Was ist es nun, das unsere Klimaemissionen in die Höhe treibt? Der Langstreckenflug, die Ölheizung, der Fleischkonsum oder doch Fast Fashion? Unsere Kolumnistin macht eine erstaunliche Entdeckung zum Konsum, die sie nachdenklich stimmt.
Ein Novembertag wie aus dem Bilderbuch, sagen sie morgens im Radio. In Zürich heisst das: dichter Bodennebel am Morgen, aus dem sich gegen Mittag die Umrisse der Stadt erheben und gleissende Herbstsonnenstrahlen sie erhellt bis es schon wieder viel zu früh dunkel wird. Bei nicht wenigen ist das auch die Zeit, in der die Sehnsucht nach der vergangenen Jahreszeit wächst, wie die Regale im Supermarkt zu glitzern beginnen.
Dieses Jahr sehe ich jedoch gefühlt weniger Wolkenmeerbilder aus dem Flugzeug oder Aufnahmen von sandhellen Stränden als sonst. Das mag an der Pandemie liegen, denke ich mir, vielleicht, aber nicht nur. «Die Emissionen müssen sofort sinken», rufen die Wissenschaftler:innen derweil an der UNO-Klimakonferenz in Glasgow. Vielleicht ist es auch nicht unbedingt der beste Zeitpunkt für Strandselfies, seit Begriffe wie Flugscham die Runde machen. Ich fliege seit vielen Jahren nicht, was aber auch andere Gründe hat. Und doch habe mich auch schon dabei ertappt, die Kosten der jährlichen Langstreckenflüge in meinem Freundeskreis im Kopf zu überschlagen.
Umso spannender ein Kuchendiagramm, das mir kürzlich im Netz ins Auge stach. Das Reisen macht gemäss Berechnungen von My Climate nur 5,5 Prozent des CO₂-Ausstosses in der Schweiz aus. Einleuchtend, da nur inländische Reisen einberechnet wurden. Die Fliegerei rund um die Welt würde trotzdem nicht das grösste Stück ausmachen. Der absolute Löwenanteil des Kuchens entfällt auch nicht etwa auf das Heizen oder auf den Arbeitsweg oder die Ernährung, nein. Es ist der «sonstige Konsum», der mit 34,4 Prozent zu Buche schlägt.
Und einmal mehr wird mir klar, wie wenig pauschale Antworten es gibt. Wie viele Widersprüchlichkeiten der Mensch und sein Verhalten in sich bergen. Wenn man zwar PET entsorgt und Grünabfälle kompostiert, dafür aber im Winter die Türe im mit Erdöl beheizten Haus weit offen stehen lässt. Wenn man nicht fliegt, dafür aber Fast Fashion bei Zalando bestellt… Wollen wir die sich ankündigende Klimakatastrophe auch nur halbwegs meistern, dann müssen wir jeden Tag aufs neue trainieren, Abwägungen vorzunehmen. Ohne einander zu bevormunden und mit weit offenem Blick – und transparenten Informationen.