Lass uns ganz von vorne beginnen. Bestimmt hast du in der Schule mal gelernt, dass die Schweizerische Nationalbank, kurz SNB, die Verantwortung für die Preis- und Finanzmarktstabilität der Schweiz trägt. Aber was bedeutet das genau?
Was sind die Aufgaben der SNB?
Das Thema Preisstabilität ist momentan aufgrund der Inflation sehr aktuell. Die SNB soll nämlich sicherstellen, dass die Bürger:innen der Schweiz in Zukunft gleich viel mit ihrem Geld kaufen können wie heute. Stabile Preise sind für die gesamte Wirtschaft wichtig, weil Unternehmen und Privatpersonen nur dann investieren und einkaufen. Konsument:innen würden zum Beispiel kaum neue Möbel kaufen, wenn sie davon ausgehen können, dass die Preise in den nächsten zwei Jahren stark sinken würden. Entsprechend könnten Unternehmen ihre Produkte nicht verkaufen, was Konsequenzen wie Personalentlassungen zur Folge hätte. Die Preisstabilität gewährleistet die SNB, indem sie die Leitzinssätze für Banken festlegt und mit Fremdwährungen handelt.
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Die SNB muss ausserdem sicherstellen, dass Banken und Versicherungen gerüstet sind für schwere Zeiten. Wenn die nämlich Pleite gehen, kann das katastrophale Folgen für uns alle haben. Es würde bedeuten, dass unsere Ersparnisse auf Bankkonten oder unsere Rentenguthaben bei Versicherungen weg wären. Um das zu verhindern, definiert die Finanzmarktaufsicht (FINMA) in Abstimmung mit der SNB Spielregeln für Finanzinstitute – zum Beispiel wie viel Kapital Banken zurücklegen müssen, um mögliche Verluste abfedern zu können.
Wem gehört die SNB?
Die SNB gehört zur Hälfte den Kantonen und damit indirekt der Bevölkerung. So ist beispielsweise der Kanton Zürich mit rund fünf Prozent der drittgrösste Aktionär der SNB. Die andere Hälfte der Nationalbank gehört Privataktionär:innen.
Was haben Klimarisiken mit Finanzstabilität zu tun?
Asti Roesle arbeitet für die Organisation Klima-Allianz und beschäftigt sich seit über zehn Jahren mit der Rolle des Finanzplatzes im Zusammenhang mit Umweltzerstörung. Sie sagt: «Es ist wissenschaftlich anerkannt, dass Klimarisiken auch Finanzrisiken sind.»
So könnten beispielsweise politische Massnahmen dazu führen, dass Unternehmen mit hohen CO2-Emissionen stark an Wert verlieren. Roesle erklärt: «Konkret könnten zum Beispiel Kohlekraftwerke zu wertlosen Vermögenswerten werden, wenn Kohlestrom im Zuge des Übergangs zu einer CO2-armen Wirtschaft verboten wird.» Dadurch entstehen für Banken ebenfalls Risiken, wenn sie etwa an solche Unternehmen Kredite vergeben. Es ist also für die Stabilität unseres Finanzsystems wichtig, dass Banken und Versicherungen Klimarisiken einkalkulieren. Konkret bedeutet das: Banken, die an «schmutzige» Firmen Kredite vergeben, müssen mehr Kapitalreserven haben, um den damit verbundenen Risiken gerecht zu werden.
Auch auf die Preisstabilität habe der Klimawandel einen Einfluss. Das sagte Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank, gegenüber der Financial Times in einem Interview: «Wenn wir es versäumen, externe Effekte des Klimawandels zu messen und damit Preisschwankungen bei Nahrungsmitteln, Energie und Dienstleistungen vorherzusehen, dann machen wir unsere Arbeit nicht.» Eine Studie von Greenpeace bestätigt, dass sich Folgen des Klimawandels wie Hitzewellen oder Überschwemmungen bereits heute auf die Preise von Rohstoffen und Lebensmitteln wie zum Beispiel Weizen auswirken.
Zusammengefasst ist es für die Stabilität unseres Finanzsystems also wichtig, dass die SNB Klimarisiken einkalkuliert.
Inwiefern beachtet die SNB Klimarisiken?
«Die SNB ist weit davon entfernt, mit den Herausforderungen der Klimakrise richtig umzugehen», sagt Asti Roesle. Bis vor Kurzem habe die SNB gar argumentiert, das Thema sei für sie nicht relevant. Immerhin hat die Schweizerische Nationalbank nun die potenziellen Risiken der Klimakrise für die Geldpolitik und die Finanzstabilität auf dem Schirm. Sie schreibt: «Zurzeit scheinen die Klimarisiken für die Stabilität der Wirtschaft nur mässig zu sein. Die Risiken und deren Beurteilung können sich aber laufend ändern.»
Allerdings zeigt eine internationale Studie, dass die SNB und die FINMA aktuell nur das Minimum machen, um die Klimakrise einzudämmen. Insbesondere haben sie erst wenige regulatorische Massnahmen ergriffen, denen Schweizer Banken und Versicherungen folgen müssen. Zum Beispiel müssen nur die neun grössten Banken und Versicherungen ihre Auswirkungen aufs Klima offenlegen. Auch die SNB selbst ist eine Black Box, wenn es um klimarelevante Finanzdaten geht: Es ist nicht öffentlich einsehbar, wie die SNB Klimarisiken und deren Auswirkungen auf die Wirtschaft modelliert. Asti Roesle sagt: «Die SNB hat ein Transparenzproblem. Sie gibt kaum Informationen zum Thema Klima preis. Das machen andere Zentralbanken wie etwa die britische Zentralbank deutlich besser.»
Welchen Hebel hätte die SNB bei der Bekämpfung der Klimakrise?
Asti Roesle von der Klima-Allianz sieht in der SNB eine bedeutsame Stütze der fossilen Wirtschaft. Sie sagt: «Wir haben festgestellt, dass die SNB mit ihren Anlagen jährlich etwa so viel Treibhausgas-Emissionen verantwortet wie die gesamte Schweizer Bevölkerung und die Bereiche Wirtschaft und Landwirtschaft zusammen.» Global gesehen ist die SNB übrigens der achtgrösste öffentliche Investor und hat Anlagen im Wert von fast 1000 Milliarden Franken – das ist mehr als das gesamte Schweizer Bruttoinlandprodukt (BIP).
Asti Roesle konkretisiert: «Die SNB verstösst unserer Meinung nach gegen ihre eigenen Anlagerichtlinien. Diese besagen nämlich, dass die SNB bei ihrer Anlagestrategie die grundlegenden Normen und Werte der Schweiz beachten muss.» Entsprechend hat die SNB zwar Ausschlusskriterien definiert – sie investiert zum Beispiel in keine Unternehmen, die mit Waffen handeln oder Menschenrechte gravierend verletzt haben. Und neuerdings schliesst die SNB auch Unternehmen aus, die Kohle abbauen.
Roesle reicht das aber nicht: «In der Praxis investiert die SNB in einige der grössten Klimaschänder der Welt, wie etwa ExxonMobil oder Duke Energy. Diese Firmen aus dem fossilen Energiesektor stossen nicht nur hohe CO2-Emissionen aus, sondern waren schon wiederholt in Menschenrechts- und Umweltverschmutzungs-Skandale verwickelt. Da muss man sich schon fragen, ob das im Gesamtinteresse der Schweiz liegt.» Das Thema Umwelt spielt bei den Investitionen der SNB also kaum eine Rolle.
Wie tätigt die SNB Investitionen?
Die SNB verfolgt gemäss eigener Aussage eine «passive und neutrale» Anlagestrategie. Das heisst, sie folgt den grössten Aktien-Indizes wie dem Dow-Jones-Index, die kohlenstoffintensive Sektoren einschliessen. Das Problem: Wenn der Aktienwert von kohlenstoffintensiven Firmen steigt, was momentan aufgrund des Krieges in der Ukraine der Fall ist, dann kauft die SNB aufgrund dieser passiven Strategie Aktien zu. Roesle sagt: «Das ist meiner Meinung nach alles andere als eine neutrale Strategie, sondern eine Strukturerhaltungspolitik. Die SNB hilft dadurch umweltschädlichen Firmen, weiterhin profitabel zu sein.»
Die SNB hingegen argumentiert, dass ihre Aufgabe eine unabhängige und neutrale Geldpolitik sei. Eine auf CO2-Emissionen ausgerichtete Geldpolitik sei falsch, weil die SNB dadurch Sektoren klar bevor- oder benachteiligen würde und damit wie eine staatliche CO2-Steuer wirken würde: «Es ist nicht wünschenswert, dass die SNB spezifische struktur- oder gesellschaftspolitische Ziele anstrebt», schreibt sie in einer Medienmitteilung.
Was könnte die SNB verbessern?
Nicht nur Umweltaktivisti:innen, auch der Kanton Zürich fordert, dass die SNB Klimakriterien bei ihren Anlagen stärker berücksichtigt. Der Zürcher Kantonsrat Beat Bloch sagte gegenüber den Medien: «Die SNB hat sich bis jetzt nicht dazu geäussert, wie sie mit Investitionen umgehen will, die den Klimawandel beschleunigen. Damit verstösst unsere Nationalbank gegen das Pariser Klimaschutzabkommen, in dem sich die Schweiz verpflichtet hat, die Finanzströme so zu lenken, dass sie den Klimawandel nicht anheizen.»
Auch die Klima-Allianz stellt Forderungen: «Als Erstes wollen wir mehr Transparenz. Die SNB soll offenlegen, wie viele Emissionen sie mit ihren Anlagen finanziert. Zudem soll sie einen umfassenden Transitionsplan veröffentlichen und aufzeigen, wie sie proaktiv zur Reduktion der Emissionen in der Realwirtschaft beiträgt.» Weiter möchte die Klima-Allianz strengere Ausschlusskriterien für die Anlagen der SNB sehen. «Konkret soll die SNB Aktien von Unternehmen verkaufen, die mehr als fünf Prozent ihrer Einnahmen aus der Förderung und dem Handel von Kohle, Gas und Öl sowie aus der Abholzung von Wäldern erzielen.» Schliesslich verlangt sie auch eine stärkere Regulierung des Schweizer Finanzplatzes: «Wir wollen unter anderem, dass Banken und Versicherungen eine eins-zu-eins-Kapitaldeckung für Kredite an Öl-, Gas- und Kohleunternehmen halten müssen.» Das bedeutet also, dass eine Bank für die Finanzierung neuer Investitionen in fossile Brennstoffe die gesamte Kreditsumme mit eigenen Mitteln absichern müsste, um gegen potentielle Verluste gerüstet zu sein.
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Wie schlägt sich die SNB im Vergleich zu anderen Nationalbanken?
Asti Roesle sieht vor allem einen fehlenden Willen des Managements bei der SNB. Und: «Die SNB hat ein Diversitäts-Problem – nicht nur in Bezug auf die Geschlechter. Studien zeigen, dass Diversität hilft, um breiter zu denken.» Die Zahlen bestätigen, dass die SNB bezüglich Diversität nicht gut abschneidet. So sind nur 18 Prozent der Führungspositionen von Frauen besetzt.
Andere Nationalbanken haben eine bessere Diversitätsquote. Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) sind beispielsweise 31 Prozent der Führungspositionen von Frauen besetzt. Auch in Sachen Klima ist die EZB der SNB gemäss internationalen Ratings einen Schritt voraus. Roesle relativiert aber: «Alle europäischen Nationalbanken haben grossen Handlungsbedarf in Bezug auf ihr Engagement für das Klima. Die Europäische Zentralbank ist von aussen betrachtet zwar weiter als die SNB, aber das könnte auch täuschen, weil die SNB kaum Informationen offenlegt.»
Mit besonders gutem Beispiel geht die schwedische Zentralbank voran: Seit Januar 2021 investiert die Bank nicht mehr in Vermögenswerte von Unternehmen oder Staaten mit einem grossen Klima-Fussabdruck.