Hast du selbst ein Haus?
Ja, ich wohne seit 1992 in einem Einfamilienhaus, zusammen mit meiner Frau und früher mit meinem Sohn.
Ich nehme an, das Haus gehört deiner Frau?
(Stutzt kurz.) Nein, das Haus gehört uns beiden. Wir sind beide im Grundbuch eingetragen.
Aber finanziert hat es sicher deine Frau, oder?
Ja ja, klar (lacht). Im Ernst: Meine Frau und ich haben uns gemeinsam für ein Haus entschieden und haben es auch gemeinsam finanziert.
Als es um den Kredit ging, hat deine Frau das Reden auf der Bank übernommen?
(Überlegt einen Moment.) Wir haben zuerst das Land gekauft. Die Finanzierung haben wir gemeinsam besprochen. Ich habe mich danach mit der Bank in Verbindung gesetzt und die Details geklärt. Als es drei Jahre später um den Hausbau ging, haben meine Frau und ich zusammen mit einem Architekten das Projekt geplant. Vielleicht kann man es so sagen: Die finanziellen Themen waren etwas mehr bei mir, und alles, was die Ausstattung des Hauses betraf, wie zum Beispiel die Materialwahl oder Designfragen, waren eher bei meiner Frau.
Eine atypische Verteilung. Wie schwierig war es für dich als Mann, diesen Kredit zu bekommen?
Ich weiss nicht, ob das tatsächlich eine Frage des Geschlechts ist. Wir mussten nach denselben Spielregeln funktionieren wie alle anderen auch. Das heisst, wir mussten wie alle einen gewissen Anteil an Eigenkapital bringen und die Tragbarkeit nachweisen – also aufzeigen, dass wir die Zinslast tragen und den Kredit zurückzahlen können.
Hier scheitern viele Frauen. Aufgrund ihrer tieferen Einkommen wird es schwierig mit der Tragbarkeit. Das Geschlecht spielt also bei der Kreditvergabe schon eine Rolle.
(Nickt verständnisvoll.) Ich sehe, dass die Voraussetzungen häufig unterschiedlich sind. Bei uns war es damals so, dass wir beide 100 Prozent gearbeitet haben. Entsprechend waren unsere Voraussetzungen gut. Allerdings haben wir diese Tragbarkeit wirklich nur hinbekommen, weil wir beide berufstätig waren. Das Einkommen meiner Frau wurde damals mit einer Art Abschlag bewertet, weil die Bank davon ausging, dass wir dereinst eine Familie gründen und ihr Einkommen damit kleiner werden oder sogar ganz entfallen könnte.
Was? Das Einkommen deiner Frau wurde geringer und als unsicherer bewertet als deines?
Teilweise ja. Man hat die beiden Einkommen nicht einfach zusammengezählt, sondern man hat sie addiert und einen gewissen Abzug gemacht. Im Hinblick darauf, dass wir eben eine Familie gründen und dadurch insgesamt weniger verdienen könnten. Ich habe damals nicht gewusst, dass das so gemacht wird, und war überrascht, dass die Bank so vorsichtig bewertet. Gleichzeitig war ich froh, dass wir darauf aufmerksam gemacht wurden, damit man sich nicht in etwas verrennt oder sich finanziell übernimmt.
Sinnvoll vorsorgen? Aber mit Rendite. Das geht. Wir sind überzeugt, dass ein verantwortungsbewusster Einsatz deines Geldes langfristig Wert schafft, ganz nach unserer Vision «Close the Gaps». Wenn du erwerbstätig bist, kannst du dich mit der elleXX 3a zusätzlich finanziell absichern, nachhaltig investieren und damit Steuern sparen.
Was braucht es, dass mehr Männer Eigentum erwerben können?
Für viele ist tatsächlich die Tragbarkeit das grösste Problem. Also der Nachweis, dass sie sich das Wohneigentum und die Hypothek langfristig leisten können. Die 20 Prozent Eigenkapital, die man für einen Kredit bringen muss, können in der Regel viele noch irgendwie zusammensparen. Manche können auch ein Erbe vorbeziehen. Bei der Tragbarkeit wird es schwieriger, weil man ein gewisses Einkommen braucht, um den kalkulatorischen Hypothekarzins tragen zu können. Ob man das so kann oder nicht, ist nicht eine Frage des Geschlechts, sondern der Lebensumstände, des Lohnes und der finanziellen Mittel.
Was sagst du zur Immobilienblase?
(Verwirft die Hände.) Ich mag den Begriff Blase nicht. Ich finde, man redet zu viel von Blase. Wohnen und ein Dach über dem Kopf haben ist ein Grundbedürfnis der Menschen. Und viele Menschen in der Schweiz wünschen sich die eigenen vier Wände. Dieser Antrieb wird immer da sein. Ich glaube darum nicht, dass der Immobilienmarkt total zusammenkracht und die Preise in den Keller rasen werden.
Das dachte ich mir schon. Trotzdem: Haben es die Spekulantinnen nicht zu weit getrieben?
Nicht beim selbstgenutzten Wohneigentum. Hier gibt es kaum Spekulation. Vielmehr ist hier das Angebot knapp, und die Nachfrage wird immer grösser. Jede Liegenschaft, die frei wird, wird aktuell vom Markt richtiggehend aufgesogen.
Anderes Thema. Bist du ein häuslicher Typ?
Ja, ich bin durchaus häuslich. Ich bin gerne unterwegs, aber ich komme auch immer sehr gerne wieder nach Hause.
Wie sieht’s bei dir zu Hause so aus?
(Lächelt zufrieden.) Wohnlich, behaglich, aufgeräumt, komfortabel eingerichtet, so dass wir uns zu Hause wohlfühlen. Dazu gehört auch, dass jetzt, wo die Tage kürzer werden und die Temperaturen sinken, im Schwedenofen abends ein Feuer brennt.
Du kannst anfeuern?
Tatsächlich übernimmt das meistens meine Frau. Sie sagt, dass ich nicht die richtige Technik fürs Anfeuern beherrsche (lacht).
Was gefällt dir so dekomässig?
Deko? Hm (überlegt einen Moment). Wir haben beide sehr gerne Pflanzen. Nicht nur Topfpflanzen, sondern auch Schnittblumen. Wir sind aber beide nicht die, die grosse saisonale Dekos auffahren an Halloween oder Ostern oder so. Wir mögen es eher dezent. Ich bin Jungfrau im Sternzeichen. Die sind mehr so sachlich und pragmatisch und weniger schwülstig und barock.
Klar, dass du dich als Mann für Sternzeichen interessierst.
Interessieren wäre jetzt zu viel gesagt. Aber ich habe schon festgestellt, dass gewisse Eigenschaften, die Sternzeichen zugeschrieben werden, irgendwie zutreffen. Ich mag es zum Beispiel ordentlich. Ich bin kein «Pedant», aber eine gewisse Ordnung sollte schon sein. Das sagt man den Jungfrauen so nach.
Gut zu wissen. So ein Haus ist viel Arbeit. Hilft dir deine Frau dabei, es in Schuss zu halten?
(Schaut leicht irritiert und legt den Kopf schräg.) Meine Frau übernimmt eigentlich alles, was mit dem täglichen Unterhalt zu tun hat. Bei den regelmässigen, handwerklichen Unterhaltsarbeiten holen wir uns Hilfe von Fachpersonen. Wir sind beide nicht so die geborenen Do-it-yourself-Menschen.
Und was ist deine Spezialität bei der Hausarbeit?
(Schweigt und überlegt lange.) Ich betreue den Weinkeller (lacht). Natürlich übernehme ich auch andere Arbeiten: Ich mähe den Rasen, halte die Umgebung im Schuss, putze auch Fenster. Ich bin da nicht wählerisch. Ich übernehme einfach die Arbeiten, die gerade so anfallen.
Dein Amt als Direktor des Hauseigentümerverbandes (HEV) ist sehr politisch und öffentlich. Chapeau, dass du dir das zugetraut hast.
(Blickt die Interviewerin verdutzt an.) Warum sollte ich mir das nicht zutrauen?
Naja, da sind viele Fähigkeiten gefragt, und Männer sind immer so bescheiden …
(Lacht.) Ich bin in dieses Amt reingewachsen. Ich habe beruflich seit rund 40 Jahren mit Wohneigentum zu tun. Mit dem Hauseigentümerverband hatte ich lange Zeit auf regionaler und kantonaler Ebene zu tun. Ich engagiere mich seit 2013 in der kantonalen Politik, und meine letzte Anstellung war bei einem kantonalen Gewerbeverband. So hat es sich ergeben, dass ich die Stelle als Direktor übernehmen konnte.
Du musst politische Mehrheiten schaffen. Aktuell für die Abschaffung des Eigenmietwerts. Lässt du da deinen Charme spielen?
(Lacht laut auf.) Ich bin ja nicht der einzige, der diesen Eigenmietwert abschaffen will. Es gibt einen Vorstand im HEV, es gibt Verbände, Parteien und grosse Teile der Bevölkerung, die diesem Vorhaben positiv zugewandt sind. Am Ende muss man Überzeugungsarbeit leisten und Fakten präsentieren.
Wie oft flirtest du, um ans Ziel zu kommen?
(Reisst die Augen weit auf.) Flirten?! (Lacht laut.) Also der Eigenmietwert ist für mich ein zu trockenes und komplexes Thema, um dabei noch flirten zu können.
Sexismus, Mobbing, Lohnungleichheit am Arbeitsplatz? Absolute No-Gos, dennoch nehmen es viele Frauen hin. Das darf nicht sein. Deshalb ist es höchste Zeit für eine Rechtsschutzversicherung von Frauen für Frauen. Wehr dich.
Blickst du bei all den komplexen Themen durch?
(Schmunzelt.) Die Frage ist immer: Was braucht es, dass man durchblickt beziehungsweise dass andere überzeugt sind, man blicke durch? Natürlich gibt es einfachere und komplexere Themen. Man kann nie alles wissen. Man muss nachfragen oder sich bei anderen schlau machen. Ich bin ein Typ, der gerne fundiert Bescheid weiss, bevor er etwas sagt. Ich setze nicht einfach Behauptungen in die Welt.
Ach, Männer stapeln immer so tief. Das schreit nach Imposter-Syndrom.
Das sagt mir jetzt nichts.
Das ist das Hochstapler-Syndrom. Dabei wird man von Selbstzweifeln geplagt. Man hat Angst, alles nicht zu können und aufzufliegen.
Aha, das Syndrom verstehe ich jetzt zwar, aber die Symptome kenne ich nicht. Trotzdem, ich habe grossen Respekt vor zahlreichen Themen und gehe sie vorsichtig an. Ich bin sicher kein Hochstapler, ich staple tatsächlich lieber eher tief.
Du bist politisch aktiv. Wie hast du Familie, Beruf und Politik unter einen Hut gebracht?
Man muss sich gut organisieren. Und Achtung, jetzt kommt eine Platitüde, die du vermutlich nicht gerne hörst, aber sie stimmt: Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau. Das war bei mir nicht anders. Meine Frau und ich haben alles gemeinsam gemeistert. Mit Schönwetterperioden und hin und wieder gab es auch mal Blitz und Donner.
Hast du dein Arbeitspensum reduziert, als dein Sohn zur Welt kam?
Ja, von 180 auf 150 Prozent (lacht). Nein, ich bin bei meinem 100-Prozent-Pensum geblieben.
Krass. Warum hast du dich denn für ein Kind entschieden, wenn dir die Karriere so wichtig war?
Der Kinderwunsch war ein gemeinsamer Wunsch. Meine Frau hat immer gesagt, sie wolle eine Zeit lang voll für ein Kind da sein. Das war für mich vorteilhaft. Ich hatte das Glück, dass ich flexible Arbeitszeiten hatte. So konnte ich auch mal früher zu Hause sein und dafür arbeiten, wenn alle schliefen. Dieses Modell hat für uns gepasst.
Hast du nie bereut, dass du so viel wegwarst?
Ein schlechtes Gewissen hat man irgendwie immer. Das wird man nie ganz los. Aber wir hatten ein sehr schönes und harmonisches Familienleben. Das ist bis heute so. Unser Sohn kommt gerne und regelmässig nach Hause. Es könnte also nicht besser sein.
Kommen wir noch zum Lieblingsthema der Männer: Beauty. Was ist dein Schönheits-Geheimnis?
(Macht wieder grosse Augen.) Die Kosmetikindustrie hat an mir noch nicht viel Geld verdient. Ich benutze eigentlich kaum Produkte. Mein Beauty-Geheimnis ist, nicht immer alles tierisch ernst zu nehmen und den Humor nicht zu verlieren.
Noch eine letzte Frage: Wann wechselt der Hauseigentümerverband den Namen auf Hauseigentümer:innenverband?
Ich gehe davon aus, dass es noch eine Weile dauert, bis der Name wechselt, sollte er denn überhaupt je wechseln. Wir haben aktuell andere Punkte auf unserer Liste, die dringender sind und die den Wohneigentümerinnen und Wohneigentümern mehr bringen als ein Namenswechsel. Das wäre übrigens in meinen Augen der umfassendere Begriff: Wohneigentümer:innen, weil es ja auch sehr viele Stockwerkeigentümer:innen gibt und nicht nur Hauseigentümer:innen.