Séverine Telley ist Brand Designerin und Yogatherapeutin. Im Money Talk spricht sie über Gesundheitsprävention und Selbstoptimierung und erzählt, wie viel sie selbst für ihre Gesundheit ausgibt.

Persönlichkeit
KnauserigGrosszügig
Sparer:inInvestor:in
HaushaltsbuchBauchgefühl
CashDigital Payment
SparkontoAktien
FrankenBitcoin
Hintergrund
Alter:38
Ort:Zürich
Beruf:Yogatherapeutin und Brand Designerin
Einkommen:im fünfstelligen Bereich
Schulden:keine
Grösster Ausgabeposten:Miete, Essen, Krankenkasse
Vermögen:Säule 3a und ein Sparkonto

Du hast beruflich zwei Standbeine. Wie sehen die aus?

Ich bin Grafikdesignerin und arbeite 60 Prozent im Bereich Branding und Kommunikation. Damit verdiene ich mein Geld. Ich mache diese Arbeit gerne, und doch habe ich vor einer Weile gemerkt, dass mir das alleine zu einseitig ist. Auch in Bezug auf meine Gesundheit: Man sitzt den ganzen Tag, und der Druck ist meistens hoch. Ich wollte einen Ausgleich dazu.

Séverine Telley
Ich finde, es braucht ein Umdenken und mehr Geld für die Gesundheitsprävention.

Womit wir bei deinem zweiten Standbein wären.

Genau, mein zweites Standbein ist das Yoga. Ich bin selbstständige Yogalehrerin unter dem Namen Divya Yoga und unterrichte wöchentlich Klassen in Zürich in der Binz. Zudem bin ich seit zwei Jahren als ausgebildete Yogatherapeutin tätig. Seit September bin ich krankenkassenanerkannt. Als Yogatherapeutin arbeite ich eins zu eins mit meinen Klient:innen und nutze die medizinischen Aspekte des Yoga als Hilfsmittel, um mit ihnen an Lösungen für ihre Gesundheitsprobleme zu arbeiten.

Mit welchen Bedürfnissen kommt man zu dir?

Es gibt zwei Gruppen: einerseits Menschen mit körperlichen Beschwerden wie Rückenschmerzen, Migräne, Verdauungsproblemen oder Schlafstörungen. In diesen Fällen ist die Yogatherapie oft eine Begleitung beispielsweise neben einer Physiotherapie oder einer ärztlichen Behandlung. Die andere Gruppe kommt eher aufgrund psychischer Probleme wie Krisen, Traumata oder Stress.

Wie viel kostet die Yogatherapie?

Eine Stunde kostet 150 Franken. In der Regel braucht es ungefähr sechs Stunden bei mir, und regelmässiges Anwenden des Gelernten daheim, bis wir zum Ergebnis kommen. Insgesamt belaufen sich die Kosten für eine Therapie also auf rund 900 Franken. Ich bin krankenkassenanerkannt, trotzdem müssen viele meiner Klient:innen selbst für die Kosten aufkommen. Das finde ich nicht fair.

Warum das?

Die Krankenkassen können selbst entscheiden, welche komplementären Behandlungsformen sie in ihren Zusatzversicherungen finanziell unterstützen wollen und welche nicht. Es gibt einige grosse Kassen, die Yogatherapie ausschliessen, obwohl ich alle nötigen Zertifikate habe. Das finde ich frustrierend.

Hast du viele Absagen aufgrund der Kosten?

Es kommt immer wieder vor, dass Leute absagen, weil sie merken, dass ihre Krankenkasse die Kosten nicht deckt und sie sich die Therapie nicht leisten können. Was mich daran stört, ist, dass die Yogatherapie dadurch elitär wird. Obwohl sie doch genau das nicht sein soll und auch nicht sein müsste. Für die Yogatherapie braucht man nichts ausser vielleicht eine Yogamatte. Keine Medikamente, keine grossen Investitionen, sie hat keine Nebenwirkungen. Mein Wunsch wäre, dass sie für alle zugänglich ist.

Séverine Telley
Ich glaube, wir alle versuchen uns in einem gewissen Mass zu optimieren. Das ist auch total ok. Schwierig wird es, wenn es nicht mehr nur guttut, sondern der Stress dabei überhandnimmt.

Was wäre aus deiner Sicht die Lösung?

Ich finde, es braucht ein Umdenken und mehr Geld für die Gesundheitsprävention. Jeder Mensch braucht etwas anderes. Der eine Yoga, der andere Karate und der dritte einen Waldspaziergang. Wenn man hier investiert, kann das auch eine Möglichkeit sein, um den steigenden Gesundheitskosten entgegenzuwirken.

Wie viel sind die Leute selbst bereit, in ihre Gesundheit zu investieren?

Gesundheit wird immer wichtiger. Das Bewusstsein und der Wert der Gesundheit steigt. Gleichzeitig ist die finanzielle Lage bei vielen angespannt, wodurch die Mittel schrumpfen. Das führt meiner Erfahrung nach dazu, dass klare Prioritäten gesetzt werden. Man fragt sich: Was ist mir wichtig? Wofür möchte ich mein Geld ausgeben?

Wie viel gibst du für deine Gesundheit aus?

Viel. Ich gehe einmal im Monat in die Massage und regelmässig ins Yoga. Ausserdem absolviere ich mindestens eine Weiterbildung pro Jahr. Insgesamt kostet mich das alles rund 5000 Franken im Jahr. Hinzu kommen noch Ausgaben für gesunde, hochwertige Nahrungsmittel.

Séverine Telley
Ich sehe Geld heute als eine Art Energie: Wenn man es investiert, bekommt man im besten Fall wieder etwas zurück.

Verzichtest du dafür auf etwas anderes?

Ich habe meinen Konsum schon eingeschränkt. Ich kaufe mir wenige Kleider und mache keine grossen, teuren Fernreisen. Das hat einerseits finanzielle Gründe. Ich tue das aber auch, um nachhaltiger zu leben.

Bei der Gesundheitsprävention sind wir auch schnell bei der Selbstoptimierung. Wo siehst du die Grenze zwischen Selbstfürsorge und Selbstoptimierung?

Das ist eine spannende Frage. Ich glaube, die Grenze ist fliessend und individuell. Grundsätzlich würde ich sagen, Selbstoptimierung fängt an, wenn alles, was man macht, auf eine hohe Performance oder eine gewisse Perfektion abzielt und das wiederum Stress auslöst. Ich glaube, wir alle versuchen uns in einem gewissen Mass zu optimieren. Auch Yoga ist Selbstoptimierung, denn man wird leistungsfähiger und fokussierter durch die Trainings. Das ist auch total ok. Schwierig wird es einfach dann, wenn es nicht mehr nur guttut, sondern der Stress dabei überhandnimmt.

Wie viel verdienst du mit dem Yoga inklusive Yogatherapie?

Der Umsatz beträgt rund 20'000 bis 30'000 Franken. Dem stehen aber natürlich Kosten gegenüber, für die Raummiete, die Versicherungen, die Spesen, meine Weiterbildungen, mein Yogatraining. Am Ende bleibt darum nicht mehr viel übrig. Das ist vorläufig auch ok. Ich möchte einfach, dass meine Kosten gedeckt sind und ich noch etwas auf die Seite legen kann.

Wie ist deine Beziehung zu Geld?

Ich habe in den vergangenen Jahren meine Beziehung zu Geld entwickelt. Ich sehe Geld heute als eine Art Energie: Wenn man es investiert, bekommt man im besten Fall wieder etwas zurück. Ich sehe Geld heute durchaus als etwas Positives.

War das mal anders?

Ja, Geld hat mich auch schon belastet beziehungsweise die Tatsache, dass ich eben kein Geld hatte. Davon wollte ich mich befreien, weshalb ich für mich beschloss, dass ich immer genug Geld haben werde. Ich weiss noch genau, wann das war und wie ich mir das vorgenommen habe. Das war während des Studiums. Ich habe mir da einfach eines Tages gesagt: Von jetzt an werde ich immer so viel Geld haben, dass es zum Leben ganz gut reicht. Darauf vertraue ich.

Und hat es funktioniert?

Ja, hat es. Es ist aber nicht so, dass mir von da an das Geld einfach irgendwie zufloss oder so. Aber ich konnte das Thema positiver besetzen. Ich musste meinen Lebensstil schon hin und wieder anpassen, aber ich hatte nicht mehr den Fokus auf den negativen Gefühlen gegenüber Geld.

Wer hat mit dir als Kind über Geld gesprochen?

Mein Vater. Er war Banker und hat mit uns Kindern früh über Geld geredet. Wir hatten alle so ein Gerät für unser Online-Banking, bekamen Taschengeld und konnten darüber verfügen. Wir waren ziemlich frei. Das einzige, was er uns eingetrichtert hat, war: Gib kein Geld aus, das du nicht hast. Das hat mich sehr geprägt, und ich halte mich auch heute noch daran.

Was wünschst du dir für deine finanzielle Zukunft?

Ich wünsche mir, dass ich auch weiterhin von Tätigkeiten leben kann, für die mein Herz brennt – Yoga und Design. Um in Zukunft finanziell freier zu sein, wünsche ich mir, dass ich mich als anerkannte Yogatherapeutin in naher Zukunft erfolgreich etablieren kann.