Sie sind ein wahrer Powermann. Bis im Juni waren Sie CEO von Grand Resort Bad Ragaz, jetzt sitzen Sie weiterhin im Verwaltungsrat. Trotzdem haben Sie Kinder. Wie geht das?
(Lacht.) Ja, es ist natürlich das Schönste der Welt, eine Familie zu haben. Ich habe mir immer Kinder gewünscht, das war nie eine Frage für mich. Meine Kinder sind 10, 12 und 13 Jahre alt.
Finden Sie, Männer sollten überhaupt Kinder und Karriere gleichzeitig haben?
Auf jeden Fall, das muss sich unbedingt vereinbaren lassen.
Wie bringen Sie denn Beruf und Familie unter einen Hut?
Man muss seine Prioritäten klar setzen. Und bevor die Kinder in der Kita waren, haben meine Eltern und die meiner Frau auf die Kinder aufgepasst. Für mich waren in den letzten Jahren sowohl meine Karriere als auch meine Familie sehr wichtig, dafür habe ich anderes zurückgestellt.
Was zum Beispiel?
Es gab sicherlich Freundschaften, die ich in dieser Zeit nicht so aktiv pflegen konnte. Auch für Sportvereine oder Hobbys blieb nicht mehr viel Kapazität übrig. Alles zusammen geht natürlich nicht. Aber ich habe auch nicht so zeitintensive Hobbys wie viele meiner Managerkollegen.
Was machen die so?
Viele von ihnen spielen tatsächlich, ganz Klischee, Golf. Dafür fehlte mir aber die Zeit.
Haben Ihre Kollegen denn keine Familien?
Haha, doch haben sie. Aber die nehmen die Kinder dann mit auf den Golfplatz, wenn sie gross genug sind. Das ist natürlich auch eine Möglichkeit.
Hatten Sie nie Angst, dass Sie mal einen Kindergeburtstag verpassen?
Nein. Alles, was ich miterleben wollte, konnte ich wahrnehmen: Geburtstage, erste Schultage und so weiter. Das sind natürlich die Privilegien einer Spitzenposition, dass man teilweise den Kalender selbst bestimmen kann. Ich arbeite lieber mal am Abend länger oder am Wochenende, dafür verpasse ich keine wichtigen Events meiner Kinder. Aber ich hätte gern noch mehr Zeit mit meinen Kindern verbracht, als sie kleiner waren.
Sie haben Ihren CEO-Posten abgegeben: Waren Sie mit den Aufgaben Familie und Beruf überfordert?
(Lacht.) Das würde ich so jetzt nicht sagen. Es war so, dass meine Frau die Möglichkeit hatte, eine Kaderposition zu übernehmen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass ich ein bisschen zurückstecke, um ihr diesen Karriereschritt zu ermöglichen. Ansonsten wäre es schwierig geworden mit drei Kindern, auch wenn sie schon grösser sind.
Also werden Sie jetzt Hausmann?
Das haben mich tatsächlich viele Kollegen gefragt! Aber nein, das ist nicht mein Plan. Wir teilen uns die Hausarbeit untereinander auf. Ich arbeite 80 Prozent weiter und bin vor allem im Homeoffice.
An der Spitze des Grand Resorts gab es ein paar personelle Wechsel, auch Ihr Nachfolger ist ein Mann. Trauen Sie sich nicht, mit Frauen zusammenzuarbeiten?
(Überlegt.) Also, wir haben ja auch in der Geschäftsleitung Frauen: Annette Fink, die Geschäftsführerin unserer Tamina Therme, und die Director of Human Resources, Astrid Kaiser. Weiter sind die beiden Spitzenpositionen in der Hotellerie, die Director of Rooms und Director of F&B, welche immerhin Chefin von 250 Personen ist, durch Frauen besetzt. Mit allen arbeite ich sehr gerne und gut zusammen.
Klingt nicht schlecht. Wie hoch ist Ihre Frauenquote im Resort allgemein?
Da sind wir bei 60 Prozent. Ich würde sagen, wir sind diesbezüglich eigentlich gut aufgestellt. Aber klar, es ist schon so, dass wir in den obersten Kaderpositionen noch nicht so viele Frauen haben, wie man es sich wünschen würde. Die Kaderpositionen mit Frauen zu besetzen, ist eine Herausforderung, und wir sind auf gutem Wege.
Liegt das an den Frauen, oder suchen Sie einfach nicht gut genug?
(Überlegt lange.) Hmm. Ich denke, Herausforderungen sind die bisherigen Positionen und die beruflichen Referenzen der Frauen. Man sieht aber je länger je mehr Frauen, die die entsprechenden Führungserfahrungen mitbringen und Kaderpositionen übernehmen. Und ich bin überzeugt, dass sich das in den nächsten fünf bis zehn Jahren noch viel mehr in diese Richtung entwickeln wird.
Was machen Sie als Unternehmen für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie?
Wir haben eine Kinderkrippe gegründet, zusammen mit der Gemeinde Bad Ragaz. Daran beteiligen wir uns finanziell, zusammen mit drei anderen regionalen Unternehmen, und unsere Mitarbeitenden erhalten einen Vorzugstarif. Es ist zudem möglich, die Kinder schon früh morgens abzugeben und spät abzuholen. Diese Flexibilität ist wichtig, wenn man beispielsweise in der Hotellerie arbeitet und um 7 Uhr anfangen oder bis spät abends arbeiten muss. Wir bieten Teilzeitstellen wann immer machbar und gewünscht und schauen, dass die Dienstpläne möglichst so gestaltet werden können, dass es für alle aufgeht.
Bezahlen Sie denn auch bei Teilzeitpensen einen Lohn, mit dem man sich noch ein bisschen mehr als die Kita leisten kann?
Das kommt natürlich auf den Job an, den man bei uns ausübt. Klar ist es ein Fakt, dass die Löhne gerade in der Hotellerie noch immer eine Herausforderung sind. Wir bezahlen nach dem Gesamtarbeitsvertrag und darüber hinaus. Unsere Löhne sind also ein bisschen höher als im GAV vorgegeben.
Wie gehen Sie als Mann mit Lohnungleichheit um?
(Überlegt wieder lange.) Das habe ich in meiner Karriere eigentlich nie erlebt. Wenn, dann höchstens Lohnunterschiede, die man aber gut begründen konnte; wenn jemand mehr Erfahrung hatte als ich zum Beispiel. Aber sonst eigentlich nicht.
Letzte Frage: Uns sagen immer wieder Männer ab für diese Interviews. Warum, denken Sie, ist das so?
(Kichert.) Also ich fand das Interview jetzt gar nicht dramatisch. Ich kann es mir nicht erklären!