Wir fragen Männer, was sonst nur Frauen gefragt werden. Wir wollen damit einen Dialog über Stereotypen in Gang setzen, zum Nachdenken und Schmunzeln anregen, aber auch Toxizität entlarven.

Dominik Hartmann führt das Restaurant Magdalena und gilt als Shootingstar unter den Spitzenköchen. Wie der Vater von zwei kleinen Kindern Familie und Beruf unter einen Hut bringt und weshalb seine Locken so schön fallen, erzählt er in den Männerfragen.

Schön, dass es klappt. Bei unserem letzten Termin hast du mich ja versetzt, weil du die Kinder ins Bett gebracht hast.

Ja, das tut mir echt leid. An dem Tag war ich noch mit den beiden unterwegs und irgendwie hat alles länger gedauert, auch das Ins-Bett-bringen. Darum habe ich unser Interview total vergessen.

Kein Problem. Das klingt, als wärst du einer dieser Überväter.

Haha, also als Übervater würde ich mich nicht bezeichnen. Aber meine Familie ist mir schon sehr wichtig. Ich muss zugeben, dass es nicht immer einfach ist, die Balance zwischen Beruf und Familie zu finden und allen Ansprüchen gerecht zu werden.

Dominik Hartmann
Ich bin oft ganz froh, dass ich mich in die Küche zurückziehen kann. Ich arbeite gerne konzentriert und in Ruhe und bleibe im Hintergrund.

In diesem Dilemma stecken viele Männer. Deine Kinder sind ja noch recht klein. Warum musst du unbedingt jetzt Karriere machen? Du hättest doch damit warten können?

Meine Tochter ist gerade zwei geworden, und mein Sohn ist dreieinhalb Jahre alt. Sie sind also wirklich noch klein. Gleichzeitig hat sich die Möglichkeit ergeben, das Restaurant zu übernehmen. Diese Chance wollten wir packen. Aber es ist, wie gesagt, ein Balanceakt und nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu bringen. Ich kann meine Karriere nur vorantreiben, weil meine Frau den Grossteil der Kinderbetreuung übernimmt und wir von ihren Eltern unterstützt werden.

Als Koch bist du oft weg. Macht es dich nicht traurig, dass du zu Hause so viel verpasst?

Doch, doch, diese Gedanken habe ich schon. Ich muss zwar am Morgen erst gegen zehn Uhr aus dem Haus, aber dann bin ich den ganzen Tag weg und komme abends erst nach Hause, wenn die Kinder schlafen. Das finde ich schon schade. Immerhin haben wir im Restaurant auf die Viertagewoche umgestellt. Das gibt mir mehr Zeit für die Familie.

Ganz anderes Thema: Warum versteckt sich ein so schöner Mann wie du eigentlich in der Küche? Mit deinem Gesicht und deinem Körper könntest du doch auch was anderes machen.

(Lacht verlegen.) Also ehrlich gesagt, bin ich oft ganz froh, dass ich mich in die Küche zurückziehen kann. Ich arbeite gerne konzentriert und in Ruhe und bleibe im Hintergrund. Das Reden und Unterhalten überlasse ich lieber anderen.

Wie bescheiden und schüchtern ihr Männer doch immer seid.

Haha, ja, ich würde tatsächlich sagen, dass ich schüchtern bin. Vor allem wenn ich jemanden nicht kenne, bin ich eher zurückhaltend. Alle, die mich aber gut kennen, wissen, dass ich nach einer gewissen Zeit auftaue und auch aufdrehen kann.

Ich sehe schon, du spielst hard to get. Von Gault-Millau wirst du als der Shootingstar bezeichnet. Stört es dich, dass du auf dein Äusseres reduziert wirst?

Manchmal ist es schon etwas seltsam, wenn vor allem über Dinge wie das Outfit oder das Äussere geschrieben wird. Aber das geht ja nicht nur mir so, sondern ganz vielen. Und zum Glück wird ja auch noch über das Essen geschrieben (lacht).

Weshalb bist du eigentlich Koch geworden?

Ich habe schon als Kind oft gekocht, zusammen mit meiner Mutter.

Weil es von euch Jungs erwartet wird, dass ihr im Haushalt mithelft …

(Stutzt kurz.) Nein, ich habe wirklich sehr gerne gekocht. Meine Eltern mussten viel arbeiten. An solchen Tagen habe ich jeweils das Mittagessen für meine Schwestern und mich gekocht. Und wenn wir Gäste hatten, habe ich das Dessert oder gleich ein ganzes Dessertbuffet gemacht. Die Arbeit in der Küche hat mir immer Spass gemacht. Als es dann um die Berufswahl ging, war für mich nach der Schnupperlehre klar, dass ich Koch werden will.

Haben dich der raue Umgangston in den Küchen und die sexistischen Sprüche sehr eingeschüchtert?

Diesbezüglich hatte ich viel Glück. An all den Orten, an denen ich bisher gearbeitet habe, war der Umgang sehr angenehm. Während meiner Ausbildung waren wir ein kleines Team, und alle waren nett zueinander. Im Schloss Schauenstein war die Stimmung im Team super. Alle waren total motiviert. Wir haben miteinander und nicht gegeneinander gearbeitet. Ich weiss aber auch, dass es Küchen gibt, in denen ein anderer Ton herrscht. Dass einem da die Lust an der Arbeit vergeht, kann ich gut verstehen.

Dominik Hartmann
Ich mag das Spezielle und das Schöne. Das zieht sich in meinem Leben durch verschiedene Bereiche. Von der Mode bis zur Küche.

Jetzt bist du selbst der Chef. Führst du dein Team mit Liebe und Gefühl?

Das kann man so sagen. Ich bin schon darauf bedacht, dass es harmonisch ist und im Team gute Stimmung herrscht. Konflikte versuche ich zu vermeiden. Ich bin auch gar nicht so gerne der Chef (lacht verlegen).

Wieso denn das?

(Seufzt.) Ach, ich habe immer ein komisches Gefühl, wenn ich jemandem klar und deutlich meine Meinung sagen oder etwas kritisieren muss. Das gibt einfach schlechte Stimmung, und das mag ich nicht.

Ein zartes Gemüt. Wie kommst du denn mit dem Druck klar, der an der Spitze herrscht?

Mittlerweile ganz gut. Ich habe mir aber auch nie so viel Druck gemacht. Mit unserer Küche haben wir viele erst überrascht und begeistert. Als wir dann die Sterne, die Punkte und die Auszeichnungen bekommen haben, ist der Druck schon gestiegen. Die Erwartungen der Gäste wuchsen. Mittlerweile sind wir aber als Team so gut eingespielt, dass wir uns nicht mehr stressen lassen.

War es für dich als Mann eigentlich schwierig, in diese Gilde der Spitzenköche zu kommen? Da sind ja sonst vor allem Frauen unter sich.

(Stutzt.) Ähm, also es ist sicher hilfreich, wenn man ein paar Kontakte hat. Das hat auch mir geholfen. Wenn man die richtigen Leute kennt und sich gut vernetzt, kommt man in diese Kreise sicher besser rein, egal ob als Mann oder Frau.

Warum kochst du so raffiniert und verspielt?

Ich mag das Spezielle und das Schöne. Das zieht sich in meinem Leben durch verschiedene Bereiche. Von der Mode bis zur Küche. Bei meinen Gerichten ist mir die Ästhetik sehr wichtig. Ich lege Wert darauf, dass sie schön aussehen. Ich will mit meinen Gerichten und meinem Stil auffallen.

Oha, jetzt weicht aber die Bescheidenheit dem Ehrgeiz.

(Lacht.) Ja, ich würde schon sagen, dass ich ehrgeizig bin, wenn es um meinen Beruf geht. Aber ich bin nicht verbissen. Ich habe mir nie ein Ziel bezüglich der Sterne oder der Punkte gesetzt. Aber ich möchte meine Arbeit schon gut machen und mit meinem Team Spass haben.

Welche Köchinnen inspirieren dich?

Meinst du explizit Frauen?

Ja.

Zizi Hattab finde ich sehr inspirierend. Wir haben im Schloss Schauenstein zusammengearbeitet. Sie ist mit voller Leidenschaft und Motivation dabei. Das beeindruckt mich sehr.

Kommen wir noch zum Beauty-Talk: Was ist dein Schönheitsgeheimnis?

(Schmunzelt.) Ich habe nicht so viele Rituale. Ich wasche mir jeden Abend die Haare und setze mir dann einen Haarreif auf, damit die Locken nicht einfach so schlaff runter fallen, sondern damit sie ihr Volumen behalten.

Also den ziehst du über Nacht an?

Ja genau, den lass ich über Nacht drinnen und am Morgen habe ich ein schönes Volumen.

Und zum Abschluss noch ein Tipp für alle Väter: Was kochst du so für deine Kinder?

Pasta steht schon weit oben auf der Liste. Spaghetti mit einer guten Tomatensauce kommen immer gut an. Das ist übrigens auch eines meiner Lieblingsessen. Und Kaiserschmarrn, das ist mein zweiter Favorit.