Eleganz, Minimalismus, Würde – dafür steht nicht nur die Calla-Blume, sondern auch das nach ihr benannte Lingerie- und Loungewear-Label Moya Kala. «Wir wollen, dass jede Frau mit Würde durchs Leben gehen und ihre Schönheit entfalten kann – deshalb der Name», erklärt Claudine Tanner. Sie ist eine der zwei Frauen, die hinter dem Schweizer Label stehen.
Beinahe hätte Tanner ihr Start-up im Jahr 2020 aufgegeben, als sie zum zweiten Mal Mutter wurde – dieses Mal von Zwillingen. Bis zu dem Zeitpunkt führte sie das Label Moya Kala im Alleingang, mit dem Familienzuwachs war das aber langfristig keine Option mehr. Über ihren Bekanntenkreis lernt sie Sabina Gasser kennen, und Gasser hält Tanner davon ab, das Unternehmen aufzugeben. Zu begeistert ist sie von den hochwertigen Produkten und der Geschichte hinter Moya Kala.
Faire Arbeitsplätze, die Perspektive geben
Diese Geschichte beginnt 2017 in Luzern, wo Tanner sich gegen Menschenhandel engagierte: «Ich kam mit vielen Opfern von Menschenhandel in Kontakt – vor allem mit Frauen aus Bulgarien und Rumänien», erzählt sie.
Betroffen von den Schicksalen dieser Frauen reist Tanner nach Bulgarien, mit dem Ziel, dort ein Projekt aufzubauen, das Frauen durch faire Löhne eine würdige Lebensgrundlage und die Möglichkeit zur finanziellen Absicherung bietet: «Das ist leider an vielen Orten insbesondere in der Textilbranche nicht so. Deshalb geraten diese Frauen in die Working-Poor-Spirale – und werden schneller Opfer von Menschenhandel und Prostitution.»
Über Zufälle lernt Tanner einen Produzenten in Bulgarien kennen, der ihre Werte teilt. Die Idee eines Lingerie-Labels, das für Fairness und Nachhaltigkeit steht, nimmt langsam Form an. Moya Kala soll es heissen, was auf Bulgarisch «meine Calla-Blume» bedeutet. Der Anspruch von Tanner: Die Würde und Selbstbestimmtheit von allen Frauen rund um das Label mit hochwertigen Produkten zu stärken, von der Produzentin bis zur Konsumentin.
Seit drei Jahren führen Tanner und Gasser das Label nun zusammen. Ethische Nachhaltigkeit steht auch heute noch im Fokus.
Mehrmals pro Jahr reisen die beiden aus der Schweiz nach Bulgarien und besuchen ihren Produzenten, der mittlerweile zwölf Angestellte beschäftigt. Dort kann das Duo die Arbeitsplätze der Näherinnen besichtigen und sich persönlich mit ihnen austauschen – was laut Tanner in der Textilindustrie leider nicht selbstverständlich ist: «Für uns sind die Frauen, die unsere Produkte produzieren, genauso entscheidend wie die Frauen, die sie tragen. Uns ist es wichtig, dass die Näherinnen gut ausgestattete Arbeitsplätze haben. Sie sollen bezahlte Ferien und Feiertage erhalten und mit Sozialleistungen abgesichert sein.»
Nachhaltige Lingerie für hautnahes Wohlgefühl
Moya Kala will aber nicht nur auf der Seite der Produzent:innen neue Standards setzen: «Viele Lingerie-Labels werden dem Potenzial der Frauen nicht gerecht», erzählt Tanner, «deshalb war unser Ziel von Anfang an, dass sich jede Frau in unseren Produkten wohlfühlt – unabhängig vom Alter, der Körperform oder der Hautfarbe.» Dazu steckt die Unternehmerin viel Zeit in die Suche nach einem geeigneten Material. Die Unterwäsche sollte sich wie eine zweite Haut anfühlen. Kein einfaches Unterfangen, denn viele Materialien eignen sich nicht für Unterwäsche – sie trocknen langsam und sind deshalb anfällig für Bakterien und Pilze.
Mit einem Material namens Cupro wurde Tanner schliesslich fündig. Es handelt sich dabei um kurze Baumwollfasern, die für die Baumwollproduktion nicht verwendet werden können. In einem zertifizierten Verfahren wird daraus Cupro hergestellt. «Das Material fühlt sich seidig auf der Haut an, ist temperaturausgleichend, trocknet schnell, ist antibakteriell und knitterarm – perfekt für unsere Produkte», so Tanner.
Zahlungsbereitschaft für Ethik steigt
Zusammen brachten die beiden Moya Kala aufs nächste Level. Gasser, die zuvor bereits bei einem Lingerie-Label tätig war, übernimmt das Produktmanagement und die Finanzen, Tanner konzentriert sich auf Sales und das operative Geschäft.
Mittlerweile umfasst das Angebot sechs Kollektionen, die Produkte werden von über 30 Retailhändler:innen in der Schweiz vertrieben, und das Label wurde bereits mit einem internationalen Award ausgezeichnet. Tanner erzählt strahlend: «2022 haben wir ganz unverhofft den Vegan Fashion Award von PETA Deutschland gewonnen und wurden damit für unsere No Harm Policy ausgezeichnet.» Moya Kala konnte sich innert fünf Jahren als nachhaltige Marke im Unterwäsche-Bereich etablieren.
Nachhaltigkeit hat ihren Preis – das widerspiegelt sich auch in den Produkten von Moya Kala. Ein Panty kostet zwischen 40 und 50 Franken, einen BH gibt es ab 80 Franken. Tanner erklärt: «In der Gesellschaft nimmt das Bewusstsein zu, dass ein T-Shirt für fünf Franken niemandem gerecht wird – weder der Umwelt noch den Menschen, die es produzieren. Und gerade bei den Frauen beobachten wir immer mehr, dass sie sich nicht schuldig fühlen wollen, wenn sie Kleider kaufen.» Daher seien sie auch bereit, für eine hohe Qualität, Fairness und Nachhaltigkeit etwas tiefer in die Tasche zu greifen.
Soziale Nachhaltigkeit wird von Grossinvestor:innen nicht einkalkuliert
Anders als die Konsument:innen sieht es bei den klassischen Start-up-Investor:innen aus. Diese tragen sozialer Nachhaltigkeit kaum Rechnung: «Investor:innen sagen uns offen, dass der ökologische Aspekt noch eher zählt als der ethische», erklärt Tanner. Gerade Investoren könnten sich mit der Vision und den Produkten des Labels zudem nicht identifizieren und verniedlichen das Business häufig: «Das ist ja eine nette Idee, aber … das hören wir immer wieder.»
Geld spielt nicht nur bei Moya Kala eine Rolle, die ganze Modeindustrie steht vor Herausforderungen: Kollektionen müssen bis zu eineinhalb Jahre im Voraus finanziert werden.
Entsprechend sind hohe Investitionssummen notwendig, was gerade für Start-ups schwierig sein kann. Und: Eine Gewinnmarge ist eigentlich nur über Economy of Scales, also grosse Produktionsmengen, möglich. Tanner erklärt: «Auch wir streben Wachstum an und konnten in den vergangenen zwei Jahren unseren Umsatz jeweils verdoppeln. Aber das Wachstum muss immer im Einklang mit unseren Werten sein. Fairness und Nachhaltigkeit dürfen darunter nicht leiden.» Klassische Investor:innen wiederum suchen häufig nach dem grossen Geld innerhalb kürzester Zeit – was mit dem Geschäftsmodell von Moya Kala nicht möglich ist.
Zurück zur Crowd
Deshalb will das Team hinter Moya Kala für den nächsten grossen Schritt – die Expansion in den europäischen Raum – auf Investor:innen setzen, die ihre Werte teilen und eine Passion für die Textilbranche haben. Tanner ist überzeugt: «Es gibt ganz viele Frauen, die an unsere Vision glauben und von unseren Produkten begeistert sind – aber die nicht das Geld oder die Risikobereitschaft haben, um im grossen Stil in Start-ups zu investieren.»
Deshalb setzt Moya Kala auf die Crowd, und zwar im Rahmen eines Crowdinvestings: «Moya Kala wäre vor fünf Jahren nicht entstanden, wenn nicht die Crowd den Startschuss mitfinanziert und an uns geglaubt hätte.» Die erste Moya-Kala-Kollektion wurde nämlich mittels Crowdfunding finanziert. Nun will das Start-up noch einen Schritt weitergehen und die Community, die hinter ihren Werten steht, zu Investor:innen machen. Wie eine Calla-Blume braucht schliesslich auch jedes Start-up das richtige Umfeld, um vollständig aufblühen zu können.
elleXX unterstützt die Crowdinvesting-Kampagne von Moya Kala in Form einer Medienkooperation. Wir finden nämlich: Es braucht mehr weibliche Gründerinnen, die mit smarten Ideen einen sozialen Impact erzielen. Deine Moya-Kala-Anteile kannst du dir ab sofort hier reservieren. Der offizielle Verkauf startet am 19. September.