«Mami, Papi, bitte gehen wir zu McDonalds!» Wir lebten während drei Monaten in San Francisco, und die Kinder wollten unbedingt einmal einen McDonalds in den USA besuchen. Gleich in unserer Nähe, direkt gegenüber der Polizeistation, parkten wir unser Auto und bestellten Burger. Plötzlich hatte ich ein komisches Gefühl im Bauch. «Irgendetwas ist nicht gut», sagte ich zu meinem Mann. So schnell wir konnten, gingen wir zurück zu unserem Auto: Die Scheiben waren eingeschlagen, unsere Taschen geklaut.

Katia Murmann
Das Bauchgefühl, unsere Intuition, hat in der analytischen Business-Welt einen schweren Stand. Es wird belächelt, als «fühlst mich, spürst mich».

Im Privaten auf mein Bauchgefühl zu hören, ist für mich normal. Aber im Business?

Auch bei der Arbeit sagt mir mein Bauch regelmässig, in welche Richtung es gehen soll. Ich weiss immer wieder: Das wird funktionieren, das nicht. Aber gerade am Anfang meiner Karriere hatte ich nicht immer den Mut, meiner Intuition zu vertrauen – und musste dann, Tage, Wochen oder Monate später, sagen: Warum habe ich mich nicht getraut, auf meinen Bauch zu hören und meine Meinung stärker zu vertreten? Wir hätten – zum Beispiel – viel Geld sparen können.

Das Bauchgefühl, unsere Intuition, hat in der analytischen Business-Welt einen schweren Stand. Es wird belächelt, als «fühlst mich, spürst mich». Ohne Substanz. Zu Recht? Die Frage ist: Wie kommt man zur besten Entscheidung: analytisch oder intuitiv?

Neurowissenschaftler Joseph A. Mikels, Professor an der DePaul University in Chicago, hat eine vielbeachtete Studie zum Thema Intuition versus Analytik geleitet: In vier Experimenten prüften er und sein Team den Nutzen von Intuition bei komplexen Entscheidungen. Das erstaunliche Ergebnis: Bauch schlägt Kopf. 65 Prozent der Teilnehmer:innen in Mikels Experimenten kamen mit ihrer Intuition zum objektiv besten Ergebnis. Bei den Teilnehmer:innen, die bei komplexen Themen rational und analytisch entschieden, kamen nur 26 Prozent zum besten Ergebnis.

Katia Murmann
Je komplexer die Situation, desto mehr Unsicherheiten gibt es. Umso schwieriger ist es, nur rational mit dem Kopf gute Entscheide zu treffen. Im Militär hat man erkannt: Wer intuitiv entscheidet, ist schnell. Das ist im Gefecht von grosser Bedeutung.   

Auch das US-Militär hat den Wert von Intuition längst erkannt. Obwohl das Militär seit jeher auf das analytische Entscheidungsmodell setzt, weiss man mittlerweile: Das analytische Modell hat seine Grenzen. Denn: Je komplexer die Situation, desto mehr Unsicherheiten gibt es. Umso schwieriger ist es, nur rational mit dem Kopf gute Entscheide zu treffen. Im Militär hat man erkannt: Wer intuitiv entscheidet, ist schnell. Das ist im Gefecht von grosser Bedeutung.

Katia Murmann
Noch immer misstrauen wir unserer inneren Stimme. Obwohl wir in 90 Prozent der Fälle schon heute auf Basis von Intuition entscheiden. 

Und auch in der modernen Business-Welt tut sich etwas. In einer Welt, in der Unsicherheiten zunehmen und die Berechenbarkeit abnimmt, wird das Bauchgefühl wichtiger. Wer mich kennt, weiss: Ich nutze, wo möglich, Daten als Grundlage für meine Entscheidungen. Sie helfen uns, informierte Entscheide zu treffen. Aber manchmal, trotz aller Daten, entscheiden wir Menschen uns anders. Weil unser Bauch, unsere Intuition oder wie immer man es nennen will, uns etwas anderes sagt.

Noch immer misstrauen wir unserer inneren Stimme. Obwohl wir in 90 Prozent der Fälle schon heute auf Basis von Intuition entscheiden. Das zeigt der Psychologe Gary Klein in seinem Buch «Die Kraft der Intuition» auf. Klein plädiert dafür, dass Intuition kein abstrakter sechster Sinn ist, sondern eine enorm wichtige Fähigkeit, die gelernt und trainiert werden kann. Zum Beispiel mit diesen drei einfachen Schritten:

  • Trau dich: Oft haben wir dieses Gefühl, eine innere Stimme, die uns sagt, wo es langgeht zum Erfolg. Doch genauso oft schenken wir ihr zu wenig Aufmerksamkeit und lassen uns von der analytischen Argumentation überzeugen. Hier hilft es, uns als Erstes bewusst zu machen: Unsere innere Stimme ist kein Hokuspokus – sondern weist uns den Weg.
  • Argumentiere nicht mit dem Gefühl, sondern mit dem langfristigen Ziel. Du weisst, wo es langgehen soll. Dann vertritt diesen Weg aus voller Überzeugung. Je klarer du bist, desto mehr kannst du auch andere Stakeholder begeistern. Erfolg kommt dann, wenn dich andere als erfolgreich wahrnehmen.
  • Schärfe deine innere Stimme: Triff Entscheidungen auf Basis von Daten und deinem Bauchgefühl zusammen. Reflektiere, ob es gute Entscheidungen waren und was du daraus lernen kannst. Plane dir Zeiten für diese Reflektion im Alltag ein. So wirst du nach und nach mehr Vertrauen in dich gewinnen.

Für mich ist mittlerweile klar: Intuition hat auch im Business einen festen Platz verdient. Gepaart mit Daten ist das die perfekte Kombination.

Denn: Wer auf seinen Bauch hören kann, trifft bessere Entscheide. Übrigens ein USP in Zeiten, wo Menschen und Künstliche Intelligenz miteinander arbeiten.

Wer mehr über das Thema Intuition und Leadership erfahren will: WolfPak bietet am 9.9. einen Leadership Workshop zum Thema Intuition in der Führung mit Alexandra Sorgenicht, Autorin des Buches “Intuition”, an. Zur Anmeldung geht es hier.

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