Persönlichkeit
KnauserigGrosszügig
Sparer:inInvestor:in
HaushaltsbuchBauchgefühl
CashDigital Payment
SparkontoAktien
FrankenBitcoin
Hintergrund
Alter:40
Kinder:2
Ort:Bern
Beruf:stv. Chefredaktorin annabelle, ab April Chefredaktorin
Einkommen:
Schulden:keine
Grösster Ausgabeposten:Kita und Miete
Vermögen:Sparkonto, Säule 3a

Welche Beziehung hast du zu Geld?

Ich bin grundsätzlich privilegiert: Ich habe einen guten Job, einen guten Lohn und kann es mir leisten, nicht regelmässig meinen Kontostand überprüfen zu müssen. Was ich auch tatsächlich nicht mache. Gleichzeitig gehe ich mit Geld verantwortungsbewusst um, in den vergangenen Jahren noch mehr als früher.

Weil du Kinder hast?

Das Leben mit einer Familie hat meine Beziehung zu Geld schon verändert. Früher hatte ich einen unbeschwerten und eher sorglosen Umgang damit. Auch in Zeiten, in denen ich nicht so gut verdient habe wie heute, war ich recht entspannt. Weil mein Einkommen für mich ausgereicht hat und ich, wenn es knapp war, einfach mal einen Monat lang etwas weniger ausgeben konnte. Mit den Kindern hat sich das verändert. Und zwar in erster Linie, weil durch die Familie die Fixkosten gestiegen sind und ich gleichzeitig weiss, dass mein Mann und ich diese Kosten einfach decken müssen. Da gibt es keinen Spielraum. Ich mache mir zwar keine Sorgen ums Geld, aber ich nehme das Thema ernster, und es nimmt in meinem Leben mehr Platz ein als früher.

Barbara Loop
Ein Franken ist nicht für jeden und jede gleich viel. Dieser Wert hängt immer davon ab, wie man persönlich aufgestellt ist.

Wie hat sich eure Paarbeziehung verändert in Bezug aufs Geld?

Wir reden mehr darüber, nicht wahnsinnig viel, aber schon mehr als früher. Vieles ist auch verbindlicher geworden. Früher bin ich bei Gesprächen rund ums Thema Geld in der Beziehung auch mal ausgewichen. Heute geht das nicht mehr. Wir müssen ganz explizit und offen über das Thema reden.

Mit wem sprichst du sonst noch über Geld?

Abgesehen von meinem Mann eigentlich nicht wirklich mit vielen Leuten, ich mache es auch nicht so gerne. Ich finde, dass es schwierig ist, Vergleiche zu ziehen, obwohl Geld ja eine messbare Grösse ist und man sagen könnte: Ein Franken ist ein Franken.

Wie meinst du das?

Ein Franken ist nicht für jeden und jede gleich viel. Dieser Wert hängt immer davon ab, wie man persönlich aufgestellt ist: Sorgt man für sich alleine? Muss man eine Familie durchbringen? Hat man eine:n Partner:in, der oder die finanziell etwas beisteuert? Hat man eine wohlhabende Familie im Rücken, von der man mal Geld erben wird oder die einen unterstützen kann? All das beeinflusst die eigene Situation, die Beziehung und den Umgang mit Geld. Das vergisst man oft. Wir reden über Löhne, Kosten oder Konsum, aber der persönliche Hintergrund ist genauso wichtig.

Was wurde dir über Geld beigebracht? Gibt es einen Grundsatz, den du noch heute verfolgst?

Wir haben zu Hause selten über Geld geredet, es war kein grosses Thema. Ich bin eher bescheiden aufgewachsen. Wir hatten genug, aber ich werde kein Haus und keine Millionen erben. Meine Eltern sind mit wenig Geld gestartet und leben noch heute sparsam. Sie haben uns Kindern beigebracht, dass es wichtig ist, Geld zur Seite zu legen und regelmässig aufs Sparkonto einzuzahlen. Das hat mich sicher geprägt. Auch wenn ich heute gerne Geld ausgebe und mir auch mal was Unnötiges leiste, ist es mir wichtig, sparen zu können. Ich versuche, jeden Monat einen gewissen Betrag auf mein Sparkonto einzuzahlen. Nicht für etwas Bestimmtes, sondern einfach für mein Sicherheitsgefühl und für Unvorhergesehenes.

Investierst du auch?

Nein. Ich habe mein Sparkonto und eine dritte Säule. Mehr mache ich nicht. Da bin ich vermutlich wie viele andere Frauen. Einerseits habe ich das Gefühl, mich zu wenig mit dem Thema auszukennen. Andererseits denke ich, dass ich viel mehr Geld bräuchte, um es anlegen zu können. So einen richtig grossen Betrag halt. Beides stimmt vermutlich nicht (lacht).

Da bist du tatsächlich in guter Gesellschaft. Gemäss Studien sind nur 20 bis 26 Prozent der Frauen Anlegerinnen. Und ja, es lohnt sich auch schon, ganz kleine Beträge zu investieren. Alles ist besser als das Sparkonto, vor allem im Moment.

Das kann ich mir vorstellen. Es geht aber auch darum, dass man sich mit dem Thema Geld so richtig befassen müsste, wenn man investiert. Und das möchte ich irgendwie auch nicht. Ich weiss gar nicht genau, warum.

Was bringst du deinen beiden Töchtern über Geld bei?

Ich möchte, dass sie Dingen einen Wert geben und sie schätzen. Nehmen wir beispielsweise das Kleiderkaufen: Ich versuche, bewusst zu konsumieren und nicht impulsiv zu kaufen. Ich kaufe ihnen durchaus mal eine Leggins von Stella McCartney, weil wir sie alle schön finden. Gleichzeitig ist es mir wichtig, dass auch Dinge, die nicht teuer sind, denselben Stellenwert bekommen wie ein teures Stück. Das versuche ich meinen Kindern zu vermitteln. Ich will ihnen zeigen, dass sie sich auch über das freakige T-Shirt aus dem Brockenhaus freuen können. Sie sollen den Wert von Dingen nicht allein am Geld festmachen.

Du bist ab April Chefredaktorin der annabelle. Wie blickst du dieser Aufgabe entgegen?

Ich freue mich sehr darauf. Vieles kenne ich ja bereits aus meiner Tätigkeit als stellvertretende Chefredaktorin. Ich habe Lust, diese Verantwortung zu übernehmen, und freue mich auf die Gestaltungsmöglichkeiten und die Gelegenheit, etwas zu bewegen und zusammen mit dem Team etwas zu schaffen. Der Erfolg von annabelle ist jetzt meine Verantwortung. Und ich hoffe natürlich sehr, dass die Dinge, an die ich glaube und die ich vorantreiben möchte, von Erfolg gekrönt sein werden.

Barbara Loop
Ich will meinen Kindern zeigen, dass sie sich auch über das freakige T-Shirt aus dem Brockenhaus freuen können. Sie sollen den Wert von Dingen nicht allein am Geld festmachen.

Welche Dinge sind das denn?

Sicher unsere journalistischen Standards. Wir schreiben Geschichten, die zu reden geben, und  produzieren Modestrecken, die einzigartig sind. Ich glaube fest daran, dass man mit Qualität und einem so starken Titel, wie annabelle es ist, noch heute Leser:innen gewinnen kann. Wir haben auch online noch Potenzial, um zu wachsen, und begegnen unseren Leser:innen zunehmend auch live, an Events wie dem «House of Beauty» oder Podien. Es gibt nicht mehr viele Orte, die für so unterschiedliche Frauen – und auch Männer – eine bewährte Plattform für Diskussionen und relevante Inhalte bieten.

Aber sind die Leute tatsächlich noch bereit, für solche Inhalte zu zahlen? Oder anders gefragt: Welchen Wert hat deiner Meinung nach Journalismus noch?

Ich glaube durchaus, dass Journalismus nach wie vor einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft hat und die Leute bereit sind, für gute Inhalte zu zahlen. Viele haben auch das Bedürfnis, Teil von etwas zu sein, Teil einer Bewegung oder einer Community. Auch so kann man sie abholen. Wir müssen aber auch hin und wieder das Bewusstsein der Leser:innen schärfen, dass Inhalte etwas kosten. Das versuchen ja alle Medien irgendwie. Manchmal könnten wir da wohl noch etwas offensiver sein.

Hast du konkrete Vorschläge?

Es kann schon viel helfen, wenn es uns gelingt, unseren Leser:innen zu sagen, wie wichtig ihr Commitment für uns und unsere Arbeit ist. Dass wir ohne sie unsere Arbeit nicht machen können. Wenn den Leuten bewusst wird, dass diese Inhalte ohne Geld nicht umgesetzt werden können, dann sind viele bereit, dafür zu zahlen. Davon bin ich überzeugt. Natürlich, sofern sie es sich leisten können.

Barbara Loop
Ich habe nicht oder nicht mehr ein so verkrampftes Verhältnis zum Thema Luxus.

Fehlt den Leuten denn heute eher das Geld oder die Zeit für Medien?

Eine gute Frage. Die Zeit spielt sicher eine wichtige Rolle. Die beiden Faktoren hängen ja auch zusammen. Ich glaube aber durchaus, dass es ein Publikum gibt, das bereit ist, für gute Inhalte Zeit wie auch Geld zu investieren. Unsere Leser:innen verbringen durchschnittlich über eine Stunde mit der Lektüre eines Heftes. Das ist viel Zeit, die sie gut nutzen wollen. Und für die sie auch bereit sind, etwas Geld auszugeben. Wenn sie aber unterwegs sind und wenig Zeit haben, dann lesen sie eher online.

Wie viel Geld gibst du selbst für Medien aus?

Das ist schwierig zu sagen. Viele Zeitungen und Magazine konsumiere ich bei der Arbeit. Aber ich würde schätzen, dass ich privat nochmal rund 100 Franken pro Monat für Medien ausgebe.

Luxus ist bei euch im Magazin ein wichtiges Thema. Wie stehst du dazu?

Ich mag Luxus. Ich schaue mir luxuriöse Dinge gerne an, lese gerne darüber, und ich mag schöne Dinge. Ich habe nicht oder nicht mehr ein so verkrampftes Verhältnis zum Thema Luxus. Ich habe für mich einen guten Weg gefunden, einen gewissen Luxus in Massen zu geniessen.

Welchen Luxus leistest du dir denn?

Ich liebe Massagen, sie sind eine schöne Auszeit, eine Form von Me-Time. Und ja, ich mag schöne Kleider. Ich kaufe mir nicht ständig etwas Neues, ich kaufe oft secondhand, gebe aber für einzelne Stücke auch mal viel Geld aus. Als Familie gehen wir hin und wieder gern gemeinsam essen. Ansonsten leisten wir uns nicht viele grosse Dinge. Wir investieren eher in unseren Alltag und geniessen es sehr, dass wir ein so gutes und schönes Leben haben.

Ganz anderes Thema: Wie hart hast du den Lohn für deine neue Position verhandelt?

Ich habe den Lohn weniger hart verhandelt als andere Dinge, wie beispielsweise die Ausstattung, gewisse Bedingungen, die für alle gelten sollen. Ich habe insgesamt nicht besonders hart verhandelt, aber schon sehr bewusst und klar.

Liegt dir das, um Geld und Bedingungen zu feilschen?

Ich habe in meinem Leben noch nicht so oft verhandelt. Entsprechend habe ich auch nicht sehr viel Übung darin. Es macht mir aber nicht sonderlich zu schaffen, und ich bin sicher, dass das reine Übungssache ist.

Bald sitzt du auf der anderen Seite bei den Verhandlungen. Wie bereitest du dich darauf vor, beispielsweise wenn es um die Löhne geht?

Das ist sehr interessant. Ich sehe vielmehr das grosse Ganze. Natürlich kann ich Forderungen nach mehr Lohn nachvollziehen und würde eine Lohnerhöhung auch jedem und jeder gönnen und vielen gerne geben. Gleichzeitig weiss ich aber jetzt, wo das Geld fehlt. Es geht also vor allem darum, das Geld möglichst gerecht und sinnvoll zu verteilen. Das ist schon eine andere Perspektive.

Zum Abschluss noch ein Blick in die Ferne: Was wünschst du dir für deine finanzielle Zukunft?

Ich wünsche mir, dass ich meine finanzielle Unabhängigkeit, wie ich sie jetzt habe, behalten und ausbauen kann. Ich wäre gerne finanziell frei. Sodass ich beispielsweise in zehn Jahren oder so die Möglichkeit habe, auch mal für eine Zeit nicht zu arbeiten oder was ganz anderes zu machen – ohne ökonomischen Druck. Bestimmt würde ich trotzdem arbeiten, aber einzig und allein nur, weil ich es will. Das wäre die absolute Freiheit.