Persönlichkeit
KnauserigGrosszügig
Sparer:inInvestor:in
HaushaltsbuchBauchgefühl
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SparkontoAktien
FrankenBitcoin
Hintergrund
Alter:32
Ort:Zürich
Beruf:Sängerin, Podcast- und Musik-Produzentin, Businessingenieurin
Einkommen:schwankt
Schulden:keine
Grösster Ausgabeposten:Miete
Vermögen:Säule 3a, ETFs, Fremdwährungen

Welche Gefühle löst Geld bei dir aus?

Geld bedeutet für mich Sicherheit und ist mir wichtig. Ich möchte finanziell so gut aufgestellt sein, dass Geld kein Thema für mich im Alltag ist.  

Gelingt dir das? 

Ja und nein. Ich denke oft an Geld und liebe es, darüber nachzudenken, wie ich mein Vermögen steigern kann. Nicht, weil ich Druck hätte, sondern weil es mir Spass macht. Fun Fact: Ich bin Expertin, das Beste aus einem Einkommen herauszuholen und Spartipps anzuwenden.

Du bist in Brasilien aufgewachsen und hast auch dort studiert. Inwiefern hat dein Aufwachsen deine Beziehung zu Geld geprägt?

Ich komme nicht aus den ärmsten Verhältnissen. Wir waren eine Mittelstandsfamilie. Allerdings nur deshalb, weil meine Eltern beide viel und hart gearbeitet haben. Ich habe meine Eltern selten gesehen. Sie waren oft nur am Wochenende da. Ihnen war wichtig, dass sie mir und meiner Schwester eine gute Ausbildung an einer Privatschule ermöglichen konnten. Unser Leben sollte einmal besser sein als ihres. Diese Entscheidung hatte ihren Preis und hat viel von ihnen verlangt.

Regina Brury
Ich wusste schon früh: Als Erwachsene bin ich finanziell auf mich allein gestellt. Ich wollte darum ein solides Finanzportfolio aufbauen, weil mir finanzielle Sicherheit wichtig ist.

Hat dich das unter Druck gesetzt?

Mir war früh bewusst, dass meine Eltern hart für ihr Geld und für uns arbeiten. Und ich habe das immer sehr geschätzt. Druck habe ich als Kind oder Jugendliche aber nicht verspürt. Seit ich in der Schweiz bin, ist es natürlich etwas anders.

Inwiefern?

Meine Eltern hatten immer nur wenig Geld auf der Seite für Notfälle. Sie hatten kein Sparkonto und haben nie investiert. Ich wusste schon früh: Als Erwachsene bin ich finanziell auf mich allein gestellt. Ich wollte darum ein solides Finanzportfolio aufbauen, weil mir finanzielle Sicherheit wichtig ist. Darum habe ich, sobald ich konnte, angefangen, mein Geld anzulegen.

Was machst du konkret mit deinem Geld? Wie investierst du?

Meine Strategie ist wie folgt: Ich habe verschiedene Einkommensquellen – heute sind das mein Hauptjob, die Podcast-Produktion und Musik. Ungefähr 40 Prozent meines gesamten Einkommens brauche ich, um meine fixen und variablen Kosten zu decken. Weitere 40 Prozent spare und investiere ich. Was übrig bleibt, also etwa 20 Prozent meines Einkommens, ist für mich. Ich nutze es für meinen Alltag und für Urlaube.

Du bist mit 16 Jahren für zwei Jahre nach England gegangen. Wie bist du damals über die Runden gekommen?

Dieser Schritt prägte meine Beziehung zu Geld. Meine Eltern konnten weder meine Reise bezahlen noch mir viel Geld für meinen Aufenthalt geben. Ich spielte ein Jahr lang Musik in Bars, um für meine Reise und das Jahr in England zu sparen. Mein Vater bot mir zudem an, mir den Betrag zu geben, den er für die beiden Jahre Privatschule in Brasilien bezahlt hätte. Das waren etwa 130 Franken im Monat, also insgesamt etwa 3000. Er zahlte dieses Geld in Real, der brasilianischen Währung, auf eine Debitkarte ein. Er sagte mir, dies wäre eine wichtige Lektion Ich hatte den Gesamtbetrag von Anfang an zur Verfügung. «Deine Aufgabe ist es, dass das Geld bis zu deiner Rückkehr ausreicht.»

Wie bist du mit dem Geld umgegangen?

3000 Franken war alles, was ich hatte. Ich konnte mit meinem Student:innenvisum ja nicht arbeiten. Es wäre einfach gewesen, das ganze Geld auszugeben. Aber ich wusste: Ich muss mein Geld sorgfältig einteilen und kluge Entscheidungen treffen. Ich sah darin eine Gelegenheit, zu lernen, wie ich das Maximum rausholen kann. Gleichzeitig habe ich erfahren, wie man mit Wechselkursen Geld verdienen kann.

Regina Brury
Ich wurde mit 18 Jahren eine öffentliche Figur. Ich gab jede Woche von Donnerstag bis Sonntag Konzerte. Das war eine total verrückte Zeit, die ich nie vergessen werde.

Erzähl.

Ich merkte im ersten Monat, dass ich nicht immer gleich viel britische Pfund für meine Real bekomme. Also begann ich, den Wechselkurs täglich zu verfolgen. Bald wechselte ich mein Geld nur noch an jenen Tagen, an denen der Kurs für mich gut war. So konnte ich mir hin und wieder ein Mittagessen in der Schule leisten oder mal ein Getränk am Abend. Am Ende dieser zwei Jahre bin ich mit ungefähr 300 Franken nach Brasilien zurückgekehrt. Ich konnte es gar nicht glauben. 

Und wie erging es dir zurück in Brasilien?

Bevor ich England verliess, nahm ich meinen ersten Song auf: «Come back to me» hiess er. Ich lud ihn auf YouTube hoch. Als ich nach Brasilien zurückkam, wurde ich überraschenderweise von unserem nationalen Teen-Magazin (Capricho) für ein Interview kontaktiert. Einige Wochen später besuchte ich meine Schwester an ihrer Schule. Da waren Gruppen von Teenagern, die mir hinterherliefen. Ich wusste nicht, dass das Magazin meinen Artikel bereits veröffentlicht hatte. Ab diesem Moment änderte sich mein Leben komplett. Ich wurde mit 18 Jahren eine öffentliche Figur. Ich gab jede Woche von Donnerstag bis Sonntag Konzerte, manchmal hatte ich mehrere Auftritte pro Abend. Das war eine total verrückte Zeit, die ich nie vergessen werde. 

Regina Brury
Zeit ist ein zentraler Faktor, und wenn wir darauf achten, wie wir sie verbringen, können wir viel erreichen.

Wie viel hast du damals mit deiner Musik verdient? Und wie war es für dich, als so junger Mensch plötzlich so viel Geld zu haben?

Es ist schwierig eine Zahl zu nennen. Aber ich habe genug verdient, um meine private Universität zu bezahlen, Equipment für mein erstes Musikstudio zu kaufen, meine Familie zu unterstützen, unabhängig zu sein und für meine ersten sechs Monate hier in der Schweiz zu sparen. Es war ein verrückter Wechsel vom vorherigen Leben, in dem ich jeden Cent gespart hatte. Ich muss allerdings sagen, dass es kein leicht verdientes Geld war. Da steckte viel harte Arbeit drin. 

Wie hat das dein Leben verändert?

Irgendwann konnte ich kein Restaurant mehr besuchen, ohne erkannt zu werden oder ein Lied spielen zu müssen. An der Uni, an der ich mittlerweile gestartet hatte, machten sie oft versteckte Fotos von mir. Mit Freund:innen oder Familie an einem zufälligen Ort zu entspannen, war nicht mehr möglich. Wir hatten trotzdem immer Spass. In dieser Zeit habe ich alles gelernt, was ich über das Musikgeschäft weiss. Das möchte ich auch hier in Europa erreichen.

Warum hast du deine Musikkarriere in Brasilien aufgegeben und bist in die Schweiz gekommen?

Es gab mehrere Gründe. Meine Patentante lebt seit über 20 Jahren in der Schweiz. Immer wenn ich sie besuchte, war ich fasziniert von dem Land. Ich träumte davon, eines Tages hier zu leben. Ich hatte zwar eine erfolgreiche Karriere in Brasilien, aber ich wollte etwas Neues nach Europa bringen. Ein schlimmes Ereignis war am Ende der Auslöser für  meine Entscheidung. 

Regina Brury
Als Musikerin muss man zu 100 Prozent unternehmerisch denken. Das machen auch erfolgreiche Künstlerinnen wie Taylor Swift. Sie sind nicht nur Musikerinnen, sondern auch Businessfrauen.

Was ist passiert?

Mir wurde mein Auto gestohlen, und zwar unter Vorhalten einer Waffe und mit der Drohung, meine Oma zu entführen. Ich gab mein Auto im Austausch für unsere Sicherheit. Ich fühlte mich hilflos und wusste: Egal, wie viel Erfolg ich in Brasilien aufbaue, um meine Sicherheit und die meiner Familie muss ich immer besorgt sein. In der Schweiz sind solche Dinge im Alltag kein Thema. 

Hier sieht dein Leben etwas anders aus. Du hast aktuell mehrere Standbeine. Magst du davon erzählen?

Klar, ich verdiene an drei Orten mein Geld: Als Angestellte bin ich in einem 100-Prozent-Pensum als Business Engineer und Strategische Beraterin der CEO tätig. Ich kümmere mich um Transformationsprojekte. Eine weitere Einkommensquelle ist die Musik: Ich bin Sängerin in der Band «ask Robin» und Songwriterin. Mit meiner Musik verdiene ich durch Copyright und Konzerteinnahmen. Letztes Jahr habe ich zudem meine Podcast- und Jingle-Produktionsfirma «Alves da Silva Productions» gegründet.

Das sind viele verschiedene Dinge. Wie bringst du das alles aneinander vorbei? 

Es ist alles eine Frage des Zeitmanagements. Mein Vollzeitjob nimmt die meisten Stunden in Anspruch, das ist klar. Für die anderen Projekte lautet mein Rezept: Statt Inhalte zu konsumieren, beispielsweise auf Social Media, erstelle ich sie. Zeit ist ein zentraler Faktor, und wenn wir darauf achten, wie wir sie verbringen, können wir viel erreichen. Das Beste ist: Meine Hobbys machen nicht nur Spass, ich kann auch Geld damit verdienen.

Würdest du gerne von einem dieser Hobbys leben können? 

Nicht von einem, sondern von allen. Der Schwerpunkt liegt eindeutig auf meiner Musik, und ich weiss, dass ich das schaffen kann.

Wie viel verdienst du aktuell mit deiner Musik?

Inzwischen verdienen wir ganz gut. Mit unserer Band «ask Robin» haben wir aber bei null angefangen. Aber da ich bereits eine erfolgreiche Musikkarriere in Brasilien hatte, weiss ich, was nötig ist, um zu wachsen. Ausserdem haben meine Bandkollegen und das Team den notwendigen «Drive». Bei unseren ersten Konzerten bekamen wir 200 Franken Gage. Nachdem wir eigene Songs produziert und in professionelle Showkonzepte investiert haben, ist unser Umsatz um das x-Fache gestiegen. 

Muss man als Künstlerin auch Unternehmerin sein?

Das ist eine  wichtige Frage. Ich bin der Meinung, als Musikerin muss man zu 100 Prozent unternehmerisch denken. Das machen auch erfolgreiche Künstlerinnen wie Taylor Swift oder die brasilianische Sängerin Anitta. Sie sind nicht nur Musikerinnen, sondern auch Businessfrauen. Da ich aus der Wirtschaft komme, denke auch ich bei der Musik unternehmerisch.

Regina Brury
Konzerte sind sehr aufwendig. Für einen ein- bis zweistündigen Auftritt braucht man mindestens einen halben Tag Aufwand: Anreisen, Aufstellen, Soundcheck, Auftritt, Abbau. Vielen ist das nicht bewusst.

Wie schwierig ist es, in der Schweiz von Musik zu leben?

Mit dem heutigen Konzept ist es eine Herausforderung. Ich habe mit vielen Künstler:innen gesprochen, auch mit bekannten, und sie alle haben mir gesagt, dass es schwierig ist, allein von Musik zu leben. Das finde ich verrückt, und gleichzeitig sehe ich darin eine grosse Gelegenheit, innovativ zu sein. In Brasilien lernen wir, mit wenigen Möglichkeiten Grosses zu schaffen. Die Schweiz ist voller Möglichkeiten – stell dir vor, was man hier erreichen kann!

Ist es in Brasilien einfacher mit Musik Geld zu verdienen?

Ja, irgendwie schon. In Brasilien kann man mit Musik gutes Geld verdienen, weil das Musikbusiness gross ist. Das potenzielle Publikum sind 300 Millionen Leute. Das sind andere Dimensionen als in der Schweiz. 

Und wie ist es für Frauen in der Musikszene?

In Brasilien hat sich da in den letzten Jahren viel verändert. Es gibt mehr und mehr Frauen, die an die Spitze kommen und viel Geld verdienen. In der Schweiz hat es da schon noch etwas Potenzial. Die meisten der grossen Musiker:innen sind Männer. Frauen sollten in der Schweiz dasselbe verdienen wie Männer. Das muss endlich Realität werden, nicht nur in der Musikszene, sondern allgemein.

Wie viel Geld investierst du in deine Musik?

Ein paar tausend Franken im Jahr, und das ist sehr wenig. Wie in den meisten Unternehmen investieren wir zuerst, der Gewinn kommt erst danach.

Regina Brury
Mein Wunsch für meine finanzielle Zukunft ist keine bestimmte Zahl. Ich habe eine klare Skalierungsstrategie, daran arbeite ich, um alle meine künftigen Träume und Ziele zu verwirklichen.

Und Zeit?

Mindestens einen Tag pro Woche. Wenn ich Social Media für «ask Robin» noch dazu nehme, dann ist es mehr. Und wenn ich die Konzerte auch noch dazu rechne, dann sind es im Schnitt fast zwei Tage pro Woche. Konzerte sind sehr aufwendig. Für einen ein- bis zweistündigen Auftritt hat man mindestens einen halben Tag Aufwand: Anreisen, Aufstellen, Soundcheck, Auftritt, Abbau. Vielen ist das nicht bewusst.

Sehen die Konsument:innen den Wert von Musik?

Leider nicht immer. Die Zahlungsbereitschaft für Musik ist relativ gering. Sowohl für Streaming als auch für Konzerte. Das kann ich verstehen. Gleichzeitig versuche ich, eine positive Botschaft für die Unterstützung aufstrebender und lokaler Künstler zu verbreiten. Je mehr Bewusstsein wir schaffen, desto mehr wird unsere Community schätzen, was wir tun.

Was wünschst du dir für deine finanzielle Zukunft?

Wenn ich zurückblicke, war der Umzug in die Schweiz mein erster grosser finanzieller Schritt. In meinem ersten Job hier hatte ich nur eine Einkommensquelle und verdiente das Minimum von 4000 Franken monatlich. Jetzt, nach sechs Jahren, habe ich mehrere Einkommensquellen, und jedes meiner Einkommen hat sich um das Vielfache gesteigert – als Frau, Ausländerin und jung. Mein Wunsch für meine finanzielle Zukunft ist keine bestimmte Zahl, die ich erreichen möchte. Ich habe eine klare Skalierungsstrategie, und genau daran arbeite ich, um alle meine zukünftigen Träume und Ziele zu verwirklichen.