusätzlich arbeite ich mit einem Coach. Die Herausforderungen bleiben, der Umgang damit ist einfacher geworden. Meine Selbstkritik sehe ich unterdessen als Gabe. Und das wünsche ich mir für euch auch. Deshalb hier meine fünf Tipps dazu:

Tipps

  1. Budgetfreundliche Optionen: Professionelle Unterstützung ist nicht ganz günstig, es startet bei einem Stundenansatz von 150.- CHF und kann beim Management Coaching bis 800.- CHF kosten. Wenn das Budget kleiner ist, suche Dir deshalb Rat in deinem Umfeld, etwa bei einer erfahrenen Berufsfrau. Auch das Netz bietet einiges für Selbststudium: https://www.youtube.com/c/Greator_Gedankentanken/videos oder https://www.youtube.com/channel/UCvWR8PSnMrIy6XTVWO0FzWA/videos
  2. Warte nicht unnötig: Gerade wenn du eine neue Führungsposition antrittst, lohnt sich ein Coaching. Marianne Manini weiss als langjährige HR-Leiterin: «Firmen bieten oftmals erst dann einen Coach an, wenn erste Probleme auftauchen.» Sie sagt, dass es viel besser wäre, von Anfang an einen einzusetzen, denn dann sei man offen dafür.
  3. Es muss zu dir passen: Es gibt unzählige Coaches und Mentorinnen und genauso viele Stile. Überlege dir, was du genau brauchst. Hier einiges zur Inspiration: https://www.mindfuck-coaching.com https://www.emotion.de/coach https://www.thebalancecareers.com/manager-s-guide-to-executive-coaching-2275823
  4. Sharing is Caring: Wenn Du eine erfahrene Berufsfrau bist, biete dein Wissen jüngeren Menschen an, im eigenen Geschäft oder im privaten Umfeld. Es kann für dich selbst inspirierend sein – und, ganz wichtig: Die nächste Generation Frauen soll es einfacher haben.
  5. Externes Coaching: Firmeninterne Angebote wie Mentoring würden wachsen und seien sehr wertvoll, erklärt Marianne Manini. Doch wenn es um persönliche Probleme wie eigene Zweifel geht, lohnt es sich, diese mit externen Coaches zu besprechen, die nicht in Kontakt mit dem Unternehmen stehen.

Weitere Fragen dazu? Stellt sie mir via Linkedin.

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