Persönlichkeit
KnauserigGrosszügig
Sparer:inInvestor:in
HaushaltsbuchBauchgefühl
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SparkontoAktien
FrankenBitcoin
Hintergrund
Alter:44
Kinder:2
Ort:Bern und Südtirol (aufgewachsen)
Beruf:Geschäftsführerin myclimate Schweiz
Einkommen:Genug zur Finanzierung meines Lebensstils und zum Sparen
Schulden:keine
Grösster Ausgabeposten:Miete
Vermögen:einige 100'000 Franken inklusive der 2. und 3. Säule

Welche Gefühle löst Geld bei dir aus?

Eigentlich keine. Ich war immer in der privilegierten Lage, dass ich mir keine Sorgen um Geld machen musste. Zwar bin ich nicht in einer wahnsinnig reichen Familie aufgewachsen, aber wir hatten immer alles, was wir brauchten. Als ich angefangen habe zu arbeiten, hatte ich Jobs, die mir den Lebensstil, den ich wollte, ermöglichten. Das ist bis heute so. Dazu muss ich sagen, dass wir heute als Familie auch einen Lebensstil haben, der nicht sehr luxuriös ist.

Was heisst das konkret?

Unsere Ausgabeposten sind relativ überschaubar. Wir haben kein Auto, unternehmen keine teuren Fernreisen, wohnen zu viert auf etwa 80 Quadratmetern in einer 3.5-Zimmer-Mietwohnung und haben keine teuren Hobbys, bei denen regelmässig hohe Kosten anfallen. Für unser Leben ist genügend Geld vorhanden. Darum ist Geld für mich auch heute noch ein Mittel zum Zweck, losgelöst von Emotionen.

Kathrin Dellantonio
Wenn ich von etwas nicht 100 Prozent überzeugt bin, verzichte ich lieber. Auch weil alles, was ich an Materiellem anhäufe, Platz und Ressourcen verbraucht.

Hast du auch keine Beziehung zu Geld?

Doch, die habe ich schon. Ich gehe sehr bewusst mit Geld um. Ich bin nicht geizig, aber gerade bei materiellen Dingen frage ich mich immer: Brauche ich das wirklich? Wenn ich von etwas nicht 100 Prozent überzeugt bin, verzichte ich lieber. Auch weil alles, was ich an Materiellem anhäufe, Platz und Ressourcen verbraucht.

Wofür gibst du am meisten Geld aus?

Für Sportausrüstungen zum Velofahren, für Bergsport oder Skitouren. Ausserdem bin ich Brillenträgerin und gönne mir den Luxus, mehrere Modelle zu haben. Gekauft habe ich sie in einem kleinen Laden bei mir um die Ecke, wo sie vor Ort designt und teilweise sogar produziert werden. Und schliesslich lasse ich mir hin und wieder ein besonderes Schmuckstück von meiner Lieblingsgoldschmiedin machen. Aber auch bei diesen Dingen überlege ich mir immer zweimal, ob ich etwas wirklich möchte und ob es mir dann tatsächlich Freude bereitet. Etwas anders ist es bei nichtmateriellen Dingen.

Für die gibst du viel Geld aus?

Nicht enorm viel. Aber ich gebe deutlich lieber und einfacher Geld für Erlebnisse aus. Beispielsweise für ein gutes Abendessen, eine Übernachtung in einem tollen innovativen Hotel oder für Ausflüge. Da bin ich sehr grosszügig.

Du hast zwei Töchter. Was bringst du ihnen über Geld bei?

Ich versuche, ihnen genau das beizubringen: Sie sollen sich gut überlegen, wofür sie ihr Geld ausgeben. Meine Töchter sind acht und zehn Jahre alt, und wir kaufen ihnen ausser Kleidern, die sie brauchen, eigentlich nichts – abgesehen von Weihnachten und Geburtstag. Wenn sie einen Wunsch haben, können sie sich den mit ihrem Taschengeld erfüllen. Da ist es eine Gratwanderung: Ich möchte ihnen die Freiheit lassen, selbst über ihr Geld zu bestimmen. Gleichzeitig sollen sie lernen, ihr Geld nicht leichtfertig auszugeben. Darum frage ich oft zurück, wenn sie etwas kaufen möchten: Willst du das wirklich? Ist es dir das wert? Manchmal verzichten sie. Manchmal nicht.

Und sonst, redest du privat offen über Geld?

Wenn ich über Geld spreche, rede ich meist über die Kosten. Ich finde, vieles ist heute zu billig. Wir zahlen bei vielem, was wir konsumieren, nicht den vollen Preis und lagern Umwelt- oder Sozialkosten in die Produktionsländer aus. Würden wir diese Kosten einrechnen und für sie aufkommen, wären viele Produkte deutlich teurer, als sie es heute sind, und entsprechend würden nachhaltige Produkte attraktiver werden. Für dieses Thema möchte ich auch mein privates Umfeld sensibilisieren.

Kathrin Dellantonio
Ich finde, vieles ist heute zu billig. Wir zahlen bei vielem, was wir konsumieren, nicht den vollen Preis und lagern Umwelt- oder Sozialkosten in die Produktionsländer aus.

Gelingt dir das?

Manchmal. Ich lebe in einer Bubble, in der eigentlich alle genügend Geld zur Verfügung haben. Trotzdem ist es vielen wichtig, billig konsumieren zu können. Ich versuche dann aufzuzeigen, dass diese Art von Konsum nur für uns billig ist und viele andere Menschen draufzahlen, weil sie etwa keinen fairen Lohn bekommen oder weil negative Folgen für die Umwelt entstehen. In Bezug auf die Klimaschäden, die wir durch unseren Konsum erzeugen, werden zudem die nächsten Generationen die Kosten tragen. Das leuchtet vielen ein.

Inwiefern hängen Geld und Klimaschutz zusammen?

Geld und Klimaschutz sind eng verknüpft. Wie für alles braucht es auch für den Klimaschutz Geld. Die Frage ist: Was für Geld braucht es? Ist es Geld, das zusätzlich aufgewendet werden muss, oder ist es Geld, das heute schon vorhanden ist und das man einfach umlenken könnte?

Kannst du das genauer erklären?

Es gibt auch heute noch viele direkte und indirekte, versteckte Subventionen für fossile Energien. Wenn man nur schon dieses Geld umlenken würde in erneuerbare Energien oder in Lösungen für den Klimaschutz, wären wir schon an einem ganz anderen Punkt. Ohne dass wir zusätzliche Mittel sprechen müssen. Zudem geht es auch im Grossen um diese Kostenwahrheit, die ich vorhin erwähnt habe.

Kathrin Dellantonio
Ich glaube, dass wir die Klimakrise nicht nur mit technischen Lösungen oder Investitionen in den Griff bekommen werden. Wir werden umdenken und anders konsumieren müssen.

Was heisst das?

Auch im Grossen kostet nicht alles so viel, wie es eigentlich kosten müsste. Beispielsweise ist Zug fahren heute oft teurer als fliegen. Das liegt unter anderem daran, dass das Kerosin nicht besteuert wird und dass die Umweltkosten, die durchs Fliegen verursacht werden, nirgends eingerechnet sind.

Was wäre deiner Meinung nach die Lösung?

Ich plädiere für Kostentransparenz, die Internalisierung der externen Kosten als Carbon-Pricing. Dabei wird berechnet, welche Auswirkungen ein Produkt auf die Umwelt und das Klima hat. Jede Tonne CO2 bekommt dann einen Preis, der zum Produktpreis addiert wird. Diese Berechnungen sind natürlich sehr komplex. Aber der Effekt wäre sicher, dass jene Lösungen, die auf den ersten Blick billig erscheinen, nicht mehr die günstigsten sind, weil eben nun auch die externen Kosten internalisiert wurden.

Aber wenn Klimaschutz über den Preis geregelt wird, sorgt das doch auch für eine Zweiklassengesellschaft? Wer Geld hat, kann trotzdem noch fliegen oder gewisse Produkte konsumieren, und wer wenig Geld hat, muss verzichten.

Diesen sozialen Aspekt sehe ich auch. Hier müsste man bestimmte Bevölkerungsgruppen sicher finanziell unterstützen. Zur Zweiklassengesellschaft ist aber zu sagen: Die gibt es schon jetzt. Auch heute können sich nicht alle alles leisten. Es ist heute einfach so, dass Nachhaltigkeit ein Faktor ist, der ein Produkt deutlich verteuert, sodass es teilweise nicht mehr konkurrenzfähig ist. Würden wir vermehrt die effektiven Kosten bezahlen, käme dies nachhaltigen Produkten auch zugute.

Inwiefern?

Die Preise würden sich verschieben und angleichen. Produkte, die heute besonders billig sind, würden teurer. Und Produkte, die heute schon nachhaltig produziert werden und deshalb teuer erscheinen, wären nicht mehr viel teurer als die Billigprodukte. Nachhaltigkeit würde also konkurrenzfähig.

Kann man Menschen nur übers Portemonnaie zu nachhaltigem Handeln bewegen?

Es wäre schön, wenn es nicht so wäre. Aber ich glaube, dass der Preis eines Produkts insgesamt schon einer der wichtigsten und stärksten Hebel ist, wenn es um Nachhaltigkeit geht.

Wie stehst du zum Prinzip bezahlen statt verzichten?

Ich finde, Verzicht ist ein zu negativ besetztes Wort. Die meisten Menschen assoziieren Verzicht damit, dass ihnen etwas fehlen wird. Ich selbst mache aber eine andere Erfahrung: Verzichten im Sinne von sich von Materiellem befreien kann die Lebensqualität enorm steigern. Ich merke, wie es mich leichter und zufriedener macht, wenn ich weniger habe.

Was bedeutet das gesellschaftlich gesehen?

Ich glaube, dass wir die Klimakrise nicht nur mit technischen Lösungen oder Investitionen in den Griff bekommen werden. Wir werden umdenken und anders konsumieren müssen, beispielsweise indem wir mehr auf die Sharing-Economy setzen und weniger selbst besitzen. In meinen Augen ist das eine Neuorientierung, eine neue Art von Konsum, die ganz viel Spannendes bereithält. Ich versuche, in meinem Umfeld vorzuleben, wie bereichernd ein solches Leben ist. Um vom negativen Narrativ des Verzichts wegzukommen, hin zu einem positiven Narrativ.

Wie viel ist dir persönlich Nachhaltigkeit wert?

Finanziell ist mir Nachhaltigkeit sehr viel wert. Ich versuche immer, wenn ich die Wahl habe zwischen zwei Produkten, das nachhaltigere zu wählen. Die grösste Hürde für nachhaltigen Konsum ist der Zeitfaktor. Es gibt noch immer Produkte, bei denen der Aufwand deutlich höher ist, wenn man sie in nachhaltiger Form konsumieren möchte, weil man sie nur in einem bestimmten Geschäft am anderen Ende der Stadt kaufen kann. In solchen Fällen versuche ich in der Regel, es zeitlich möglich zu machen oder ansonsten zu verzichten.